Nebeler Gemeindevertretung stimmt für Neubau Haus des Gastes …


Der geplante Neubau Haus des Gastes, Quelle: Architekt Daniel Zajšek

So viele Besucher hatte es noch nie bei einer Gemeinderatssitzung in Nebel gegeben, alle verfügbaren Besucher- Plätze in der Aula der Öömrang Skuul waren besetzt. An diesem Abend sollte entschieden werden, ob das Projekt“ Neubau Haus des Gastes“ auf Grundlage des 1.Preises im Architektenwettbewerb realisiert werden soll.

Bevor über den Grundsatzbeschluss zum Neubau entschieden wurde, gab Nebels Bürgermeister Cornelius Bendixen nochmals einen Überblick über das Projekt. Schon in den Jahren 2011/12 hatte es einen Architektenwettbewerb über eine Erneuerung zum Haus des Gastes gegeben. Der damalige Siegerentwurf sah eine Sanierung des vorhandenen Gebäudes mit neuem Anbau vor, um allen geforderten zukünftigen Nutzungen entsprechen zu können.  In der weiteren Detaillierungsphase wurde jedoch deutlich, dass die alte Bausubstanz erheblich schlechter war als ursprünglich angenommen. Als die Baukosten annähernd doppelt so hoch wurden, wie der ursprünglich vorgegebene Finanzrahmen, zog der Gemeinderat schließlich die Reißleine und das Projekt wurde mit der Schlussfolgerung gestoppt, dass eine wirtschaftliche Sanierung des vorhandenen Gebäudes insbesondere mit der Anforderung der Barrierefreiheit, nicht möglich ist.

Da das jetzige Gebäude als ein „Haus des Gastes“ nicht mehr zeitgemäß ist, wurde der Entschluss gefasst, das alte Gebäude abzureißen und ein komplett neues zu bauen. Um ein möglichst breites Spektrum von Ideen für eine Neugestaltung zu bekommen, wurde unter der Regie des Architektenbüros Richter aus Kiel ein zweiphasiger EU-offener Realisierungswettbewerb ausgelobt. Europaweit haben 162 Architekturbüros ihre Ideen eingereicht, von denen 9 Wettbewerbsbeiträge für eine weitere detailliertere Bearbeitung in einer zweiten Phase ausgewählt wurden.

„Die Aufgabe war einen Entwurf zu erstellen, der sich in die Silhouette der Gemeinde Nebel einpasst, alle Funktionen eines modernen Touristikzentrums erfüllt und auch noch finanzierbar ist,“ so Bürgermeister Cornelius Bendixen, „das neue Gebäude sollte nicht in Konkurrenz zur Nebeler Kirche stehen und den Kurpark zu neuen Leben erwecken“.

In vielen Sitzungen hat sich das Preisgericht aus Mitgliedern des Gemeinderats, Architekten, Landschaftsgärtnern und Stadtplanern sowie Beisitzern des Amtes und der Touristik detailliert mit allen Entwürfen auseinandergesetzt und letztendlich den Entwurf der Architekten Daniel Zajsek/Gert Lübs als ein eingeschossiger Pavillon mit Flachdach ausgewählt. „Die Architektur ist kleinteilig, filigran und zurückhaltend, überzeugt aber gleichzeitig als eigenständiger Baukörper mit großer Identität. Die gewählten Materialien Holz, Glas und Klinker sowie das begrünte Flachdach passen sich gut in das parkähnliche Grundstück ein,“ so Cornelius Bendixen.

Besonders gefallen hat der Jury auch der atrium- ähnliche, kreisrunde Saal im Zentrum des Gebäudes, der durch lamellenartige Wandelemente geöffnet und geschlossen werden kann, wodurch auch das angrenzende Café und der Leseraum profitieren. Zusammen mit den nach Osten und Westen vorgelagerten Terrassen ergeben sich vielfältige Veranstaltungsmöglichkeiten. Durch filigrane Stützen und viel Glas wirkt das Gebäude hell, offen und lichtdurchflutet.

In zahlreichen öffentlichen Sitzungen wurde der Siegerentwurf der Nebeler Bevölkerung vorgestellt und viele kritische Fragen beantwortet. „Uns war es wichtig, ein möglichst umfangreiches Feedback über den Entwurf zu bekommen,“ so Bürgermeister Bendixen.

