Gitarre und Geige mal zwei …


Doris Orsan und Johannes Tonio Kreusch

Am Montag, 24.8., und am Dienstag, 25.8., maßen sich zwei Duos mit der gleichen Instrumentierung – Gitarre und Geige – aber sehr verschiedenen Musikstilen. Es gab drei Gemeinsamkeiten: Im Corona-Modus waren beide Veranstaltungen mit etwa 70 Zuschauern ausverkauft und beide Veranstaltungen hinterließen jeweils ein begeistertes Publikum – drittens existieren kaum Original-Werke für die Instrumentierung, weshalb in beiden Konzerten diverse Spezial-Arrangements für Geige und Gitarre zu hören waren. Nun kommen wir zu den Unterschieden.

Am Montag zündeten Doris Orsan und Johannes Tonio Kreusch, Musiker-Ehepaar aus München, ein wahres Feuerwerk der Leidenschaft. Seit Jahren als Gäste der Insel freundschaftlich verbunden, Amrum ist dem Paar nicht nur Urlaub und Durchatmen, sondern natürlich auch Inspiration. Erklangen vor der Pause noch feinfühlige, sehnsüchtige Canciones spanischer Komponisten wie Granados, Albeniz u.a., verzückten Orsan und Kreusch den Saal im zweiten Teil mit Südamerikanischen Tangos á la Piazzolla, es fiel schwer, nicht aufzustehen und zu tanzen! Vor allem Johannes Tonio Kreusch erläuterte zu den Stücken und den Komponisten wissenswertes und sortierte sie in die Musikgeschichte ein, gab den Kompositionen „Leben und Persönlichkeit“. Die spektakulär leidenschaftliche Musik wurde von 2 absoluten Meister/innen ihres Fachs mit einer selbstverständlichen, fast beiläufigen Perfektion vorgetragen: Insgesamt ein Hochgenuss für ein begeisterungsfähiges Publikum, welches die hohe Qualität des Zusammenspiels zu schätzen wusst

Tim McMillan und Rachel Snow

Am Dienstag dann ein ganz anderer Auftritt: alle Aufmerksamkeit galt dem Folk, neben mitreißenden Rhythmen gab es auch viele Fingerstyle-Passagen für eine sehr gefühlvoll gespielte Gitarre von Tim McMillan, immer wieder druckvoll begleitet von Rachel Snow auf der Fiddle. Das Publikum war von Anfang auf Temperatur und jubelte vernehmlich, natürlich im Rahmen des erlaubten Hygiene-Konzepts. Der Veranstalter wies vor Beginn darauf hin, dass Tanz und Gesang seitens des Publikums nicht so gerne gesehen wären, der Genuss wurde nur unwesentlich geschmälert. McMillan, wie Partnerin Snow aus Melbourne, Australien, komponiert für das Duo nicht nur eigene Stücke, er arrangiert auch diverse eigentlich wesensfremde Kompositionen für die Instrumente und den Musikstil. Wenn McMillan/Snow also Stücke von Black Sabbath (Hardrock) oder gar Slayer (Thrash Metal) spielten, so klangen und erschienen letztere auch wie reizvolle Folksongs – das hat Methode: Beethoven soll sich auch in einem Stück versteckt haben, und es wird auch noch weiter „ausgebaut“: aktuell arbeitet das Duo an einer Version eines Stückes der Isländischen Avantgarde-Sängerin Björk.

Das Publikum war begeistert, obwohl der ganze Abend eigentlich anders geplant war: ein achtköpfiges Ensemble aus Berlin („Frollein Smilla“) sollte eigentlich Open Air am Norddorfer Strand spielen. Zuerst fiel das große Ensemble den Corona-Regeln zum Opfer, dann das verbleibende Open Air mit dem „Ersatz-Duo“ dem grauenvollen Wetter! Dem Publikum war es sichtlich nicht unrecht, dem Veranstalter am Ende eines gelungenen Abends auch!

Wer war nun besser?

Der Autor hat entschieden, dass er zwei trotz gleicher Instrumente nicht vergleichbare Abende erlebt hat und beide Duos ihr Publikum mit ihrem Können sehr zufrieden in die Amrumer Nacht entlassen haben – gut gemacht, Ihr vier!

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Über Michael Hoff

Seit 1986 in die Trauminsel verliebt, hat sich Michael Hoff, Jahrgang 1965, von Hamburg aus nach Amrum begeben, um dort im Tourismus zu arbeiten. Er lebt heute mit Frau und zwei Kindern, die hier geboren sind, in Wittdün. Bei der AmrumTouristik sind Veranstaltungen sein Spezialgebiet. Michael Hoff hat mit “Hoffis Veranstaltungstipps” eine eigene Rubrik, in der er subjektiv die anstehenden Veranstaltungen ankündigt.

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One comment

  1. “Das Publikum war von Anfang auf Temperatur und jubelte vernehmlich, natürlich im Rahmen des erlaubten Hygiene-Konzepts.”

    Uns hat es auch unter den Einschränkungen gefallen.

    Unverständlich (zurückhaltend ausgedrückt) fanden wir, dass mindestens eine Besucherin während der Pause ohne MNS herumspazierte. Dafür mit einem Stück Papier rumwedelte (offenbar ein Attest). Da bekannt ist, wie man zu solch einer Bescheinigung kommen kann, sollte der Veranstalter solche Gäste des Ortes verweisen.
    Wenn das Schule macht, könnte es schnell zu einem Dammbruch führen, dann wäre jedes Hygienekonzept hinfällig. Was das in der Konsequenz bedeuten würde, muss wohl nicht betont werden.

    Wir sind froh, hier auf dieser schönen Insel verweilen zu dürfen, wo sich fast alle an die notwendigen Regeln halten.
    Hartmut Renner

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