Ein fast ausgebuchtes Haus des Gastes in Nebel freute sich auf “die amourösen Abenteuer der Julie Schrader” gespielt von Dorit L. Meyer (Artikel vom 27.06.2008)Die Lippen noch rot angemalt, das Korsett gestrafft und los gingen die Abenteuer der Poetantin Julie Schrader, die sie in Tagebüchern, Gedichten und Briefen für ihre Nachwelt festgehalten hat. 1881 in bürgerlichen Verhältnissen geboren, hat sie als Anstands- und Hausdame in verschiedenen vornehmen Haushalten gearbeitet und dort ist sie ihren Lieben begegnet über die sie schreibt.
Als Regisseurin schrieb Mona Rosenquist die Bühnenfassung zu diesen Schriften mit dem Titel “Harmonie ist, wenn`s sich hinten reimt”.
Dorit L. Meyer verkörpert schauspielerisch die Julie Schrader durch und durch. Keck, verschmitzt, bezaubernd, kitschig und entlarvend – jede kleine Geste sitzt. Atemberaubend wie sie die eigensinnige und poetische Julie wieder zum Leben erweckt. In ihren Briefen und Gedichten verarbeitet sie die große erste Liebe und die darauf folgenden. “Amors Flöhe” und “sein Korpus ist in einem guten Zustand”, es wird kein Blatt vor den Mund genommen und durch viele Ein- und Zweideutigkeiten stieg die Heiterkeit auch im Zuschauerraum. Es ließen sich Parallelen in die heutige Zeit ziehen und so schmunzelte so mancher im Publikum. Von einem Liebesabenteuer stolperte sie in das Nächste. Mit ihrer offenherzigen Art wurde sie auch oft enttäuscht und gekränkt. Liebeskummer war Julie Schrader nicht fremd, doch fiel sie durch ihre kecke und selbstbewusste Art immer wieder mit den Füßen auf die Erde.
Dorit L. Meyer spielt die Julie so überzeugend, dass man das Gefühl hat in eine andere Zeit versetzt zu werden. In diesem Einpersonenspiel springt sie sekundenschnell in verschiedene Charaktere. Dramatik, Witz, Ausdruck und Textsicherheit – es fehlt Dorit L. Meyer an nichts. Die Schauspielerin und Tanzleiterin aus Hamburg steht seit 1997 mit Theaterprogrammen auf der Bühne. Dorit L. Meyer hat Kultur-, Theaterpädagogik und Clownerie an der Universität Hildesheim studiert und besuchte die Schauspielschule in Hamburg. Die Nordfriesischen Inseln bereist sie seit gut 12 Jahren und gastiert zwei- bis dreimal im Jahr auf Amrum. Ihre Vorstellungen bringen die Künstlerin durch ganz Norddeutschland bis nach Nordrhein-Westfahlen.
Lang anhaltender Applaus im Haus des Gastes bestätigt ihre schauspielerische Kunst. Das Amrumer Publikum darf sich hoffentlich bald auf einen weiteren Besuch von Dorit L. Meyer freuen.
Verantwortlich für diesen Artikel: Kinka Tadsen