Ruhige Strassen und hulken im eigenen Haus, das ganz andere Sylvester …


Jahreswechsel auf Amrum. Keine Gäste, keine Feier, kein großes Beisammensein, kein hulken. Alles anders und doch haben die Amrumer versucht das Beste daraus zu machen.
Spazieren gehen, Videoanrufe und hulken über das Internet. Das Wetter lies in den letzten Tagen zwar zu Wünschen übrig und doch gab es neben dem Dauerregen manchmal kleine Pausen mit nur grauen Wokenhimmel. Eine so ruhige und gastfreie Zeit zu Sylvester haben die Insulaner schon lange nicht mehr erlebt. „Kein hulken, das habe ich nur in meiner Kindheit zur Kriegszeit einmal erlebt, sonst waren wir jedes Jahr unterwegs“, erzählt ein Norddorfer.
Vielen fiel es schwer, in dieser kostümierten, kreativen Zeit nicht um die Häuser zu ziehen und so verkleideten sich einige im eigenen Haus, machten Videoanrufe oder verschickten kostümierte Bilder via WhatsApp. Eines der wichtigen Ereignisse im Jahr auf Amrum „hulken“. Das heißt die Insulaner gehen verkleidet von Haus zu Haus und werden von den Bewohnern erraten. In diesem Jahr ist alles anders. „Corona as en skitj! Wi sä üüs naist juar weder! Seegent neijuar!“ (Corona ist ein Mistkram! Wir sehen uns nächstes Jahr wieder! Gesegnetes Neujahr!) So stand es vor einem Norddorfer Haus und über einige Tage haben Leefke und Barne mit viel Freude und Spaß zusammen mit ihrem Ualatj (Opa) an diesem Mann gebastelt. „Er trägt meine alte Zimmermannshose aus Amerika und meine alten Reitstiefel“, erzählt der Ualatj und freut sich darauf hoffentlich im nächsten Jahr wieder hulken begrüßen und erraten zu dürfen.
Es blieben in dieser Silvesternacht die Strassen sehr ruhig, an den Glocken in Norddorf und Süddorf wurde einzeln traditionell geläutet. Ab und an wurden Knallfrösche in den Strassen gehört. Die sonst großen Zusammentreffen an den Plätzen der Nebeler Kirche und der Hüttmann Wiese in Norddorf blieben jedoch aus. Alle saßen im kleinen Rahmen zu Hause, spielten, schnackten über das verrückte Jahr, teilten Gedanken oder schauten Fernsehen.
Jetzt heißt es warten darauf, dass es im folgenden Jahr jetzt besser wird, die Gäste wieder kommen dürfen und vielleicht ein bisschen Normalität den Alltag bestimmt. Der wichtigste Wunsch war einstimmig „Bleibt gesund“! Und so wünschen wir auf traditionelle Weise, wie es auf Amrum üblich ist: „a seegend neijaur“! (Ein gesegnetes Neues Jahr!)
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Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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