Der Lockdown wird verlängert…


Das Ergebnis des Corona Gipfels am Montag den 22.3.2021 ist für den Tourismus an Schleswig-Holsteins Küsten sicherlich enttäuschend: Aufgrund der steigenden Inzidenzwerte wird es keine weiteren Lockerungen geben, in Gebieten, in denen die Inzidenzzahl über 100 liegt, werden teilweise vorhandene Lockerungen zurückgenommen oder neue weitere Beschränkungen angeordnet. Der Lockdown ist vorerst bis zum 18.April verlängert. Der Wunsch der Schleswig-Holsteinischen Regierung für die Küstenländer mit niedriger Inzidenz eine Sonderregelung zu erreichen, konnte nicht durchgesetzt werden. Über die Osterfeiertage wird es sogar zusätzliche Beschränkungen geben, der Gründonnerstag und Karsamstag werden nun einmalig als “Ruhetage” definiert und mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen verbunden.

Die Resonanz darüber ist auf Amrum sehr unterschiedlich. „Wir haben das eigentlich aufgrund der hohen Inzidenzzahlen schon erwartet“, so Sonja Oppermann, Chefin des Restaurant Likedeeler in Steenodde, „es ist nur erträglich, wenn man sich vorstellt, dass es dann ab Ende April/Anfang Mai endlich wieder voll losgehen kann. Was fehlt, ist das Vertrauen in die Verantwortlichen, dass bis dahin ein klares Konzept hinsichtlich genügend Impfstoff, ausreichende Testmöglichkeiten und Kontrolle der angeordneten Maßnahmen vorliegt. Es bleibt das Gefühl, das die Gastronomie die in der Priorität immer hinten ansteht“.

Auch die Amrumer Vermieter sind nicht glücklich mit der Verlängerung des Lockdowns, aber die Hoffnung, dass die Einschränkungen bis zum 18. April dann dazu beitragen, ab Mai wieder voll vermieten zu können, ist das einzig positive daran. „Frustrierend ist, dass vermehrt trotzdem Urlauber auf der Insel sind und einige Vermieter und Gäste das Beherbergungsverbot ignorieren „so eine Vermieterin aus Nebel-Westerheide. „Ich vermute, dass es über Ostern noch voller auf Amrum wird. Warum kann man nicht wenigstens alle Anreisenden – auch Zweitwohnungsbesitzer, dazu verpflichten, nur mit einem negativen Testergebnis auf die Insel zu kommen? Dies müsste dann aber auch kontrolliert werden“.

In der verbleibenden Zeit bis zur Lockerung des Beherbergungsverbotes gilt es nun die Randbedingungen für eine geplante Öffnung klar zu definieren und entsprechende Hilfen zu etablieren. Schon im Vorfeld der Ministerpräsidenten/Kanzler Runde gab es von den Tourismusverbänden vielfältige Vorschläge für eine kontrollierte Öffnungsstrategie. Einige der Vorschläge, wie zum Beispiel die Teststrategie, könnte man auch schon jetzt für den Besuch der Inseln für verbindlich erklären. Hier sind Kreis und Land gefragt, die notwendigen gesetzlichen Vorgaben rechtzeitig zu erlassen und auch eindeutig zu definieren, wer die Vorgaben kontrollieren soll.

Einige Maßnahmen für eine kontrollierte Öffnung der Insel sind schon etabliert und müssen nun entsprechend vorangetrieben werden.

Ein wesentlicher Baustein zur Bekämpfung der Corona Pandemie ist die Nachverfolgung der Kontaktdaten durch die Gesundheitsämter. Die Kontaktverfolgung durch handgeschriebene Listen bei Veranstaltungen oder Restaurantbesuchen im vergangenen Frühjahr/Sommer hat sich als viel zu langsam und fehlerhaft erwiesen.  Die neu entwickelte Luca App ermöglicht eine schnelle und lückenlose Kontaktverfolgung im Austausch mit den Gesundheitsämtern. Ein personifizierter QR- Code ist die Basis für eine automatisch erstellte und persönliche Kontakt- und Besuchshistorie. Die Anwesenheit in einem Restaurant, einer Bar oder bei einer Veranstaltung kann einfach und anonym dokumentiert werden. Mit der Luca App liest man entweder den QR Code der besuchten Location mit seinem Smart Phone oder der eigene QR Code wird vom Veranstalter/Gastronomie individuell mit einem Lesegerät eingescannt, wie man es schon von der Fahrkartenkontrolle kennt. Wenn man den Ort wieder verlässt, wird man automatisch ausgeloggt.

