Auf der Frühjahrskonferenz der Insel- und Halligkonferenz, die in Norddorf auf Amrum abgehalten wurde, zeigten sich die Mitglieder sehr enttäuscht über das Scheitern zur Einrichtung einer einheitlichen Bundesküstenwache, wie sie als Forderung im Koalitionsvertrag der Bundesregierung definiert wurde.
„Die Insel- und Halligkonferenz fordert die Bundesregierung erneut auf, die im Koalitionsvertrag vereinbarte nationale Küstenwache einzuführen“, erklärt der Vorsitzende Jürgen Jungclaus. In der gefassten Resolution wird ein Passus aus dem Koalitionsvertrag für die 17. Legislaturperiode zwischen CDU, CSU und FDP zitiert: „Mit der späteren Zielsetzung des Aufbaus einer Nationalen Küstenwache wollen wir zunächst die Kompetenzen der gegenwärtig am Küstenschutz beteiligten Bundesbehörden zusammenführen.“
Dr. Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein berichtete auf der Sitzung, dass es durchaus Kompetenz übergreifende Entscheidungsabläufe zwischen den Ministerien und deren Aufgabenbereiche gibt, die auch bei Havarien zum Tragen kommen können.
Der Leiter des Havariekommandos in Cuxhaven, Hans-Werner Monsees, stellte in seinem Vortrag die Arbeitsweise des Arbeitsstabes vor. Schon heute wird für die Anforderungen auf See von Morgen geübt beziehungsweise Konzepte erarbeitet. Hierbei fordern sowohl die Insel- und Halligkonferenz als auch Monsees ein verbindliches Sicherheitskonzept für Offshore-Windparks in der Nordsee ein. Vor der Küste der ostfriesischen Inseln wird der erste Windpark, Alpha Ventus, im Bereich der deutschen Westküste betrieben. Hier arbeiten allein bis zu 240 Personnen in schwindelerregender Höhe beziehungsweise Taucher in der Tiefe der Nordsee, erörtert Monsees. Mit dem Bau weiterer Offshore Parks wird sich die Zahl der Menschen schon bald auf rund 3000 steigern. „Diesen Umstand können wir nicht dem Zufall überlassen“, so Monsees. „Es gibt immer noch keine einheitliche und verlässliche Meldewege im Falle eines Unfalls“.
Zehn Jahre nach dem Start des Havariekommandos bedeutet 15 Jahre nach der Pallas-Katastrophe vor Amrum, bündelt die Behörde die Verantwortung für die Planung, Vorbereitung, Übung und Durchführung von Maßnahmen zur Verletztenversorgung, zur Schadstoffunfallbekämpfung, zur Brandbekämpfung, zur Hilfeleistung und zur Gefahrenabwehr bezogenen Bergung bei komplexen Schadenslagen auf See. Das Havariekommando, das einen Zusammenschluss des Bundes und der Küstenländer darstellt, ist im Alltagsbetrieb ein Kompetenzzentrum mit zurzeit fast 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die im maritimen Lagezentrum (MLZ) einen 24-Stunden-Dienstbetrieb vorhalten. Hierdurch wird ein gemeinsames Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee gewährleistet.
Dr. Robert Habeck nutzte die Gelegenheit, um den persönlichen Dank an Hans-Werner Monsees für die hervorragende Arbeit bei der Rückführung des Havaristen „MSC Flamina“ im November 2012 nach Deutschland auszusprechen.
„Der Betrieb von Offshore-Windparks stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Neben medizinischer Hilfe geht es auch um die Sicherung der Technik (Plattform, Umspannwerk, Windanlagen und Tanklager). Hinzu kommen mögliche Umweltverschmutzungen durch Schiffe oder Tanker, die bei einer Kollision mit einer Windanlage havarieren. Dringend notwendig sind diesbezüglich ein international abgestimmtes Schutzkonzept und eine Raumplanung, fordern die Mitglieder.
Der stellvertretende Vorsitzende der Insel- und Halligkonferenz Manfred Uekermann lobte zwar den Notschlepper „Nordic“, betonte aber deutlich, dass dieser noch südlicher vor Norderney stationiert ist. Der Bereich zu Dänemark, also vor der eigenen Haustür, ist unterrepräsentativ mit Notschleppkompetenz abgedeckt. Die Pallas ist vor 15 Jahren aus dänischen Gewässern vertrieben und die Mehrzweckschiffe konnten der Strandung vor Amrum nicht entgegenwirken“, so Ueckermann.
Helgolands Bürgermeister Jörg Singer stellte die Pläne der Insel Helgoland zum derzeit laufenden Ausbaus eines Offshore Hafens dar. Hier werden in fünf Bauabschnitten über 27.Mio. Euro verbaut. Eine Investition in die Zukunft und Sicherung des Standortes Helgoland.
Thomas Oelers