Auch bei weniger gutem Wetter im November kann man auf Amrum interessamte Dinge beobachten. So war am letzten Wochenende in Nebel zwischen Böle Bonken Wai und Kläranlage ein großer, sog. Hexenring, auch Feenring genannt, zu bestaunen. Hexenringe sind kreisförmig angeordnete Pilzstrukturen, die bis zu mehrere Meter im Durchmesser haben können. Bei dem Amrumer Ring waren es gut 10 Meter!
Was man langläufig als „Pilz“ bezeichnet ist biologisch gesehen lediglich der sichtbare Fruchtkörper eines Pilzes, vergleichbar in etwa der Frucht einer Erdbeer-Pflanze. Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere, sie bilden in der Natur eine eigenständige Art von Lebewesen, die zwar wie Pflanzen sesshaft sind, aber zur Energiegewinnung keine Photosynthese betreiben.
Der eigentliche „Pilz“ ist das Myzel, ein zumeist unterirdisches Pilzgeflecht, das aus vielen fadenförmigen Zellen, den sog. Hyphen besteht. Am Ende dieser Hyphen wachsen dann eben die Fruchtkörper („Pilze“) aus dem Boden. Zumeist sind die Hyphen nur unter einem Mikroskop zu erkennen, sichtbar für das menschliche Auge werden sie aber z.B. als Schimmelpilze in sonst klaren Fruchtsäften, in ungenießbar gewordenen Marmeladengläsern, aber auch als „Edelschimmel“ auf der Oberfläche von Camembert-Käse.
Ein Hexenring kann viele Jahre, ja Jahrzehnte alt werden und entsteht, wenn sich das unterirdische Myzel strahlenförmig in alle Richtungen ausbreitet. Mit der Zeit sind die aus dem Boden aufgenommenen zur Ernährung notwendigen Nährstoffe erschöpft, und das Myzel stirbt im inneren Bereich des Rings ab. Übrig bleiben die oft ringförmig angeordneten Fruchtkörper. Die dann oft „über Nacht“ entstehende kreisförmige „Pilzansammlung“ ist daher ein einziger Organismus.
Die Bezeichnung „Hexenring“ oder „Feenring“ geht auf den mittelalterlichen Volksglauben zurück, dass die kreisförmigen Gebilde Versammlungsorte von Hexen oder Feen seien. Auf Amrum wurden aktuell jedoch keine Hexen oder Feen gesichtet, noch nicht einmal die „Onerbäänken“.
Weltweit sind ca. 60 Pilzarten bekannt, die zu Hexenringen heranwachsen können. Am häufigsten tut dies in unseren Breiten der „Mönchskopf“, ein im Prinzip essbarer Lamellenpilz aus der Kategorie der Trichterlinge. Vor einem „Pilzgenuss“ sollte man sich aber immer vergewissern, dass der Fruchtkörper wirklich essbar ist, gibt es doch viele „Pilze“ die ungenießbar oder sogar giftig sind.