
Die „eiserne Hochzeit“ was für ein Ereignis. Eines das jetzt Inge und Uwe Dethlefsen aus Nebel gemeinsam im Kreis ihrer Familie feierten. Vier Kinder, elf Enkel und vier Urenkel, eine große Familie, davon einige auf der Insel, andere auf dem Festland. Ein Tag zusammen, da kamen viele Geschichten auf den Tisch: Was ist alles passiert? Was hat sich alles verändert? Wißt ihr noch damals?
Ja damals, als Inge mit 19 Jahren aus Berlin als gelernte Kindergärtnerin nach Amrum kam. „Amrum steckte was Fremdenverkehr anging noch in den Kinderschuhen“, erinnert sich Inge an diese Ruhe, nachdem sie die Großstadt hinter sich gelassen hatte. Ihre erste Arbeitsstelle war die Jugendherberge Wilmersdorf, später wechselte sie noch zum Kinderheim Hermann Hartmann, doch dann kam alles anders als gedacht. Uwe wuchs auf Amrum auf und hatte eine Lehre bei Hinne Flor zum Tischler gemacht. „Da haben wir noch ganz ohne Maschinen gearbeitet, reine Handarbeit”, erzählt der heute 92 jährige mit Begeisterung. Nach seiner Lehrzeit arbeitete er bei Walter Tadsen, Tin Gerrets und an der Kinderfachklinik Satteldüne als Tischler. Zuhause half er allerdings immer mal aus und so kam es, daß Uwe bei einer Fleischauslieferung nach Wilmersdor Inge traf und vermutlich der erste Funke war übergesprungen, weitere sollten folgen.
“Das sind doch alles Hasen!“ Eine Aussage von Inge, die Uwe bei einem zufälligen Treffen als Anlass zur Erklärung nahm. Er als Insulaner, naturnah, beschrieb Inge die Unterschiede von Kaninchen und Hasen. „Das war Nähe des Heidecafé. Ich war auf dem Fahrrad unterwegs und Inge ging spazieren. Da haben wir uns das erste Mal länger unterhalten“, erzählt Uwe. Als dann sein älterer Bruder schwer krank aus der Kriegsgefangenschaft kam, und körperlich nicht im elterlichen Betrieb arbeiten konnte, wie vorgesehen, mußte Uwe ganz mit in das Familiengeschäft. „Es war eine andere Zeit damals, da ging es nicht nach Wünschen und sich selbst verwirklichen. Ich wurde im Betrieb gebraucht, also lernte ich noch Schlachter und übernahm das Geschäft.
Als die Freundschaft zu Inge immer intensiver wurde, war klar, daß sie mit mir in die Fleischerei kommt“, dankt er auch heute noch seiner Frau, daß sie diesen Weg über viele Jahre mit ihm zusammen gegangen ist. Früh morgens um vier ging der Arbeitstag los und oft war es eine sieben Tage Woche, da war die Schlachterei noch dabei. „Als unser erster Sohn Kai unterwegs war kam meine Mutter Maria aus Berlin, um uns hier zu unterstützen. Dabei blieb es dann nicht nur bei Hauhalt und Kinder passen sondern sie leitete die Pension Preesters Hüs, bevor sie dann die kleine Zweigfiliale unserer Fleischerei Dethlefsen in Norddorf übernahm, wo sie gearbeitet hat bis sie 80 war“, erzählt Inge.
Neben der vielen Arbeit kam in den späteren Jahren jedoch auch Reisen dazu, Kreuzfahrt in Skandinavien, Zufahrt durch Russland, doch vor allem war Florida ihr Ziel. Die Fleischerei übergaben Inge und Uwe in den 90zigern an ihren Sohn Knud und seine Frau Elke. „Als wir das Geschäft übergeben hatten, fing ich an unser Friesenhaus zu bauen. Als gelernter Tischler konnte ich viel selbst machen und mit anpacken“, freut sich Uwe, der gerne immer was zu tun hat. Auch Inge hat nach der Fleischerei immer weiter mit angepackt, neben dem Haushalt, Ferienwohnung und Gemüsegarten hat sie auch jahrelang das kleine Café an der Vogelkoje mit gemacht.
Immer fleißig scheint es im Haus Dethlefsen zu zugehen. „Ja, der Radius des Tuns hat sich verringert, wir sind nicht mehr soviel auf dem Festland unterwegs und die großen Reisen machen wir auch nicht mehr, aber hier am Haus und im Garten gibt es immer was zu tun“, strahlen die beiden, die diesen Weg jetzt seit 65 Jahren zusammen gehen. Dazu möchte auch Amrum News herzlich gratulierenden.