Mit Sonne im Gesicht und Wind in den Haaren…


Die neuen Strandschönheiten von Matthias Menk

Matthias Menk präsentiert seine neuen Strandschönheiten

Dass Schönheit von innen kommt, beweisen die neuen Strandschönheiten des Amrumer Keramik-Künstlers Matthias Menk. Sie strahlen eine innere Gelassenheit aus, die einfach ansteckend ist. Seine Figuren lächeln – mit den Augen, mit dem Mund. Ihr Oberkörper ist leicht zurück gebeugt, als wolle er anmutig sagen: Seht her, hier bin ich jetzt und kann nicht anders.

Hier, das ist bis zum 28. September das Atelier-Lädchen „hoonwerk“ im Uasterstigh 9a in Nebel. Hier, das sind aber auch und vor allem die Amrumer Landschaften, vor denen sich die Damen und ein Herr (diesmal zu Weihnachten) vom Künstler haben ablichten lassen, um uns 2020 durch das Kalender-Jahr zu begleiten. Zum ersten Mal ganz ohne weißen Rand, denn der Kalender hat von einer befreundeten Grafikerin ein neues Lay-Out erhalten. Herzlichen Glückwunsch zu den gelungenen neuen Standschönheiten!

Gespannt auf die neuen Figuren im Hoonwerk

Im kleinen Hoonwerk drängten sich letzten Mittwoch die Besucher der Vernissage. Ohne ihren landschaftlichen Kontext wirken die 20 – 30 cm kleinen Figuren in den Regalen fast ein bisschen verloren, aber es ist sehr schön, sie einmal von der Seite und von hinten betrachten zu können, sind doch nicht alle Details auf den Fotos zu sehen. Für die Vernissage gehen die versammelten Ton-Schönheiten ganz neue Beziehungen zu einander ein, wenn auch nur flüchtige, denn es ist ihr Schicksal als Unikat einzeln verkauft zu werden. Gelegentlich verhilft Matthias Menk einer Strandschönheit auf Nachfrage auch mal zu einer kleinen Schwester oder einem Bruder, doch nur wenn die Herstellung nicht allzu aufwendig ist.

„Wind, Wetter, Licht, die Gegebenheiten vor Ort oder die Perspektive – manchmal ist gleich alles perfekt, manchmal dauert es, bis alles stimmt“, sagt Matthias Menk, der im Schnitt drei Tage zum Fotografieren einer Strandschönheit auf Amrum unterwegs ist. Für das Januar-Kalenderblatt etwa positionierte er eine rote Strandschönheit in die Dünen vor den rot-weißen Amrumer Leuchtturm. „Gleich als ich ankam, zog diese tolle Wolke am Horizont auf. Das ist natürlich wunderbar“, erzählt der Künstler. „Die Frau auf dem Bild ist dick in Wolle eingemummelt. Rot steht hier im Mittelpunkt. Sie passte perfekt zum Turm. Der Leuchtturm ist der eigentliche Star auf dem Bild“, sagt er und bestätigt, der Leuchtturm passe auch als „Zivilisationsobjekt“ gut zu der „städtisch“ wirkenden Frau. Sie scheint glücklich, einmal in ihrer warmen roten Wollkleidung an diesem trockenen, sonnigen Wintertag auf Amrum spazieren gehen zu können.

Matthias Menks Figuren erzählen Geschichten.

Sie genießen den Herbst und Winter auf Amrum

„Angekommen!“ heißt die Postkarte zum Kalenderblatt im April. Verschiedene Blautöne treffen auf einander. Eine Frau steht vor dem Fähranleger am Wasser. Sie hat einen vollgestopften hellblauen Rollkoffer dabei und eine türkisfarbene Yoga- oder Iso-Matte. Auf dem Rücken trägt sie einen prall gefüllten dunkelblauen Rucksack. Sie wird länger bleiben, vielleicht für ein Retreat? Sie freut sich angekommen zu sein, genießt die warmen Sonnenstrahlen und die salzige Brise, nimmt einen tiefen Atemzug. Sie ist gespannt, voller Vorfreude. Mag sein, sie war schon einmal hier. Kleine Details, eine weiße Muschel am Kettchen, die offene Jacke über dem dünnen Shirt, offenbaren mehr von ihrer Geschichte – und die geht im Mai noch weiter. Denn es scheint die gleiche Frau zu sein, die da auf dem Kniep in flattrig schlabbernder weißer Leinenhose und quer-gestreiftem T-Shirt vor längs-gestreiften Strandkörben die Arme gen Himmel reckt und offensichtlich mit einer beglückenden Leichtigkeit ihre innere Freiheit genießt.

