Amrum hat eine große Anzahl an Defibrillatoren


Einsatzbereiter AED mit Elektroden

Ein „AED“ (Automatisierter Externer Defibrillator) ist ein Gerät das bei Wiederbelebungsmaßnahmen („Reanimation“) zum Einsatz kommt, ein „EKG“ (Elektrokardiogramm) ableiten und einen Elektroschock abgeben kann.

18 AED gibt es auf der Insel Amrum! Sie werden u.a. in den Bankfilialen, in den Räumlichkeiten der Amrum-Touristik, in diversen Lokalen und Hotels, in den Kurkliniken und Arztpraxen, am Campingplatz, im Badeland und in der W.D.R.-Schalterhalle vorgehalten. Zudem sind an einem Feuerwehrfahrzeug und in den 3 Fahrzeugen des Rettungsdienstes (2x RTW, 1x NEF) Defibrillatoren vorhanden. Auch auf allen Schiffen der W.D.R. sowie der Adler-Reederei gibt es AED.

AED in den Räumlichkeiten einer Bankfiliale

„Pro Jahr erleiden ca. 65.000 Menschen in Deutschland einen plötzlichen Herzstillstand, bei etwa 60.000 von ihnen verläuft er tödlich.“ So berichtete die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie auf den „Herztagen 2021“.

Ein Herzstillstand ist auch für den Laien erkennbar: Der Betroffene ist bewusstlos, reagiert nicht auf Ansprache oder Berührung, er hat keine Atembewegungen und es ist kein Puls tastbar. Mögliche Gründe für einen Herzstillstand sind vielfältig. Am häufigsten ist als Ursache hierfür ein Herzinfarkt anzusehen, aber auch verschiedene Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündungen und andere Erkrankungen, sowie extremer Blutverlust, können das Herz entsprechend schädigen.

Nicht nur ältere Menschen sind betroffen, vielen wird noch der dänische Fußballnationalspieler Christian Eriksen in Erinnerung sein, der 29-jährig, bei der Europameisterschaft 2021 einen Herzstillstand erlitten hat und noch auf dem Fußballfeld erfolgreich reanimiert werden konnte.

Beim eigentlichen Herzstillstand („Asystolie“) gibt es keinerlei Aktivität des Herzens mehr. Häufig tritt jedoch vor dem absoluten Herztod ein sog. „Kammerflimmern“ auf. Hierbei ist die Erregbarkeit des Herzens (noch) erhalten, es kommt zu unkontrollierten Muskelzuckungen des Herzens, das sich nun nicht mehr kontrahieren und kein Blut mehr auswerfen kann. Es besteht ein Kreislaufstillstand. Sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen müssen ergriffen werden, denn mit jeder Minute ohne Herzdruckmassage sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10%! Oberstes Ziel ist es durch die Reanimationsmaßnahmen einen Blutfluss zu erzielen um v.a. dem Gehirn Sauerstoff zuzuführen. Nach 3 Sekunden ohne Sauerstoffversorgung des Gehirns wird der Mensch bewusstlos, nach 3 Minuten treten erste Schädigungen des Gehirns auf, nach 6 Minuten bleibende Schäden.

Der Zustand des Kammerflimmerns ist in vielen Fällen reversibel, mit einem Elektroschock  („Defibrillation“) gelingt es oftmals das Herz wieder zu einem „normalen“ Rhythmus mit ausreichendem Herzschlag zurückzuführen. Hierzu sind jedoch Defibrillatoren notwendig. Auch kann man ohne Ableitung eines EKG (Elektrokardiogramm) nicht unterscheiden, ob ein Kammerflimmern oder eine Asystolie vorliegt.

Die für Schleswig-Holstein gesetzlich festgelegte Hilfsfrist (max. Zeit zwischen Absetzen eines Notrufs bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes)  beträgt 12 Minuten und ist folglich oftmals viel zu lange um frühzeitige professionelle Wiederbelebungsmaßnahmen ergreifen zu können. Es macht demnach Sinn, z. B. durch Zeugen eines Geschehens oder andere zufällig anwesende Personen, mit sofortigen Reanimationsmaßnahmen zu beginnen. Jeder Mensch ist nach dem Gesetz zur Hilfeleistung verpflichtet und keiner muss Angst davor haben, z. B. im Rahmen einer Reanimation, etwas falsch zu machen. Nur wer nicht hilft macht etwas falsch!

Die Bedienung eines AED ist unkompliziert und kann von jedermann angewendet werden. Viele AED schalten sich automatisch ein, sobald sie geöffnet werden, bzw. werden per Knopfdruck aktiviert. Es gibt bildliche sowie sprachliche Anweisungen zum weiteren Vorgehen („das Gerät spricht mit dem Bediener“), wie und wo die gekennzeichneten für das Ableiten des EKG und ggf. für die Schockauslösung notwendigen Elektroden auf den entblößten Körper geklebt werden müssen und was weiterhin getan werden muss (Herzdruckmassage, ggf. Elektroschock etc.).

Für jedes der auf Amrum vorgehaltenen Geräte gibt es eine Person, die für die Wartung, Überprüfung und Betreuung zuständig ist. Eine technische Einführung in das Gerät ist nicht notwendig, dennoch ist es natürlich sinnvoll, z.B. im Rahmen eines Erste-Hilfe-Kurses, Wiederbelebungsmaßnahmen und die Anwendung eines AED zu üben.

Den Standort eines AED erkennt man an dem genormten grünen „Defizeichen“, mit dem ein Zugang zu den Räumlichkeiten, in denen sich das Gerät befindet, gekennzeichnet ist. Auch gibt es die App „Defikataster“, mit der es auf dem Smartphone möglich ist den nächst erreichbaren AED zu finden. Für ganz Deutschland, und auch einige angrenzende Nachbarländer, werden mit Hilfe einer zoombaren Kartendarstellung bis ins kleinste Detail Standorte angezeigt. Klickt man auf ein entsprechendes „Defisymbol“ erhält man dahingehend schriftliche Hinweise (z.B. „Föhr-Amrumer Bank Filiale Nebel auf Amrum, Waasterstigh 21, 25946 Nebel auf Amrum, 375 m vom Standort, rechts in der Schalterhalle“).

Standortkennzeichnung mit dem „Defizeichen“

AED sollen insbesondere da vorgehalten werden wo viel Publikumsverkehr herrscht. Auf und rund um Amrum stehen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl mehr solcher Geräte für Wiederbelebungsmaßnahmen zur Verfügung (Amrum 2300 EW, d.h. 1 Gerät auf 128 Einwohner, in der Hoch-Saison bei geschätzt etwa 15.000 Menschen täglich auf der Insel 1 Gerät auf 830 Bewohner) als beispielsweise in der Stadt Flensburg (laut „Defikataster“ 52 AED, 90.000 EW, d.h. 1 Gerät auf 1730 Einwohner). Dies ist auch auf Grund der exponierten Insellage mit schlechter Erreichbarkeit sinnvoll, denn bis „von außen“ Hilfe kommt kann es dauern!

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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