Amrumer Aussichtspunkte 22 – Wriakhörnsee


Genauer betrachtet gibt es keinen eigentlichen „Aussichtspunkt Wriakhörnsee“. Das einzigartige Landschaftsbild dieses Süßwassersees darf jedoch in der Serie „Amrumer Aussichtspunkte“ nicht fehlen, gibt es hier doch viele Möglichkeiten auf und über den See zu schauen. Am nördlichen Ufer des, von Wittdün aus gesehen, sich von Ost nach West erstreckenden Gewässers, befindet sich ein Bohlenweg mit mehreren Aussichts- und Raststellen, von denen aus man des Treiben auf und rund um den See gut beobachten kann. Sein Besuch ist v. a. für Vogelliebhaber ein absolutes „Muss“.  Als Brut- und Rastplatz für viele See- und Strandvögel stellt er ein bedeutendes Vogelschutzgebiet dar in dem insbesondere Eiderenten zwischen April und Juli ihren Nachwuchs aufziehen.

An den Rändern des Sees gibt es mehrere Dünenübergänge in nahezu alle Himmelsrichtungen, von denen aus man dann auch wieder das klassische „Amrum-Feeling – klar kimming“ („klarer Horizont“) genießen kann.

Der in den Dünen zwischen Wittdün und dem Leuchtturm gelegene Süßwassersee hat seinen Namen von dem an seinem westlichen Ende gelegenen Dünenübergang „Wriakhörn“ an dem einst die Inselbahn zwischen 1893 und 1908 auf den Kniepsand gelangte. Blickt man an einem klaren Wintertag vom See aus auf den Dünenübergang erscheint der helle feine Sand fast wie Schnee und man fühlt sich in eine winterliche Berglandschaft versetzt.

Zu erreichen ist der See eigentlich aus allen Himmelsrichtungen:

 – Klassischerweise gelangt man zu ihm von Wittdün aus kommend über den Bohlenweg ab „Köhns    Übergang“.

 – Auch über die Bohlenwege über die Wittdüner Aussichtsdüne (siehe Amrumer Aussichtspunkte 15) erreicht man ihn.

 – Eine weitere Möglichkeit besteht über den Bohlenweg hinter dem Badeland, hierzu biegt man unmittelbar vom „AmrumSpa“ links ab.

 – Vom Campingplatz 1 aus führt ein weiterer Bohlenweg zum westlichen Ende des Sees.

 – Vom Leuchtturm aus führt der Dünenwanderweg zu ihm (siehe Amrumer Aussichtspunkte 06).

 – Letztendlich gelangt man vom Kniepsand aus über mehrere Dünenübergänge an sein Ufer.

 

Die Geschichte des Wriakhörnsees ist bemerkenswert, gibt es ihn in dieser Form doch erst seit Anfang der 1970er Jahre! Ursprünglich befand sich in diesem Bereich ein Feuchtgebiet mit einer zum Meer hin offenen Verbindung. Dann hat damals die für den Küstenschutz zuständige Behörde verfügt, dieses Gebiet hinter der ersten Dünenreihe mit einer Sandverwallung zu verschließen, da es dort einen großen Priel gab, der eine Gefahr für die Substanz der Dünen darstellte. Es drohte ein großer Dünenverlust und möglicherweise sogar ein Durchbruch Richtung Wattseite, sowie die „Versalzung“ des Feuchtgebietes. Regenwasser konnte nach dem Dünenverschluss nun nicht mehr wie gewohnt abfließen, in der Mulde entstand der Wriakhörnsee.  Dieser Verschluss bewirkte jedoch auch, dass der See immer mehr anwuchs und es in seinem Bereich, vor allem nach starken Regenfällen, immer wieder zu Überschwemmungen kam. So wurde ein Drainagesystem eingerichtet, indem man ein einfaches Abwasserrohr vom See durch die Dünen hinunter zum Kniepsand verlegte. Der Sandeintrag auf dem Kniep ist jedoch gewaltig, und es kam regelmäßig zu Verstopfungen im Rohrsystem, so dass das Leitungssystem oft erneuert und erweitert werden musste. Anfang der 2010er Jahre war ein Ablaufen des überschüssigen Wassers nur auf Grund des Gefälles nicht mehr möglich, so dass es wiederum zu vielen Überflutungen auch der Bohlenwege kam und eine von einem Trecker angetriebene Pumpe zum Einsatz kommen musste. Verschiedene Problemlösungen wurden ins Auge gefasst, u.a. sogar einen Rückbau der in den 1970er Jahren vorgenommenen Sandverwallung. Dies hätte jedoch das Ende des Wriakhörnsees als Publikumsmagnet und als Vogelparadies bedeutet. Auch der Plan ein Pumpen- und Rohrleitungssystem zum Badeland zu bauen, um so den dort bestehenden Wasserabfluss zur Wattseite zu nutzen, wurde verworfen, da sich  diese technisch durchaus machbare Maßnahme als viel zu teuer herausstellte.  So wurde 2018, trotz der Gefahr weiterer Versandung, ein fest installiertes Pumpensystem hin zum Kniepsand installiert. Ein mit einem Schwimmer versehenes Abflusssystem lässt ab einem kritischen Wasserstand die Pumpe anspringen und schickt das Wasser über ein Rohr bis in die Vordünen. Bis heute funktioniert diese Anlage problemlos, größere Sandverstopfungen hat es bislang keine gegeben, und im Bereich des Ausflusses haben sich neue bewachsene Vordünen gebildet in denen das Wasser versickert. Erneuert werden mussten allerdings Anfang 2022 die in den Vorjahren durch die regelmäßigen Überflutungen morsch gewordenen Bohlenwege. Diese sollen jetzt 30 Jahre halten. Hoffentlich.

01 Blickrichtung West, der Wriakhörnsee erstreckt sich in Ost-West-Richtung

02 Blickrichtung West am Bohlenweg von Wittdün her kommend

03 Blickrichtung Ost über den See auf Wittdün und Hallig Langeness

04 Blickrichtung Ost vom westlichen Dünenübergang auf den See, Wittdün und den Kniepsand

05 Blickrichtung Nord-Ost über den See auf die Wittdüner Aussichtsdüne

06 Blickrichtung West, eingebettet in den Dünen

07 Blickrichtung Süd über die Dünen, Wriakhörnsee, Vordünen und Kniepsand an einem frostigen Wintertag

08 Ein Blick nach Westen erinnert im Winter an eine schneebedeckte Berglandschaft

09 Pumpenanlage am Wriakhörnsee

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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