Für Personen, die kein Smartphone besitzen, gibt es einen Schlüsselanhänger mit einem persönlichen QR Code, in dem die individuellen Kontaktdaten im Rahmen einer Seriennummer hinterlegt sind. Bei einer eventuellen Erkrankung kann das Gesundheitsamt die Check-ins der letzten 14 Tage feststellen und diejenigen informieren, die zeitgleich an einem Ort waren.Veranstalter und Betreiber können sie nicht auslesen, nur das Gesundheitsamt kann die Kontakthistorie anfragen und entschlüsseln. Luca kann überall da eingesetzt werden, wo Menschen zusammenkommen. Die Betreiber einer Veranstaltung, eines Restaurants oder auch Einzelhandelsgeschäft müssen ihren Standort bei Luca registrieren.  Plakate zum Download stehen bei der Amrum Touristik zur Verfügung.  Eine Anmeldung für das Luca System für Gäste und Betreiber kann problemlos online erfolgen und ist für alle Nutzer und Betreiber kostenfrei.  www.luca-app.de/app/

Ein weiterer Baustein zur Bekämpfung der Corona Pandemie ist das Testen. Die beiden Inselapotheken auf Amrum bieten seit kurzem für alle Bürgerinnen und Bürger kostenlose Nasen-Rachen Schnelltests mit geschultem Fachpersonal nach vorheriger Anmeldung an.  Auch die Firma Schnelltest Nordfriesland wird ab Dienstag den 23. 3.2021 täglich bis auf weiteres in der Zeit von 09:00 – 17:00 Uhr kostenlose Corona Schnelltests direkt in Dagebüll am Fähranleger anbieten. Dieser Service ist vorerst nur für PKW-Reisende vorgesehen. Während man in der Warteschlange auf die Fährabfahrt wartet, wird der Test durchgeführt. Die Schnelltests werden vor Ort ausgewertet und das Ergebnis bekommt man per E-Mail mitgeteilt. Sollte der Test positiv ausfallen, wird man umgehend von einem der Ärzte kontaktiert und über die nächsten Schritte informiert.

Bei der Frage, ob regelmäßige Tests bei Mitarbeitern und den Gästen durchführt werden, herrscht noch kein einheitliches Bild. Viele Betriebe können sich vorstellen, die eigenen Mitarbeiter regelmäßig zu testen. Inwieweit dies für die Gäste angeboten wird, ist noch offen. Man geht davon aus, dass eigentlich nur Gäste nach Amrum kommen, die vorher zeitnah an ihrem Heimatort getestet wurden.

Währenddessen geht das Impfen auf Amrum wie geplant weiter. Gestern und heute wurden insgesamt 172 Impfungen für Berechtigte der Priorität 2 ohne Komplikationen durchgeführt. Die Impfungen für Priorität 1 sind komplett abgeschlossen. „Wir hoffen das die nächste Impfstofflieferung bald nach Ostern auf Amrum eintrifft“, so Impfärztin Dr. Claudia Derichs.

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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4 comments

  1. Moin,Moin,
    Verstehen tut das Denke ich kein Vermieter von Ferien-Appartments mehr.
    Gut das wir nach Mallorca fliegen koennen. Deutschen Vermietern geht es
    ja so Gut, besonders den Privatenvermieter. Steuern duerfen die zahlen
    aber nicht einen Cent Unterstuetzung. Merken die in Berlin ueberhaupt noch was.
    Geht es ueberhaupt noch um den Virus?
    oder soll die Wirtschaft kaputt gemacht werden?
    Ca.70.000 Menschen sind in Deutschland an oder mit Corona gestorben
    das sind nicht einmal 0,1% der Deutschen Einwohner.
    Ja es ist traurig wenn ein geliebter Mensch von uns geht. Aber muessen
    99.9% der Bevoelkerung darum auf so vieles versichten?
    Es gibt kein ewiges Leben, wir alle sind mit dem Totesurteil geboren.

    Lasst uns das Leben geniesen solange wir es koennen.

