Für die Bergung der im Herbst 2023 nach einer Kollision gesunkenen „Verity“ wurde mit der „HECO-Lift 10“, einer der größten Schwimmkräne Europas angefordert.
Ein Bergungsteam hatte für das Heben von Heck und Bug der „Verity“ alles vorbereitet.
Das Sperrgebiet um das Wrack herum war für die Bergungsarbeiten auf den Radius einer Seemeile – entspricht 1,85201 Kilometer – ausgeweitet worden.
Für die Bergung musste eine optimale Wetterlage vorherrschen. Am Tag der Bergung des Hecks am 30. August waren gute Wetterbedingungen und eine ruhige See, die Wellenhöhe betrug maximal einen halben Meter.
Mit acht Hebeketten hob einer der stärksten Schwimmkräne Europas das ca. 40 Meter lange und knapp 600 Tonnen schwere Heckteil aus 37 Meter Tiefe und legte es auf einer Transportbarge, die zuvor vom Hafen Ijmuiden (Niederlande) vom Schlepper „Eems Wrestler“ ins Wrackgebiet gebracht wurde, ab. Zur Gewichtsreduzierung während des Hebens waren von Tauchern Pumpen im Wrack angebracht und Öffnungen in die Frischwassertanks (Inhalt 34 Tonnen Wasser) geschnitten worden. Die „HECO-Lift 10“ kann bis zu 2.200 Tonnen heben.
Nach Angaben der Behörden waren fünf Seeleute bei dem Seeunglück ums Leben gekommen. Der Kapitän konnte nur noch tot geborgen werden, die vier vermissten Seeleute wurden bisher nicht gefunden. Drei der Vermissten sollen nach Aussage eines Überlebenden bei der Kollision über Bord gegangen sein.
In dem gehobenen Heckteil wurde eine gezielte Suche nach den Vermissten Seeleuten durchgeführt, die Leiche eines Seemannes konnte geborgen werden. Zwei Seeleute der „Verity“ hatten das Unglück überlebt.
Am 3. September sollte dann der knapp 50 Meter lange und ca. 580 Tonnen schwere Bug gehoben werden. Dazu wurden auch hier acht Hebeketten angebracht. Beim Setzen der Ketten kam es zu einem Bruch an der Halterung der Reling, so das die Ketten neu positioniert werden mussten.
Jede Kette wiegt 1,8 Tonnen, dass war wohl für die Reling der „Verity“ zuviel. Beim Anheben des Schiffsteiles war diese unter dem Gewicht der Ketten abgebrochen. In der Nacht zum 4. September gelang dann die Bergung des Vorschiffes, anschließend wurde es auf die Transportbarge, wo sich bereits das gehobene Heck befand, abgelegt.
Die Suche nach den drei vermissten Seeleuten im Bugteil blieb erfolglos, sie gelten weiterhin als vermisst.
Nach Angaben der Bergungsfirma arbeiteten 64 Menschen an der Bergung. Die Gesamtkosten belaufen sich auf ca.12,5 Millionen Euro.
Die „HEBO-Lift 10“ machte sich noch am Donnerstagnachmittag auf dem Weg von der Wrackstelle in Richtung Egersund im Südwesten Norwegens.
Beide Wrackteile werden nun auf einer Transportbarge als Schleppverband mit zwei Schleppern zur fachgerechten Entsorgung nach Rotterdam/Niederlande verbracht.
Die „Verity“ fuhr unter der Flagge der Isle of Man/Großbritanniens, sie hatte am Unglückstag, den 24. Oktober 2023, 187 Stahlbandrollen geladen und befand sich auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritanien.
Die „Verity“ (BRZ 2.601 Tonnen) hatte ein riesigen Loch im Heckteil und ist deswegen wahrscheinlich gesunken, die kaum beschädigte „Polesie“ (BRZ 24.055 Tonnen) konnte ihre Fahrt weiter fortsetzen.
Da die „Verity“ unter der Flagge Isle of Man unterwegs war, untersucht die zuständige britische Behörde Marine Accident Investigation Branch (MAIB) in enger Zusammenarbeit mit der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung die Unfallursache. Der Ergebnisbericht steht noch aus.
Das niederländische Unternehmen HEBO Maritimeservice hatte Ende 2022 die Ex „Taklift 4‟ (Baujahr 1981) erworben und setzt es nun als „HEBO-Lift 10‟ ein. Es ist das leistungsstärkste Scherenhubschiff auf dem niederländischen Markt.
Das Schiff hat eine Gesamtlänge (LOA) von 83,29 Meter, und eine Breite von 36,90 Meter.
Die Hubhöhe beträgt 83,20 Meter, der Tiefgang liegt bei 6,00 Meter und eine Hubkapazität von 2200 Tonnen.
Wer übernimmt die Kosten der Bergung von ca. 12,5 Millionen Euro?
Der Eigner, die britische Reederei Faversham Ships aus Southampton, wollte zunächst die Bergung übernehmen, doch dann entschied sich dieser anders. Nun war die Bundesbehörde, hier die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Bonn, für die Bergung zuständig und die (der Steuerzahler) wird auch die Kosten für diese Aktion zahlen müssen.
Das Wrack der „Verity“ lag zwischen den Ostfriesischen Inseln und der Hochseeinsel Helgoland auf der Position 54,02 Nord und 7,64 Grad Ost in rund 37 Meter Tiefe. Nach der Kollision am 24. Oktober 2023 mit dem größeren Massengutfrachter „Polesie“ war die „Verity“ gesunken. Seitdem war um das Wrack ein Sperrgebiet von einer halben Seemeile eingerichtet worden. Das Wrack stellte eine große Gefahr für die Schifffahrt, mitten in einem der meistbefahrenen Seegebiete der Welt, dar. Hier in der Deutschen Bucht werden mehr als 60.000 Schiffsbewegungen pro Jahr gezählt.
Nach den Aufräumarbeiten wurde der gesperrte Bereich für die Schifffahrt wieder freigegeben.