
“Wie lange hast du an dem Buch geschrieben?”, fragt eines der Kinder. “Was schätzt du denn?”, fragt Kinderbuchautorin Kristina Kreuzer zurück. “62 Wochen!”, ruft der kleine Junge voller Überzeugung. Kristina Kreuzer lacht, hält inne, rechnet kurz nach und kommt zu dem Schluss: “Das kommt eigentlich ziemlich gut hin.”
Das Buch, an dem also ungefähr 62 Wochen gearbeitet wurde, heißt “Ferien wie blubbernder Eistee” und ist der neueste Band einer Trilogie um Luzy, Jannis und den Esel Tzatziki. Es stammt aus der Feder der Hamburgerin Kristina Kreuzer, die früher als Lektorin und Übersetzerin arbeitete und nun seit etwa 10 Jahren Kinderbücher schreibt. Am Freitagnachmittag stellte sie das Werk im Norddorfer Gemeindehaus der Öffentlichkeit vor.
In dem Buch geht es um die zehnjährige Heldin Luzy, die auf der griechischen Heimatinsel ihres Freundes Jannis einen genialen Einfall braucht, wie man sein Dorf retten könnte, nachdem der letzte Lebensmittelladen im Ort geschlossen wurde.

Lebhaft und mit Begeisterung in der Stimme liest Kristina Kreuzer aus den ersten Kapiteln, in denen die aufregende Reise der Kinder beschrieben wird, die das erste Mal alleine nur mit Luzys sechzehnjähriger Schwester von Deutschland nach Griechenland fliegen. Eine Situation, die die meisten Kinder im Gemeindehaus auch noch nicht erlebt haben – und so gebannt mit den Protagonisten mitfiebern.
Die Lesung war Auftakt des neuen Sprachbildungsprogramms “Bücherschatz auf Amrum” der AOK-Nordseeklinik, in dessen Rahmen in unregelmäßigen Abständen weitere Veranstaltungen stattfinden werden. Initiiert hat es Arlena Bargel, Referentin für Literacy, gemeinsam mit Kolleg*innen und der Norddorfer Bücherstube. Literacy beschreibt die Fähigkeit, Sprache und Schrift nicht nur technisch zu beherrschen, sondern auch kritisch zu verstehen, sinnvoll anzuwenden und kreativ zu nutzen. Eine essentielle Kompetenz für Kinder, um selbstsicher in der Gesellschaft aufzutreten und aktiv am kulturellen und sozialen Leben teilzunehmen. Um das zu erreichen, bietet das Programm praxisnahe Workshops, Vorträge und eben Lesungen an, um das dialogische Vorlesen und Lesen für Eltern und Kinder zu fördern.

Konkret bedeutet das u.a., dass die Kinder ganz aktiv ins Vorlesen mit einbezogen werden. Autorin Kristina Kreuzer demonstrierte lebhaft, wie das geht. So stellte sie nach jedem gelesenen Kapitel nicht nur Fragen zu den Charakteren und den Geschehnissen, sie gab den Kindern auch ganz praktische Einblicke in den Alltag einer Autorin und die Entstehung eines fertigen Buchs. Was ist eigentlich ein Verlag? Was macht ein Lektor? Und wie nennt man die Person, die die Zeichnungen in ein Buch bringt? Die Nachwuchsleserinnen und -leser wussten einiges – selbst, wofür ein Strichcode da ist! Bei diesem Stichwort verriet Kristina Kreuzer den Kindern eine lustige Praxis, der sie selbst als Kind mit ihrer Schwester nachging: Zum Leid ihrer Eltern lernten die beiden die Strichcodes der Bücher auswendig und sagten diese ununterbrochen am Frühstücktisch auf: “Dünn, dick, doppeldick, dick, dünn…” Man ahnt, dass nach dieser Veranstaltung auch weitere Eltern in den “Genuss” kommen werden…
Die erste Lesung an jenem Freitag fand ausschließlich vor Kindern und Familien der AOK-Klinik statt, zu der gut 130 Kinder kamen. Die waren so begeistert, dass Kristina Kreuzer am Ende über 70 Autogrammkarten vergeben durfte. Und wer mochte, bekam natürlich auch noch eine ganz persönliche Widmung ins neu erworbene Buch geschrieben.
Apropos “Widmung”: Hätte Kristina Kreuzer einmal Lust ein Buch über Amrum zu schreiben, fragt das Publikum? Die Autorin überlegt kurz: “Warum eigentlich nicht!? Ein Buch über Freundschaft auf dieser wunderschönen Insel wäre durchaus denkbar…”. Das behalten wir also mal im Auge.