Amrumer Aussichtspunkte 15 – Aussichtsdüne Wittdün


Am einfachsten gelangt man zur Wittdüner Aussichtsdüne, wenn man an der Bushaltestelle „Badeland“ in die kleine, nicht geteerte Straße „Kiefernweg“ einbiegt und hier direkt an der linken Straßenseite geradeaus auf den Bohlenweg geht. Man kann den Zugang eigentlich nicht verfehlen, am Beginn des Weges steht ein großer Granitstein in den die 1. Strophe des „Amrum Liedes“ eingemeißelt ist.

Auf dem Bohlenweg geht es über mehrere Treppen direkt zu der Aussichtsplattform, von der man einen guten Rundumblick über Amrums Süden hat. In Blickrichtung Osten schaut man über den Abstieg durch den Dünengürtel in Richtung Kniepsand, den Kniephaken, kann am Horizont Hallig Hooge und bei klaren Sichtverhältnissen sogar den alten Kirchturm von Pellworm erkennen. Der Blick in südliche Richtungen führt über den Kniepsand auf die offene Nordsee. Bei entsprechend klaren Wetterbedingungen und gleichzeitigem Niedrigwasserstand ist von hieraus oftmals auch das in süd-westlicher Richtung vor Amrum liegende Wrack der Pallas zu sehen. Hierbei kann die Benutzung des auf der Plattform angebrachten Fernrohrs hilfreich sein. In Blickrichtung West-Nord-West ist der Amrumer Leuchtturm unübersehbar und die Dächer des Badelandes ragen über die Bäume heraus. Schaut man in nordliche Richtung ist die Nachbarinsel Föhr auszumachen, nach Osten blickt man über Wittdün und den Fähranleger Richtung Hallig Langeness.

Läuft man nun nicht zum Ausgangspunkt zurück, sondern steigt über das Bohlenwegsystem durch die Dünen hinab in Richtung Strand, findet man ein verzweigtes Wegesystem vor über das man zum Wriakhörnsee gelangt. Von dort aus muss man sich entscheiden, ob man links in Richtung Wandelbahn Wittdün geht, geradeaus durch die Vordünen zum Kniepsand, oder nach rechts zum Zeltplatz 1 oder zum Dünenwanderweg zum Leuchtturm (siehe auch „Amrumer Aussichtspunkte 6 – Dünenwanderweg“) oder auch hier über den Dünenübergang zum Kniepsand. Natürlich kann man die Aussichtsdüne Wittdün auch in entgegengesetzter Richtung erreichen. Ein Foto „von unten“ ist hier dann auch empfehlenswert.

Das eingangs erwähnte “Amrum Lied“ ist sozusagen die Nationalhymne der Amrumer. Es hat vier Strophen, die einzeln in Öömrang (Amrum Friesisch) auf Steine eingelassen worden sind und an markanten Stellen auf der Insel aufgestellt sind. Die erste Strophe lautet:

Dü min tüs, min öömrang lun,                                       Mein zu Haus, mein Amrum-Land,
huar so huuch a düner stun,                                         
wo so hoch die Dünen stehn,
huar bi a Kniip a braanang bromet,                            
wo am Kniep die Brandung brummt,
huar a waastwinj ei ferstomet,                                   
wo der Westwind nie verstummt,
iiwag spelet mä a sun,                                                   
ewig spielend mit dem Sand,
leef haa’k di, min öömrang lun!                                  
Ich lieb dich, mein Amrum-Land! 

Weitere Steine  stehen am Teerweg (Alte Landstrasse) zwischen Nebel und Norddorf kurz vor dem Reiterhof Andresen (2. Strophe), in Steenodde am Ortseingang in der Linkskurve zur Mole (3. Strophe) und neben der Eingangspforte zum Heimatmuseum „Öömrang-Hüs“ in Nebel (4. Strophe). Das Heimatlied wurde von dem nordfriesischen Studienrat, Autor und Heimatforscher Lorenz Conrad Peters (*1885, +1949), einem Föhrer (!),  geschrieben.

Das Wrack der Pallas ist von verschiedenen Amrumer Örtlichkeiten aus zu sehen. Der unter der Flagge von den Bahamas fahrende Frachter war mit einer Ladung Holz beladen auf dem Weg von Hudiksvall nahe Stockholm nach Casablanca. Am 25. Oktober 1998 brach im Laderaum ein Feuer aus. Das Schiff befand sich zu diesem Zeitpunkt bei schwerem Wetter südwestlich der dänischen Stadt Esbjerg. Die Mannschaft wurde von dänischen Sicherheitskräften abgeborgen, wobei der philippinische Koch einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. Mehrere Versuche das brennende Schiff auf die offene See zu schleppen misslangen. Der führungslose Frachter trieb in den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und lief am 29. Oktober 11 Kilometer vor Amrum auf einer Sandbank auf Grund, rund 240 Tonnen Schweröl flossen ins Meer, ca. 12.000 Seevögel verendeten am Kniepsand. Wetterbedingt konnte erst 2 Wochen nach der Havarie mit dem Abpumpen der restlichen Treibstoffvorräte begonnen werden, und erst 4 Wochen nach dem Ausbruch des Brandes konnte dieser endgültig gelöscht werden. Versuche das ausgebrannte Wrack gänzlich abzutragen scheiterten, und so sind, v. a. bei Niedrigwasser, auch heute noch die Überreste des Havaristen sichtbar. Die mangelnde Koordination der internationalen Sicherheitskräfte und unzureichende Sicherheitsrichtlinien, insbesondere für den Schiffsverkehr im hochsensiblen Ökosystem des Wattenmeers, führte schließlich zur Gründung des „Havariekommandos“ in Cuxhaven, das am 1. Januar 2003 seine Arbeit aufnahm. Es soll bei Unfällen im Bereich der Nord- und Ostsee ein koordiniertes und gemeinsames Unfallmanagement gewährleisten.

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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