Die Ausführung als Flachdachgebäude in einem Dorf wie Nebel mit den vielen Reetdachhäusern wurde bis zuletzt sehr kontrovers diskutiert. „Auch wir haben uns anfänglich schwer damit getan,“ so ein Nebeler Gemeindevertreter, „aber die Integration aller Anforderungen war die logische Entwicklung in Richtung des Siegerentwurfs und hat uns letztendlich überzeugt, dass dieses der richtige und auch einzige Weg ist, allen Anforderungen gerecht zu werden. Ein Reetdach in dieser Größe würde sehr drückend und wuchtig im Kurpark wirken. Außerdem wäre sowohl der Preis als auch der Unterhalt (Versicherungen, Pflege) viel teurer.“

Die Gemeindevertretung stimmte einstimmig dafür, den Neubau Haus des Gastes auf Grundlage des Siegerentwurfs des Architektenwettbewerbs zu realisieren.

Allen anwesenden Besuchern und Mandatsträgern war anzumerken, dass diese Entscheidung keine Entscheidung wie jede andere im Gemeinderat war. Die Gemeinderatsmitglieder waren sich der Tragweite dieser Abstimmung bewusst. Die Kommentare der einzelnen Mitglieder des Gemeinderats zeigten aber auch, dass jeder einzelne davon überzeugt ist, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Bestätigt wurden sie durch den Applaus der anwesenden Besucher und den Kommentar einer Nebeler Bürgerin: „Wir freuen uns nun auf das neue Haus des Gastes und sind sicher, dass es eine Bereicherung für unsere Gemeinde und die Gäste wird“.

Das Architektenteam DNLZSK / G2Landschaft (Daniel Zajsek /Architekt und Gert Lübs / Landschaftsarchitekt) wird mit der Projektdurchführung und weiteren Bearbeitung des Entwurfs beauftragt.

Bürgermeister Bendixen machte deutlich, dass das Projekt nur verwirklicht wird, wenn eine Förderung von mindestens 50% der Bausumme gewährt wird. Der Zeitraum für Abriss und Neubau wird etwa 2- 2 1/2 Jahre dauern.

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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10 comments

  1. Hans Karstensen

    Es bleibt zu hoffen das die Förderung nicht 50 Prozent erreicht. Das dieser Artikel von Ihnen ist Herr Hoffmann war zu erwarten.

  2. „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“ – (Goethe) – Der Besitz ist solange wertvoll, solange man den auch tatsächlich nutzt.

    Die Gemeindevertreter haben sich gegen den Besitz – Ortsgestaltungssatzung – entschieden.

    Die Entscheidung ist zu würdigen.

    Statt Friesenhäusern stehen nun für die Gemeindevertreter atrium- ähnliche, kreisrunde Säle im Vordergrund, die durch filigrane Stützen und viel Glas hell, offen und lichtdurchflutet wirken.

    Bleibt nur noch zu hoffen, dass die auf Nachfrage öffentlich von Herrn Cornelius Bendixen als Bürgermeister benannten Baukosten inkl. aller Preissteigerungen und Nebenleistungen von ca. Mio. 5.3 Euro nicht überschritten werden und dass der Baukostenzuschuss in Höhe von 50% zum Baubeginn vorliegt.

    Carl Lorenzen

  3. Na dann stehen einem kleinen Flugplatz und einem 18-Loch-Golfplatz ja auch
    nichts mehr im wege.

    Hans-Hermann Autzen

  4. Als langjähriger Feriengast (seit 1971) hat man schon sehr viel Veränderung auf der Insel mitbekommen. Was ich jetzt hier lesen muss, gab es aber meines Wissens noch nie: eine berechtigte, hitzige Diskussion über ein neues Gebäude. Was fällt auf?
    Erstens erwarte ich eine neutrale Berichterstattung und nicht diesen einseitigen Stil, den man hier lesen muss. Herr Hoffmann darf gerne eine private Meinung haben, die hier aber rein gar nichts zur Sache tut. Das ist unseriöser Journalismus.
    2. überrascht es den auswärtigen Leser, dass die Gemeindevertretung nunmehr einstimmig (!) nach so viel Kritik und Gegenwind der Umsetzung zustimmt. Gemeindevertreter sind gewählte Bürger Amrums, die deren Interessen vertreten sollen. Wo ist da der Fehler? Scheint es hier andere “Sachzwänge” gegeben zu haben? Kaum vorstelbar, dass die Kritiker zufällig alle nicht in der Gemeindevertretung sitzen.
    3. Die Amrumer Bürger haben spätestens bei der nächsten Kommunalwahl die Möglichkeit sich bei den jetzigen Gemeindevetretern zu “bedanken”, indem sie sie nicht wieder wählen. Leider scheint das in einer Demokratie die einzige Möglickeit zu sein, die noch bleibt.
    Martin Elsler

  5. Tackenbergerin

    Danke an die Gemeindevertretung für eine mutige und zukunftsweisende Entscheidung! Ich freue mich schon auf den Neubau!

