Jedes Jahr werden am Abend des 21. Februar in Nordfriesland die Biikefeuer angezündet, so auch auf Amrum. In der friesischen Sprache heißen sie „Biake“, was wörtlich in etwa mit „Feuerzeichen“ übersetz werden kann. Jedes Jahr wird darüber berichtet, im Vorfeld wie im Nachhinein, zumeist mit beeindruckenden Fotos von lodernden Flammen. Auch über den Sinn und die Geschichte des Biaken ist viel geschrieben worden.
Siehe u. a. auch https://www.amrum-news.de/2025/02/21/biakebrennen-trinjenam-at-biakeial-2/ und https://www.amrum-news.de/2025/02/24/tolles-biike-wochenende-fuer-insulaner-und-gaeste/.
Aber wie steht es rund um die Feuer bevor sie angezündet werden und wie, wenn die Feiern vorbei sind? Dies soll hier kurz beleuchtet werden.
Fünf Feuer sind es, die auf Amrum entzündet werden: Norddorf, Nebel, Süddorf, Wittdün und Steenodde. Und jedes Jahr kündigt sich das Biikebrennen ab Mitte Januar an. Man erkennt dies dann am lauten Geräusch der Motorsägen die überall auf der Insel zum Einsatz kommen. Hecken werden geschnitten und Bäume gestutzt oder gefällt. Was nicht als Brennholz zu gebrauchen ist kommt auf den Biikehaufen. Bevor Amrum aufgeforstet wurde (erst in den Nachkriegsjahren nach Beendigung des 2. WK), war Amrum nahezu baumlos und Brennbares wurde in mühsamer Kleinarbeit mit Handwagen zu den Haufen gebracht. Heute übernehmen Traktoren, Kleinlaster oder SUVs mit Anhängern die Anlieferung und so wachsen die Biikehaufen von Jahr zu Jahr gewaltig an. Bagger und Radlader kommen zum Einsatz um die Haufen ordentlich aufzuschichten.
Für gewöhnlich werden die Biike-Plätze zur Anlieferung von Zweigen, Buschwerk und unbehandelten Holz ab dem letzten Januarwochenende geöffnet. In früheren Zeiten war es durchaus auch üblich Sperrmüll oder ähnlichen Abfall unter den Grünabfall zu stecken, was heutzutage Gott sei Dank allein schon aus Umweltschutzgründen strengstens verboten ist.

Bereits in den Tagen vor dem eigentlichen Fest gehen traditionell Kindergarten- und Schulkinder zu den immer größer werdenden Haufen um kleine Feuerstellen zu errichten und hier zu „kokeln“ und Stockbrote zu backen. Dies natürlich nur unter sachgerechter Aufsicht!
Am Nachmittag des 21. Februars bereiten sich dann die Feuerwehren der Insel auf das Abbrennen der Haufen vor. Grillwurst- und Getränkebuden werden unter Berücksichtigung der Windrichtung in LUV aufgebaut und mit Einbruch der Dunkelheit, so gegen 18:00, werden die Feuer angezündet. Ausnahmen von diesem Vorgehen gab es in den Corona-Jahren. Hier brannten auf Grund von Lock down und Kontaktverbot die Feuer 2022 mit nur sehr wenig Zuschauern bereits um die Mittagszeit. Und 2021 wurden die Biikehaufen bereits in der Nacht vor dem eigentlichen Biiketag abgefackelt (wer sie angezündet hatte wurde nie offiziell bekannt gegeben).
Je nach Größe der Haufen, Wetterbedingungen und Windrichtung entwickelt sich ein beachtliches Flammenmeer und dichte Rauchschwaden ziehen über die Insel. Zu Biike herrscht auf Amrum eine Art touristisches Zwischenhoch, und so finden sich zu dieser Tradition oftmals viele Gäste auf der Insel ein, die dann bei Bier, Punsch (mit oder ohne Schuss) und Bratwurst am Feuer stehen oder zu einem traditionellen Grünkohlessen gehen. Sinnvollerweise ziehen sich die Besucher ihre ältesten Klamotten und Schuhe an und gehen nach der Feier duschen und Haare waschen, verfängt sich der Qualm und Rauchgeruch unweigerlich in allen Kleidungsstücken.
Zumeist sind viele der Feuer bereits vor Mitternacht zu einem Großteil abgebrannt und nur einige Feuerwehrleute halten weiter Brandwache. Selten ist es jedoch, dass, je nach Größe, die Biikehaufen in einer Nacht komplett abbrennen, zumeist glimmen die Feuer noch einige Tage nach und der Brandgeruch hängt über der Insel. Schließlich kommen wieder Radlader zum Einsatz, die die Aschereste zu einer flachen Ebene verteilen die darauf wartet, dass im Frühjahr und Sommer Gras oder auch ein Blumenmeer darauf wachsen, denn Holzasche gilt als stickstoffreicher Mineraldünger.
Vom ursprünglich heidnischen Feueropfer zu Ehren des Gottes Wotan hat sich das Biikebrennen über ein Abschiedsfeuer für die traditionell am 22. Februar auf Walfang fahrenden Nordfriesen zu einer Art Volksfest mit Freudenfeuer zur Beendigung des Winters gewandelt und hat hier durchaus auch eine touristische Bedeutung für die Inseln. Bemerkenswert ist es zudem, dass seit 2014 das Biikebrennen ein „Immaterielles Kulturerbe in Deutschland“ ist!
Sicher gibt es immer wieder Stimmen, die diese Tradition in Frage stellen. Passt das Geschehen noch in eine Zeit wo viel über Klima-, Umwelt- und Tierschutz geredet wird? Was ist mit der sogenannten CO₂-Bilanz? Hierzu ist festzustellen, dass das bekanntermaßen im Holz gebundene CO₂ natürlich beim Verbrennen wieder freigesetzt wird. Gleichermaßen wird es das allerdings auch, wenn das Holz einfach nur verrottet. Klimafreundlich wird Holz erst, wenn es erhalten bleibt und z. B. als Baumaterial verwendet wird, was allerdings mit Hecken- oder Astschnitt kaum möglich ist.
Die meisten Amrumer und deren Gäste sind sicherlich für ein Festhalten am Biikebrennen. Gerade in unsicheren Zeiten mit Krieg in Europa, Bedrohung unserer demokratischen Werte, wirtschaftlichen Einschränkungen und Angst vor einschneidenden weltpolitischen Veränderungen kann diese urfriesische Tradition den Menschen Geborgenheit und Zusammenhalt geben. Die meisten Amrumer freuen sich schon auf den 21. Februar 2026. Auch wenn dann wieder (fast) die ganze Insel nach Qualm stinkt.
Man kann Holz auch langfristig der CO2 Bilanz durch Vergraben entziehen. Dazu gibt es auch Studien, siehe z.B. https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/umwelt/moore-sterben-aus-sind-holzgraeber-eine-alternative-als-co2-speicher/