Das was die beiden Orkane „Christian“ und „Xaver“ im Oktober und Dezember vergangenen Jahres dem Amrumer Wald „angetan „haben, erschien bereits auf den ersten Blick schon außerordentlich vernichtend.
Wie Spielzeuge wurden die Bäume, die in dem 1950 angelegten Inselwald einen willkommenen Schutz vor Wind und Wetter boten, entwurzelt, einfach abgebrochen oder zumindest ihrer Standfestigkeit beraubt. Wie der Vorsitzende des Forstverbands Amrum, Holger Peters erklärte, könne man bisher noch nicht abschätzen, wie der Wald nach der derzeitig laufenden Räumung aussehen wird. Neben Flächen, die mehrere Fußballfelder groß sind, sind auch überaus viele kleinere bis mittlere Flächen betroffen. Den Schaden, den der legendäre Sturm Anatol 1999 verursacht hat, gerät dabei schon fast ins Hintertreffen.
Bis Weihnachten waren viele Wege im Gehölz noch überhaupt nicht passierbar und noch immer besteht große Gefahr, dass umgestürzte Bäume, die sich in anderen verhakt haben, niederstürzen. „Ich bin in großer Sorge, dass die Spaziergänger die Gefahren unterschätzen“, zeigt sich Peters besorgt. Viele Trampelpfade neben den gesperrten Wegen zeugten dabei von der Sorglosigkeit.
„Wir werden definitiv diesen Sommer keinen aufgeräumten Wald haben. Ich kann jetzt schon sagen, dass die Äste und Zweige erst im Herbst gemulcht werden und Neuanpflanzungen durchgeführt werden“, weiß der Vorsitzende. „Das Zeitfenster ist zu klein, um beide Maßnahmen vor dem Sommer durchzuführen und wenn wir jetzt mulchen, müssten wir vor der Pflanzung im Herbst nochmals mulchen“, erklärt Peters. Zudem seien zum 31.12.2013 die Fördertöpfe für Aufforstmaßnahmen ausgelaufen. Man müsse hier auf eine neue Förderperiode warten, wolle man irgendeine Unterstützung in dieser Katastrophe erhalten.
„Der Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Dr. Robert Habeck lehnte unseren Antrag auf eine Unterstützung durch das Land Schleswig-Holstein ab“, zeigte sich der Vorsitzende enttäuscht. Zumal der Amrumer Wald ein besonderes Kleinklima für die Insel darstellt und zudem in den Jahrzehnten einen besonderen touristischen Wert erlangt hat. Von der Trennung der Dünen von der restlichen Vegetation der Insel mal ganz abgesehen. Wie nachhaltig der Schutz vor Sandflug und ungestümen Westwinden ist, zeigt der hohe Sandanteil in der Rinde der Fichten und Schwarzkiefern am westlichen Waldrand.
Von den besonderen Verhältnissen auf Amrum kann der mit den Aufräumarbeiten beauftragte Unternehmer ein Lied singen. „Je näher wir an die die Dünenkannte kamen, umso höher war der Sandanteil in der Rinde und sorgte schnell für stumpfe Sägeketten“, resümiert der achtundvierzig-jährige Unternehmer aus Baden-Würtemberg. Bei einer Rundfahrt im Bereich Vogelkoje und an der Landesstraße Richtung Norddorf zeigt er uns, was allein nur hier noch zu tun ist. „Das ist echt brutal was die Stürme angerichtet haben. An jeder Ecke zeugt eine Schneise der Verwüstung von der entfalteten Naturgewalt“, zeigt sich Josef Pirchmoser, der sich auf Sturmschädenbeseitigungen im Forst spezialisiert hat, besorgt. „Die jetzt umgestürzten Bäume haben bei 180 km/h kapituliert, durch die nun aufgerissene Struktur des Waldes werden hier zukünftig schon Windgeschwindigkeiten von 120 bis 140 km/h schwere Schäden anrichten können“ so seine Befürchtungen.
