Am Strandübergang Norddorf steht eine mächtige, an eine Seebrücke erinnernde Aussichtplattform, die mehrere Meter über dem Kniepsand thront. Manch schelmische Bemerkung wurde über dieses Bauwerk bereits verloren. So wird den Erbauern eine weite Voraussicht nachgesagt, haben sie hier doch eine sichere „Anlegestelle“ für Schiffe geschaffen, auch wenn der Meeresspiegel einmal um viele Meter ansteigen sollte.
Diese Aussichtsplattform bietet dem Besucher großartige Blicke über die Nordsee und den Kniepsand, und zwar zu jeder Jahreszeit und bei allen erdenklichen Witterungsverhältnissen. Auch haben hier Menschen, die vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß sind und die Schwierigkeiten haben durch die Dünen zum Kniep hinabzusteigen, die Möglichkeit diese Aussichten zu erleben. Zudem hat die Gemeinde Norddorf von April bis Oktober einen Strandshuttle eingerichtet mit dem man sich vom großen Parkplatz, bzw. von der Endhaltestelle der Busse, bequem die doch etwas weitere Stecke vom Zentrum Norddorfs zum Strandübergang fahren lassen kann.
Den Strandübergang und die „Norddorfer Pier“ erreicht man ganz einfach, indem man die Verlängerung der Fußgängerzone „Strunwai“ westwärts geht oder mit dem Fahrrad fährt. In der Saison ist diese Strecke für Autos gesperrt. Linkerhand passiert man die Gebäude der „AOK Nordseeklinik für Mutter und Kind“ und kommt dann geradewegs ans Ziel. Eine weitere Möglichkeit ist es vom oberen Teil des großen Gemeindeparkplatzes am Ortseingang von Nebel aus den geteerten Weg durch die Dünen zu nehmen, der auf der ehemaligen Strecke der Inselbahn angelegt ist. Die „Amrumer Inselbahn“ hatte eine bewegte Vergangenheit. Erste Anlagen entstanden bereits 1893/94 als „Kniepsandbahn“ am Wittdüner Strand. Nach mehreren Erweiterungen gelangte die Bahntrasse 1902 über Nebel an den damals noch existierenden „Kniephafen Norddorf“. Hier legten die Dampfer von und nach Hörnum auf Sylt und Hamburg an. Die Bahn hatte stets mit Versandung und Sturmschäden zu kämpfen und konnte nie wirtschaftlich arbeiten, auch eine 1909 eingeführte Elektrifizierung änderte daran nichts. Mehrfache Konkurse machten immer wieder neue Besitzer und Betreiber notwendig, bis schließlich im Jahr 1931 die „W.D.R.“ (Wyker Dampfschiffs-Reederei) die Bahn übernahm. 1939 wurde die Inselbahn endgültig stillgelegt und der Personentransport auf Busverkehr umgestellt.
Auf dem Weg zur Aussichtsstelle kommt der Besucher dann an den Norddorfer Strandkorbvermietern vorbei, die während der Saison ihre Vermietungsstrandkörbe unmittelbar vor dem zur Plattform führenden Bohlengang aufgebaut haben. Sie sind immer für einen Klönschnack zu haben und können zumeist präzise Wettervorhersagen treffen. Und auch vom sich hier befindlichem Restaurant „Strand 33“ bietet sich von der Terrasse, wie auch vom Innenraum aus, ein guter Blick über den Strandübergang und auf den Kniepsand.
Von der großen Aussichtsplattform aus bekommt man insbesondere in südwestliche, westliche und nördliche Richtungen blickend gute Eindrücke über das Treiben am Strand, egal ob Haupt- oder Nebensaison oder auch im Winter. Im Sommer ist der Strand durch die „Badegäste“ und die Wassersportler belebt, die Surfschule ist aufgebaut und viele Strandkörbe beleben das Bild. Im Winter, v.a. wenn lang anhaltendender Frost und Schnee den an sich schon hellen Kniepsand strahlend weiß erscheinen lassen, und auch Eisschollen auf der Nordsee treiben, findet man nur vereinzelt Menschen am Strand. Beeindruckend ist es auch, wenn das Wasser bei einer Sturmflut bis an die Dünenkante steht, oder man sich bei Sturm aus westlichen Richtungen den Weg über den Strandübergang zur Aussichtsplattform durch den Flugsand regelrecht erkämpfen muss.
Wenn nicht gerade Nebel die Sicht einschränkt kann man in nord-nord-westlicher Richtung eigentlich fast immer die in etwa 6,5 km Entfernung liegende Insel Sylt mit ihrer Südspitze und den Leuchtturm von Hörnum erkennen. Übrigens hat es angeblich noch niemand geschafft von Amrum nach Sylt (oder umgekehrt) zu schwimmen. Die Strömungen im sogenannten „Hörnumtief“ zwischen den Inseln Sylt und Föhr/Amrum sind so stark, dass man entweder zum Hindenburgdamm oder in Richtung Helgoland abgetrieben wird.
Schließlich ist für jeden Besucher des „Aussichtspunktes 20“ natürlich die Betrachtung eines Sonnenuntergangs über der Nordsee ein absolutes Highlight. Bei entsprechenden Witterungsverhältnissen können dem Fotografen dann problemlos Aufnahmen in der Bandbreite von „spektakulär“ bis „kitschiges Postkartenmotiv“ gelingen.
Anmerkung zum Bild der Amrumer Inselbahn:
Es stammt aus dem Buch von Georg Quedens „Wi forn, wenn ick mien Punsch ut heff“ – Geschichte und Geschichten der Amrumer Inselbahn, Verlag Jens Quedens, 2001, Herausgeber Öömrang Ferian