    Britta Walkowiak

  6. Ich kann verstehen, das es Zeit braucht sich an ein neues Erscheinungsbild zu gewöhnen.
    Bin aber froh über die Entscheidung. Das alte Haus des Gastes wurde von uns nur zum Abholen von Infomaterial genutzt, wobei meine Mutter dann immer draußen gewartet hat. Wir freuen uns auf das neue Haus, das auch von Älteren dann einfach betreten werden kann.

  7. Kommentar zum Kommentar von Maddin.
    Dem Herrn Hoffmann unseriösen einseitigen Journalismus vorzuwerfen ist
    schlichtweg Quatsch. Seine bisherigen Berichte waren allesamt sachlich und
    informativ. Wenn er in eigener Sache eine Kommentar, der auch als solcher
    kenntlich gemacht ist, abgibt, hat das mit dem rein informativen Bericht nichts zu tun.
    Den Nebeler Gemeindevertretern das Demokratieverständniss abzusprechen
    ist auch nicht nachvollziehbar. Bei einer überschaubaren Menge an Kritik, die
    im Vorfeld nicht so sehr bemerkbar war (erst nach dem Bericht von Herrn Hoffmann!)
    ist ganz normal abgestimmt worden und das Ergebniss ist nun mal eindeutig.
    Herr Elsler, immer schön positiv bleiben. Den ersten Wohnsitz nach Amrum verlegen,
    mit wählen und dann ein schönes Treibhaus oder Aquarium vorschlagen!
    Ole Dedrichsen

  8. War unter 162 eingereichten Vorschlägen nicht EIN einziger dabei der eventuell besser/Klassischer/konventioneller in das Ortsbild paßt als der aktuelle “Scherbenhaufen”? Werden wir es je erfahren da nur 9 Entwürfe raus gefiltert wurden – von denen noch weniger der Allgemeinheit präsentiert wurden?

    Ich würde ja dafür plädieren die anderen Entwürfe zumindest mal kurz vor zu stellen und den Bürgern zur Wahl zu stellen… wenn es dafür nicht schon zu spät wäre. Ist es nicht wenn man will!

    Aber ich denke dabei leider an die Beiden großen Schwimmbäder der Nachbarorte. Beide existieren nicht mehr – nur noch der Äußeren Form nach, und die ist auch nicht grad ein Hingucker. Hätte man daraus nicht vielleicht etwas lernen können?
    K.M.

  9. G. Bolm

    Wir freuen uns, das uns dieses Jahr wenigsten noch der Anblick dieses Fremdkörpers
    des Neubaus “Haus des Gastes” erspart wurde. Diesen Bau an der Stelle kann man
    nur Negativ bewerten.

    L.G. G. Bolm

  10. Kommentar zum Kommentar von Maddin.
    Kommentar zum Kommentar von Ole
    Kommentar zum Kommentar Iris Fromm

    Hier möchte ich Ole zustimmen.

    Die Vorwürfe von Maddin gegen den Autor sind völlig haltlos und aus der Luft gegriffen.
    Den Beitrag von Herrn Hoffmann sehe ich nicht als Meinungsäußerung, sondern als sehr
    sachliche Berichterstattung über die Vorgänge und Entscheidungsfindung der Gemeinde.

    Das soll nicht heissen, daß ich die Entscheidung begrüsse oder befürworte.
    Den Abriss des Haus des Gastes empfinde ich als Verlust für Nebel. Hier geht ein Gebäude
    mit kulturellem Charakter unwiederbringlich verloren. Der Neubau wirkt auf mich irgendwie
    seelenlos. So hoffe ich, daß das Vorhaben nicht verwirklicht wird.

    Wenn Frau Fromm das Gebäude nur für das Infomaterial besucht hat, so ist das Ihre Sache,
    wenn Sie nicht nach links oder rechts schaut. Im Grunde braucht Sie diese Einrichtung nicht,
    egal ob alt oder neu. Wir nutzen regelmässig den Schalter z.B. für Eintrittskarten- oder
    Fahrkartenkauf und Informationen sowie den WLan-Zugang. Der Lesesaal ist eine gute
    und gemütliche Einrichtung. Ausserdem finden hier auch Veranstaltungen wie Malkurse statt.

    Aber wenn man kein Interesse am Haus des Gastes hat, wird dies sich wohl kaum durch ein
    anderes Gebäude ändern und daher sollte man sich dann nicht deratig abfällig äussern.
    Oder noch besser schweigen.

    K. Fischer

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