Wie schwierig die Einschätzung des Schadens ist, zeigt die bereits bis jetzt gesägte Holzmenge. Mit 3000 Raummetern zugeschnittenem Holz seien die zuerst veranschlagten 2000 Raummeter schon mehr als erreicht und bis Ende Februar, dann soll die Maßnahme beendet sein, wird grob geschätzt, mindestens nochmals die gleiche Menge hinzukommen. Eine bisher noch nie in einer Maßnahme da gewesene Holzmenge. Hierbei sind die enormen Holzmengen, die auf privaten Grundstücken „zusammengeweht“ wurden, noch nicht mal berücksichtigt. So mancher Straßenzug in Nebel hat sich in seiner Erscheinung durch die nun fehlenden Bäume grundlegend verändert. Josef Pirchmoser könnte sich auf unsere Nachfrage durchaus vorstellen, auch das Holz von privat Personen zu vermarkten. Dies sei allerdings je nach Holzzustand individuell zu verhandeln. Bei Bedarf kann man sich gerne bei ihm melden. (Tel. 01725496163)
„Neben dem Auftrag auf Amrum sind wir gleichzeitig auch noch auf Föhr und auf dem Festland beschäftigt, um die Sturmschäden zu beseitigen“, umreißt der aus Südtirol stammende Forstunternehmer sein Engagement im Norden. Die Maßnahme wurde bei der Landwirtschaftskammer ausgeschrieben. „Eine besondere und zusätzliche Motivation ist dabei, dass uns auf Amrum anfangs dieser Auftrag so nicht zugetraut wurde. Zumal wir auch noch aus Süddeutschland kommen“, schmunzelt Josef Pirchmoser, der 1986 seine Firma gründete und seit 1988 mit Holzvollerntern, den sogenannten Harvestern, arbeitet. Derzeit verfügt das Unternehmen über zehn voll ausgestattete Teams. Die vier Jahre Sturmschädenbeseitigung in Frankreich waren nach eigenem Bekunden ein zusätzliches Training.
Natürlich ist es auf einer Insel alles anders und die bisher bei Holztransporten genutzten Wege per LKW und Fähre seien viel zu teuer, zumal das für den Holzmarkt eher minderwertig eingestufte Holz im Verkauf geringere Magen erzielt. In diesem Fall transportiert derzeit ein Frachtschiff via Nordsee die erste Ladung Stämme zu einem Holz verarbeitenden Betrieb im europäischen Ausland. Via Mole Steenodde und der „Catjan“ von Jan Christiansen wurde der 1200 to fassende Frachter zwischen Föhr und Amrum beladen. „Eine Verladung direkt vor Wittdün war aufgrund der stürmischen See nicht möglich und der Tiefgang verhinderte ein Einlaufen nach Wittdün“, berichtete Christiansen.
Allein die logistische Meisterleistung, das Holz schnell dem Holzmarkt zuzuführen, bringt soviel Geld ein, dass die Kosten für den Einschlag und Abtransport gedeckt werden können. Um den Frachter erst gar nicht aus der Charter zu entlassen, wird nochmals aufs Tempo gedrückt um die jeweiligen Schiffsladungen auf der Steenodder Mole zusammen zu ziehen. Die Mitarbeiter arbeiten seit Sonntag in zwei Schichten rund um die Uhr. Dabei werden die Einzelumbrüche per Schlepper und Motorsäge aus dem Wald gezogen und bearbeitet. In der Fläche schafft der Harvester die großen Holzmengen.
Holger Peters wirbt nochmals für eine breite Unterstützung zur Neupflanzung des gebeutelten Amrumer Waldes. „Wir sind über jede Spende dankbar“, erklärt Peters. Jetzt gilt es, für die nächsten Generationen den Wald zu erhalten.
Die Konto-Nr. des Forstbetriebsverbandes:
Föhr-Amrumer Bank Nr. 117 404 (BLZ 21791906)
BIC: GENODEF1WYK
IBAN: DE75217919060000117404
Verwendungszweck: Orkan Christian
Die Spenden können steuermindernd bei der Einkommensteuer angesetzt werden.
Bis 200 € genügt der Überweisungsschein und darüber stell der Forstverband eine Bescheinigung aus.
Thomas Oelers
Guten Tag,
wir sind begeisterte Amrumurlauber und Amrumfans. Wir sind sehr betroffen, was die Stürme auf Amrum angerichtet haben und Dünen, Watt und Wald, und ganz besonders letzterer, davon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Wald ist wichtig für Amrum, die Natur, die Menschen, Tiere und Pflanzen. Er muss unbedingt erhalten werden. Wenn die Politik dies nicht versteht und nicht sofort dafür Schritte einleitet, muss dringend in Eigeninitiative etwas unternommen werden, beispielhaft. Vielleicht bewegt sich dann etwas, und zwar schnell. Amrum ist doch eine viel besuchte Insel, viele Touristen verbringen dort ihren Urlaub und lassen doch auch ihre Kurbeiträge dort. Auch konnte ich feststellen, dass Amrum keine arme Insel ist, auch wenn dort vielschichtige Probleme zu bewältigen sind.
Daher hoffe und wünsche ich, dass auf Amrum in Eigeninitiative einiges bewegt wird.
Es gibt eine gute Chance, den Wald auf Amrum zu erhalten. Ich wohne am Fuße des Nordschwarzwaldes. Im Januar 2000 hat der Sturm “LOTHAR” hier gewütet und viel zerstört. Heute sieht man zwar noch, wo Lothar war, aber der Schwarzwald konnte erhalten werden, es wurde viel dafür getan, von Seiten der Politik, von Naturschützern, von Einheimischen, Gästen usw.
Also denn, packen wir es an, es gibt viel zu tun!!!
Eine Internetseite Amrum-Forum-com ist bereits tätig. Wir hoffen, andere folgen unserem Beispiel.
Viele Grüße
D.W. aus KA