Kraftstoffpreise an der Insel-Tankstelle Amrum gibt es auch nach der Steuersenkung nicht unter 2 Euro …


Tanklastzug bringt Nachschub für die Insel 

Vor gut 4 Wochen wurden vielerorts an den Tankstellen die Preise infolge der beschlossenen Steuersenkung angepasst. Doch der erhoffte Nachlass kam beim Autofahrer nicht an, die Mineralölkonzerne gaben die volle Steuersenkung nicht weiter an die Verbraucher.

Amrum musste eine Woche länger warten, ehe der Tankwagen den erhofften günstigeren Kraftstoff anlieferte. Doch auch hier die Ernüchterung, es erfolgte nicht die erhoffte Senkung des Kraftstoffpreises.

Kostete der Liter Superbenzin am 31. Mai noch 2,239 Euro so gab es ihn ab dem 8. Juni für 2,189 Euro. Nach einer weiteren Tanklieferung sank der Preis am 22. Juni auf 2,089 Euro.

Eine Reduzierung um 5 bzw. 15 Cent beim Super, anstatt erhoffte 35 Cent Steuerersparnis. Beim Diesel sollten es knapp 17 Cent Steuersenkung je Liter werden, die Autofahrer zahlen inzwischen aber wieder mehr als vor der Steuersenkung!

Warum ist das so? Amrum News fragte bei den Versorgungsbetrieben Amrum nach.

Wer sind eigentlich die Versorgungsbetriebe Amrum?

Vor Jahren haben sich die Amrumer Gemeinden Nebel, Norddorf und Wittdün zu einem gemeinsamen Kommunalunternehmen – Versorgungsbetriebe Amrum – zusammengeschlossen, für die Wasserversorgung in den 1970er Jahren zunächst als sogenannter „Eigenbetrieb“ und im Rahmen der Ämterfusionierung 2007, als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR). Die Versorgungsbetriebe sind zuständig für die Wasserversorgung der Insel, den Betrieb der Häfen Wittdün und Steenodde, der Beseitigung des Abwassers in den Inselgemeinden, der Sicherung der Kraftstoffversorgung für die gesamte Insel Amrum und für die Betreuung des Denkmals „Leuchtturm Amrum“ (Amrum News berichtete). Die Versorgungsbetriebe Amrum sorgen also dafür das alles läuft auf der Insel!

 

Wie läuft die Preisgestaltung auf Amrum?

Warum ging der Benzinpreis am 1. Juni nicht nach unten sondern nach oben und warum gab es nach den letzten Lieferungen nicht die volle Steuersenkung?

Die Insel-Tankstelle unterliegt nicht der Überwachung durch das Bundeskartellamt.

Daher ist diese Tankstelle auch in keiner „Preis-App“ zu finden.

Hintergrund ist eine gesetzlich regulierte Bagatellgrenze für Tankstellen, die weniger als 750.000 Liter Kraftstoff pro Jahr umsetzen. Im Fall der Versorgungsbetriebe werden die über die „hausinternen“ Tankkarten verkauften Mengen nicht angerechnet.

Im Übrigen sind die Versorgungsbetriebe ein Partner der „Team Energie GmbH & Co. KG (Hemmingstedt, früher Zerssen Mineralölhandel GmbH), mit denen vom Grundsatz fixe Margen je Liter vereinbart sind. Margenänderungen müssen durch den Verwaltungsrat mehrheitlich beschlossen werden.

Im Vergleich zu Tankstellen auf dem Festland, ist die Häufigkeit der Belieferung mit einem 2- bis 3-Wochen-Rhythmus relativ gering. Bei der derzeitigen Preisdynamik kommt es nun ab und zu vor, dass kurz nach einer Lieferung auf Amrum, die Preise auf dem Festland innerhalb weniger Tage stark steigen. Daraus folgt für die Insel-Tankstelle, dass die eigentlich fixen Margen kurzfristig nach oben angepasst werden müssen, um „Hamsterkäufe“ zu vermeiden. Es ist menschlich verständlich, dass man den Tank vollmacht, wenn der Inselkraftstoff einmal deutlich billiger ist als auf dem Festland. Es kam bereits vor, dass schon nach wenigen Tagen der Vorrat aufgebraucht war, bevor eine neue Lieferung mit der Fähre möglich war. Der daher eingestellte „Schutzpreis“ soll dafür sorgen, dass der Vorrat nicht frühzeitig erschöpft ist, denn die Versorgungsbetriebe wollen ihrem Mandat nachkommen, allen Bürgern der Insel, Dienstleistern und Gästen rund um die Uhr, 365 Tage Kraftstoffe zur Verfügung zu stellen und somit Versorgungssicherheit zu bieten.

Der Benzinpreis pendelt auf dem Festland derzeit um die 2 Euro-Marke.

Zum Vergleich, Festland-Westküste: 1 Liter Super 1,919 (Amrum 2,089 Euro) bzw. 2,079 Euro (Amrum 2,219 Euro) für Diesel (Stand: 27.6.22, 16 Uhr).

Die meisten Tankstellen verdienen ihr Geld nicht mit dem Verkauf von Benzin sondern durch Shopgeschäfte. Da gibt es dann Zigaretten, Getränke, Snacks, Süßigkeiten und vieles mehr, das ist auf Amrum nicht so. Auf der Insel gibt es nur diese eine Tankstelle – eine Tankautomaten-Tankstelle. Zur Nutzung können die eigenen Tankkarten, EC sowie die gängigen Scheckkarten verwendet werden.

Die Versorgungsbetriebe Amrum betreibt diese Tankstelle und stellt somit die Versorgung der Insulaner und den Amrumer Gästen mit Kraftstoff sicher.

Den Betrieb der Tankstelle tragen auch die Amrumer Bürger*innen. Das Betreiben der Insel-Tankstelle ist jedoch keinesfalls eine „Cashcow“. Die IT-Aufrüstung sowie regelmäßige gesetzliche Wartungen und ständige Auflagen bringen Veränderungen baulicher und finanzieller Art mit sich. Auch die Anlieferung des Kraftstoffes mit dem Tankzug muss bezahlt werden, dass sind mal eben rund 1.000 Euro nur für die Fährüberfahrt. Ein Tanklastzug (mit Anhänger) kann bis zu 32.000 Liter Kraftstoff transportieren.

Auch wenn die Versorgungsbetriebe einige Jahre Verluste verbuchen mussten, haben sie mit dem Aufstellen des Wirtschaftsplans die Margen (s.o.) im Blick und sichern auf diese Weise langfristig einen kostendeckenden Betrieb.

 

Amrum News bedankt sich bei den Versorgungsbetrieben Amrum für die Unterstützung bei der Erstellung des Artikels.

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Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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