Ganz anders: die leicht fülligen, anmutigen Badenixen im Hochsommer. Ihre Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Ausgesprochen glücklich wirkt die Frau im „Heidebad“. „In diesem Jahr hat die Heide so toll geblüht, da musste ich einfach eine badende Schönheit mit einem farblich passendes Tuch hineinsetzen“, erzählt Matthias Menk, immer noch begeistert von der Heideblüte im August. Seine Juli-Schönheit führt ein Zwiegespräch mit einem Fisch. „Der Mensch kommuniziert mit der Natur. Das thematisiere ich gern. Sieht sie nicht vorwitzig aus mit ihrer Stupsnase?“, fragt Menk schelmisch. Genau! Vorwitzig, wie sie da sitzt auf dem welligen Meeresgrund und dem Fisch zuhört, genüsslich und keinesfalls unersättlich wie des Fischers Frau Ilsebill. „Die Schönheit im Juni gönnt sich etwas, hat etwas Teures, Edles. Sie ist sehr elegant“, sagt der Künstler mit dem feinen Gespür für die Vielfalt des menschlichen Ausdrucks. „Ich mochte diese Farbkombination zwischen dem Ball und dem Bikini sehr und dachte: Dazu passt Champagner! Meine Mutter hat früher immer gesagt: „Die Luft prickelt wie Champagner.“

Matthias Menk gelingt es ausgezeichnet, seinen Figuren einen Gefühlsausdruck zu verleihen, der auch die jahreszeitlichen Stimmungen auf der Insel zum Ausdruck bringt. Ob der Naseweis mit den kecken roten Locken am Strand einen letzten warmen Oktobertag einfängt oder sich das ältere Paar an einem windstillen Novembertag auf einer Bank in der spätherbstlichen Norddorfer Marsch kuschelnd an den Händen hält. („Morgenstunde am Deich“ ist eine Auftragsarbeit für Amrumer Stammgäste zur Goldenen Hochzeit und bereits verschickt.) Die Vernissage der Strandschönheiten und ihrer Fotografien sind immer auch eine Retrospektive des zu Ende gehenden Jahres auf Amrum.

Sommerliche Lebensfreude von der Seite betrachtet

„Ich bin ja eher für meine Bikini-Frauen am Strand bekannt, aber ich genieße jetzt auch die Winterfiguren“, sagt Matthias Menk. Den Urlaubern ginge es wohl ähnlich, glaubt er. „In den Wintermonaten kommen auch immer mehr Gäste nach Amrum, ist mein Gefühl.“ Im Vorfrühling, wenn sich das erste Grün vorsichtig zwischen die vertrockneten Halme des Vorjahres drängt und die Biike-Feuer brennen, kommt die Freude auf den Frühling. Der Künstler wollte gern einmal das winterliche Reet auf einem Bild haben und kreierte dazu passend eine blonde Schönheit im milchkaffeebraunen Mantel. Gesichtsausdruck und Körperhaltung, aber auch Details wie die gefütterten Stiefel, das geschmeidige Halstuch und der nicht ganz zugeknöpfte Wintermantel sind ihm sehr wichtig. „Sie sind Merkmale der Persönlichkeit“, sagt er. Seine Strandschönheiten genießen still die Wintersonne im zeitigen Frühjahr. Sie sind gern draußen unterwegs, auch mit Hund. Für den Hund gibt es ein reales Vorbild auf der Insel, verrät Matthias Menk. Das Tier genießt in der „Hundezeit“ Sonne und Wind offenbar ebenso sehr wie sein Frauchen.

Für den Kalender versucht der Keramik-Künstler jedes Jahr für alle vier Jahreszeiten je drei Figuren herzustellen, für jeden Monat eine, und in ihrer passenden Umgebung zu fotografieren. Manchmal hat er zuerst die Idee für eine Figur und sucht ein passendes Setting oder er findet eine Umgebung so schön, dass er eine passende Figur dafür erschafft. Doch die Herstellung der Keramiken ist sehr aufwendig und im Herstellungsprozess geht ab und zu natürlich auch mal was schief – wie bei der Septemberfigur, die beim Brennen einen Unfall erlitt. Aber ist daraus nicht ein tolles Kalenderblatt geworden? „Fast wie ein Selfie“, lacht Matthias Menk. Stimmt, das macht man ja auch um zu beweisen, dass man mal da war. Und dann ist da noch das Amrumer Wetter: Was tun, wenn es im Dezember mal wieder so gar nicht schneien will? Dann hilft das Meer mit weißem Schaum aus. Oder haben Sie auf den ersten Bick erkannt, dass der „Sternenträger“ gar nicht im Schnee steht? Feierlich wirkt er allemal.

Nicht alle Strandschönheiten schaffen es als Motiv auf eine Postkarte, denn für jährlich zwölf neue Karten fehlt es im Hoonwerk (Friesisch für „Handwerk“) schlicht an Platz. Schließlich gibt es dort nicht nur die Strandschönheiten im Original, auf Kalendern, Karten und vielerlei Nützlichem gedruckt zu kaufen, sondern auch sehr schöne Gebrauchskeramik von Matthias Menk und dessen Kollegin Cornelia Garbe.

Noch bis zum 28. September 2019: Matthias Menks Strandschönheiten im Hoonwerk, Uasterstigh 9a in Nebel. Öffnungszeiten: montags bis freitags 11-17 Uhr, samstags 11-13 Uhr. Wenn Sie es nicht ins Hoonwerk schaffen, können Sie auch Matthias Menks Webseite besuchen: https://www.strandschoenheiten.com/

 

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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