Wolken gibt es überall auf der Welt, so auch über Amrum. Sie zu betrachten kann faszinierend sein. In einer Stadt oder im Gebirge ist der Blick auf die Wolken zumeist eingeschränkt. Auf der Insel Amrum, mit seiner höchsten Erhebung von gerade einmal 32 Metern über NN (die Aussichtsdüne „A siatler“ bei Norddorf), schränkt hingegen, zumindest bei schönem Wetter, nur sehr wenig die Sicht auf mitunter bombastische Wolkenformationen ein. Da denkt man sofort an den nordfriesischen Wahlspruch „Rüm hart – klaar kiming“ (wörtlich übersetzt: Weites Herz – klarer Horizont), der im übertragenen Sinne eine weite Sicht oder einen weiten Blick ausdrückt und eine Verbindung zwischen menschlicher Toleranz mit weitreichender Orientierung und einem wachen Verstand herstellen soll.
Wolken können eigenartige Formen annehmen. Vor allem bei stärkeren Winden, welche die Wolken ausfransen und sich immer wieder neu bilden und verformen lassen, kann man gerade auf Amrum den Wolkenzug eine lange Zeit beobachten.
Wolken sind, wie auch Nebel, Ansammlungen sehr feiner Wassertröpfchen oder Eiskristalle in der Atmosphäre. Sie entstehen durch Kondensation von Wasserdampf, wobei Hebungsprozesse bei Durchzug von Kalt- und Warmfronten, thermische Aufwinde, sowie Zufuhr von kälteren oder feuchteren Luftmassen eine große Rolle spielen.
Die „Nephologie“ (Wolkenkunde) unterscheidet zehn Hauptgruppen mit vielen Untergruppen von Wolken: Cirrus (Federwolke), Cirrocumulus (kleine Schäfchenwolke), Cirrostratus (hohe Schleierwolke),Altocumulus (große Schäfchenwolke), Altostratus (mittelhohe Schichtwolke), Stratocumulus (Haufenschichtwolke), Stratus (tiefe Schichtwolken), Cumulus (Haufenwolken), Nimbostratus (Regenwolken), Cumulonimbus (Gewitterwolken). Die Namen geben an, in welcher Höhe sich die Wolken befinden, und ob sie labil oder stabil geschichtet sind. Das Wetter und so auch die Wolkenbildung sind dynamische Prozesse und so sind oftmals Übergänge oder Vermischungen der verschiedenen Wolkenformationen zu beobachten.
Je nach Wetterlage und auch Jahreszeit zeigen sich unterschiedliche Wolkenbilder, und man wird nie alle hier genannten Wolken gleichzeitig sehen können. Wenn man aber lange und oft genug auf Amrum ist oder war, kann man alle Typen auch auf Amrum beobachten. Und dann gibt es natürlich auch wolkenlose Tage mit strahlendem Sonnenschein oder auch das Gegenteil ohne Aussicht, die Nebeltage. Aber da sind dann doch wieder Wolken im Spiel. Denn Nebel ist nichts anderes als eine auf dem Boden liegende Wolke, denn physikalisch gesehen gibt es keinen Unterschied zwischen Nebel und Wolken. Allein die Höhe bestimmt, ob wir von Nebel oder von Wolken sprechen.
Der Volksmund spricht bei den Haufenwolken (Cumulus) auch von „Schönwetterwolken“, die sich tagsüber an sonnigen Tagen zumeist um die Mittgaszeit bilden und sich abends wieder auflösen. Ebenfalls zu den Schönwetterwolken zählt die Haufenschichtwolke (Stratocumulus). Diese, auch als Quellwolken bezeichneten Form, sind die häufigsten in Mitteleuropa auftretenden Wolken und zeigen für gewöhnlich eine stabile Wetterlage an. Als „Schlechtwetterwolken“ gelten v. a. die Regenwolken (Nimbostratus), tiefe Schichtwolken (Stratus) und mittelhohe Schichtwolken (Altostratus). Diese sind typischerweise dunkelgrau bis schwarz und gehen mit Regen oder Schnee einher. Federwolken (Cirrus) bestehen ausschließlich aus Eiskristallen. Sie können Vorboten einer sich nähernden Warmfront sein oder von einer aufgelösten Gewitterwolke stammen. Auch können sie aus Kondensstreifen von Flugzeugen entstehen. Sie sind keine eindeutigen Wettervorboten. Kleine Schäfchenwolken (Cirrocumulus) bestehen aus kleinen, gerippelten oder ähnlich aussehenden, miteinander verwachsenen oder isolierten Wolkenteilchen, die mehr oder weniger regelmäßig angeordnet sind. Große Schäfchenwolken(Altocumulus) treten in Höhen zwischen 3 und 6 Kilometern auf und erscheinen als weiße oder graue Flecken. Sie können einen Wetterumschwung ankündigen und treten häufig vor dem Aufziehen einer Unwetter- oder Gewitterfront auf. Schleierwolken (Cirrostratus) sind feine durchscheinende Schleier aus Eiskristallen. Zumeist dämpfen sie die Sonneneinstrahlung deutlich und sorgen für sinkende Temperaturen. Oftmals sind sie Vorboten einer herannahenden Warmfront mit anhaltendem Regen. Die Gewitterwolken (Cumulonimbus) entstehen, wenn sehr warme und feuchte Luft in unteren Schichten der Atmosphäre von kühlerer Luft überlagert wird. Aus einer Gewitterwolke ist kräftiger Niederschlag in Form von Regen, Hagel oder Schnee, oftmals auch mit Gewittern, zu erwarten.
Besonders eindrucksvoll erscheinen viele Wolkenbildungen auch, wenn sie morgens bzw. abends von den ersten oder letzten Sonnenstrahlen in ein manchmal sogar surrealistisch anmutendes Licht gesetzt werden.
Wie eingangs erwähnt, gibt es natürlich nicht nur auf Amrum Wolken. Aber mit etwas Geduld und regelmäßigen Blicken in den Himmel kann man gerade hier wirklich spektakuläre Wolkenbilder machen!
Toller Beitrag und (wie immer) sehr gut geschrieben und rübergebracht!
LG
L. Schulte