    Hans-Hermann Autzen

  2. Als Gäste, die seit vielen Jahren gerne auf die Insel kommen, bedauern wir sehr, dass hier seitens der Politik keine intelligentere Lösung gefunden wurde. Die Vermieter und Gastronomie hätten es verdient.

    Jedoch: wenn schon, denn schon. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, und auch nicht fair den korrekten Vermietern gegenüber, sollten die nunmal getroffenen Regelungen von einzelnen nicht eingehalten werden.

    Wenn das tatsächlich so ist – wie ich hier mehrfach lese – weshalb wird nicht kontrolliert? Weshalb ist das überall in D möglich, nur auf Amrum nicht? Wir würden gerne im Spätsommer wieder kommen, aber wenn jetzt die Regeln nicht befolgt werden, könnte noch die ganze Sommer-Saison ausfallen. Das kann doch niemand wollen…
    Udo Lahm

  3. Mal abgesehen von dem Regierungs-Hick-Hack (denn die “Ruhetage” sind ja nun zurückgenommen) scheint auch bei der Kontakt-Verfolgung mit Luca noch einiges im Argen.

    Bei Netzpolitik (https://netzpolitik.org/2021/digitale-gaestelisten-das-zentrale-problem-von-luca/) liest sich das weit weniger Positiv. Die dort aufgezählten Schwächen halte ich für Ernste Probleme die m.E. erst mal genauer Untersucht und Gelöst werden sollten bevor man sich auf das neue stürzt – nur weil es neu ist. Zudem soll die Offizielle Corona-Warn App in kürze auch dieses Feature lernen. Und dort hat man im Vorfeld groß über diese Dinge debattiert. Warum nicht jetzt, warum nicht bei Luca? Versprechungen können doch kaum mehr zählen als Fakten (wie der o.g. Analyse)?

    Der 18.4. ist noch etwas hin und die Luca Macher wollen in kürze den Code veröffentlichen. Da werden sicherlich etliche mit mehr Sachkenntnis rein schauen und ihre Folgerungen mitteilen. Dann läßt sich fundierter sagen ob und welche Risiken bestehen. Bis dahin rate ich zum Abwarten und nicht in Euphorie zu verfallen bloß weil ein Prominenter diese eine App bewirbt. Von dessen Sachkenntnis über Computer und Programmierung um eine App wirklich zu bewerten noch nie jemand gehört hat.

    Darüber hinaus würde ich mir wünschen das es auch Nachmittags Termine für Schnelltests auf Amrum geben würde.

    K. Martinen

  4. Es wird hier von Bausteinen zur Pandemiebekämpfung geschrieben. Ja, alle geben sich viel Mühe, strengen sich an, haben tolle Konzepte um für die Sicherheit der Gäste und für uns alle zu sorgen, zerbrechen sich die Köpfe, was man noch besser machen könnte.
    Aber was nützen uns alle diese großartigen Ideen und Anstrengungen, die luca App, weniger Tische in den Restaurants, Plexiglasscheiben, abgezählte Einkaufswagen, wenn nach einem Jahr Pandemie, in dem es schon zum Automatismus geworden sein muss, vor Betreten eines Geschäftes die Maske aufzuziehen, hier noch immer COVIDIOTEN unterwegs sind, die der Meinung sind, dass man auf Amrum die Maske nicht braucht, dass man hier keinen Abstand halten muss, ,dass man im Rudel in die Geschäfte gehen kann….
    Was stimmt mit diesen Leuten nicht? Sind sie einfach nur gedankenlos? Verständnislos? Egoistisch? Dumm? Wie schützen wir uns vor ihnen, außer sie aus dem Geschäft zu verweisen? Wie kann das angehen? Urlaub bedeutet doch nicht gleich alles zu vergessen und verantwortungslos zu werden! Vor diesen Menschen habe ich Angst! Wegen denen dauert die Pandemie noch ewig und sie rufen neue Lockdowns hervor und vermasseln den eventuell nachfolgenden Sommergästen die Ferien. Nur gemeinsam können wir stark sein und diesem Virus begegnen!
    Das macht mich alles so mütend! Sorry, ich musste das jetzt mal loswerden! Vielleicht lesen es ja auch die Richtigen und bessern sich.
    Danke für’s “zuhören”
    Gyde Thonfeld

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