Angefangen hat alles mit einem Möwenei. Im alter von 6 Jahren wurde der junge Georg von seiner Mutter zum Möweneiersuchen in die Norddorfer Dünen geschickt. Nach vielem vergeblichen Suchen in den Dünen fand er schließlich ein Möwennest mit einem Ei drin – das war der Beginn seiner nun mehr als 80-jährigen Begeisterung für die Natur von Amrum. Deshalb war das Geschenk eines ausgepusteten Möweneis in einem kleinen Nest ein ganz besonderes Geschenk für Georg Quedens. Unzählige Publikationen über die Pflanzen- und Tierwelt von Amrum hat er in seinem bisherigen Schaffensleben veröffentlicht und auch heute noch schreibt Georg Quedens Artikel über die Amrumer Natur – immer noch mit seiner 32 Jahren alten Olympia Schreibmaschine. Seine nunmehr in über 80 Jahren erworbenen Kenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt hat er nicht nur zu Papier gebracht, sondern sie auch in Dia Vorträgen mit Gästen und Einheimischen geteilt. Als Insel-Chronist hat Georg Quedens die Entwicklung der Insel in unzähligen Bildern festgehalten und veröffentlicht, wobei er sich auch kritisch mit Entwicklungen der Insel auseinandergesetzt hat. Besonders in Erinnerung geblieben ist die jährliche Inselchronik, in der das Geschehen auf der Insel sowie die Menschen, die hier leben in eindrucksvoller Weise beschrieben wurden. Diese von 1983 bis 2012 erschienene Serie wurde von Einheimischen und Gästen jedes Jahr mit Spannung erwartet. Viele seiner zahlreichen Dia Vorträge über das Leben auf der Insel haben Generationen von Urlaubern aber auch Einheimische in den Bann gezogen, es gibt sicherlich kaum einen Gast, der sich nicht an Nordsee-MORDsee erinnert.
Die Publikationen und Vorträge wurden immer durch eigene Fotos illustriert. Der gelernte Fotograf begann sehr frühzeitig damit, mit viel Geduld und Ausdauer die Tier- und Pflanzenwelt auf Amrum zu fotografieren. Bis zu 12 Stunden lag er unter dem Tarnnetzt, um endlich den besonderen Schnappschuss machen zu können. Zehntausende von Fotos haben sich mittlerweile im eigenen Archiv angesammelt und stellen einen unglaublichen Schatz der jüngeren Amrumer Geschichte dar. Für seinen unermüdlichen Einsatz für seine Heimat Amrum und Nordfriesland wurde Georg Quedens im Jahr 2009 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Sein 85-jähriger Geburtstag sollte im vergangenen Jahr mit einer Ausstellung über (S)ein Leben für Amrum in der Nebeler Mühle gefeiert werden, aufgrund der Corona Pandemie konnte dieses nicht stattfinden und wurde nun in diesem Jahr nachgeholt. Zahlreiche Gäste aus dem Familien- und Freundeskreis hatten sich an der Nebeler Mühle eingefunden, um diesen Tag gemeinsam mit Georg zu verbringen. Zur freudigen Überraschung überbrachte auch die Amrumer Trachtengruppe Glückwünsche, wobei sich der Jubilar besonders über den erstmals auftretenden jungen Nachwuchs der Tanzgruppe freute. Für Merle, Marret und Tjare war es der erste öffentliche Auftritt, den sie souverän meisterten.
In seiner launigen Rede ließ Sohn Kai das bisherige Leben seines Vaters noch einmal Revue passieren. Auch wenn Georg kein großer Fan der neuen Medien sei, ist er in Wikipedia und bei Google sehr präsent. Georg hat nicht nur Fotos in seiner Heimat gemacht, er war auch zu Tieraufnahmen in der Serengeti. Nach dem Unterschied befragt, sagte er, dass es sehr viel schwieriger ist, Tiere auf Amrum zu fotografieren als wilde Tiere in Afrika. In der Regel sind die wilden Tiere nicht so scheu wie hier bei uns.
Amrum News nutze die Gelegenheit, einige Fragen an Georg zu stellen
Georg, wann hast du mit dem Fotografieren angefangen und welches war deine erste Kamera?
Das war Mitte der 50-iger Jahre, meine erste Kamera war eine Agfa Silette. Da wir damals noch keine Tele-Objektive hatten, musste man sehr dicht an die Motive ran, teilweise auf 2 Meter, was bei vielen Tieren sehr schwierig war und viel Geduld erforderte. 1958 habe ich dann auch meinen ersten Diavortrag gehalten.
Hast du deine Bilder immer selbst entwickelt? Ja natürlich, ich bin ja gelernter Fotograf und habe es von der Pike auf gelernt, so richtig mit Dunkelkammer und allem Drum und Dran. Ein Problem früher war, dass man die Filme erst entwickelte, wenn der Film voll war, das konnte dauern.
Erinnerst du dich noch an deinen ersten Artikel? Ich habe meinen ersten Artikel für den Inselboten schon im Mai 1954 geschrieben, über den Schutz der Amrumer Vogelwelt. Als ausgerechnet ich, damals bekannt als Nordorfer Eier-Dieb, den Amrumern was über Naturschutz erzählen wollte, dachte man, ich sei verrückt geworden.
Was geschieht mit all deinen Bildern, hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie sie der Nachwelt erhalten bleiben können? Das ist ein schwieriges Thema. Ich kann die vielen Bilder (es sind Tausende) nicht einfach einem Archiv übergeben, da sie nicht beschriftet sind. Bei vielen alten Bildern weiß nur noch ich, welches alte Haus oder welche Person auf dem Bild zu sehen ist. Das gute ist, das die alten Bilder in der Regel auch haltbar sind und auch oft von guter Qualität. Ein 70 Jahre altes Foto sieht auch aus wie ein Foto aus der damaligen Zeit und kann wunderbar die Atmosphäre von damals widerspiegeln.
Macht ein Naturfotograf wie du auch private Schnappschüsse? Ja natürlich, wir haben zuhause viele alte Familien-Alben mit tollen Fotos.
Hast Du ein Lieblingsfoto? Ja, mein Lieblingsfoto sind die beiden Möwen mit dem Leuchtturm. Ich habe bestimmt 1000 Fotos mit Heringsmöwen gemacht, die kennen mich teilweise schon über Jahre und sind regelrecht zutraulich. Ich kann zum Fotografieren sehr dicht rangehen, aber nur ich allein. Als mein Sohn Kai mich einmal begleitet hat, flogen sie schon weg, als wir 50 m entfernt waren.
Gibt es nach all den Jahren noch ein Motiv auf Amrum, welches du noch nicht fotogradiert hast? Ja, ich möchte gern Löffler fotografieren, die sind neu auf Amrum.
In der Ausstellung in der Amrumer Mühle kann man viele Bilder von Georg Quedens bewundern und auch handsignierte, auf Leinwand gezogene Bilder käuflich erwerben. Der Erlös geht an den Verein zur Erhaltung der Amrumer Mühle.