„Da draußen sind Frauen, kann die mal einer wegschicken!“ Anekdoten wie diese – aus der Rotary-Annäherungszeit zwischen Föhr und Amrum – gab es reichlich, als der Rotary-Club Amrum jetzt sein zehnjähriges Bestehen feierte. Ordentlich mit Schmackes, Gästen aus Übersee (Sylt, Föhr und Hamburg), alten Geschichten, Tanz und der Versteigerung von vier Werken Amrumer Künstler – Freddie Flor mit rein gezählt –, die dem Club und seinen Bemühungen um gute Taten rund 2.000 Euro in die Spendenkasse trug.
Vier lange Tafeln im Norddorfer Gemeindehaus, und das Publikum so gesittet, dass jeder am Büffet die freie Aussicht auf all das Köstliche hatte, was die Küchenmannschaft vom Hotel Hüttmann zubereitet hatte. Hüttmann-Chef Peter Kossmann war einst der erste Amrum-Rotarier überhaupt, bereits 1986 im Club in Niebüll aktiv, nach Club-Gründung auf Föhr dort und, als die gute, alte Wyker Dampfschiffsreederei ihren Fahrplan so änderte, dass die Amrumer nicht mehr zu den Clubtreffen rüber kamen auf ihre Nachbarinsel, einen eigenen Inselclub mit initiierte.
Zehn Jahre sei das nun her, wie Christian Lass, amtierender Clubpräsident und auch einer aus der Gründungsriege, in seiner Eröffnungsrede glücklich erzählte. 25 Mitglieder sei man derzeit stark. Für ihre endlosen Bemühungen um Vereinsaktivitäten und gute Taten wurden fünf Mitglieder als Paul-Harris-Fellow ausgezeichnet, eine Ehrung die namentlich an einen der Gründer des rotarischen Gedankens erinnert: Ralf-Sigmar Simon, Michael Langenhan, Peter Heck-Schau, Peter Kossmann und Freddie Flor.
Schön auch: Ehepaar Simon hatte gemeinschaftlich ein Buch zum Event erstellt und aus über 4000 Clubgeschichte-Fotos die besten 250 herausgesucht. Lang die Liste des Erreichten des Clubs, vorrangig in der Jugendhilfe, beim Ausbau des Jugendzentrums und der Suchtprävention. Die Vereinigung unterstützte den Bau eines Volleyballfelds, schaffte für den Kindegarten einen Bauwagen an, für den Segelverein einen Trailer und organisiert allem voran als großes Event das jährliche Künstlerfest.
Dort auch immer anzutreffen jene, die jetzt eins ihrer Bilder dem guten Zweck spendeten und zur Versteigerung freigaben. Felix Karweick sein „Äpfel am Morgen“: „Ich stelle mir vor einen keinen Garten am Watt, zu früh aufgewacht, hungrig, der Morgen kommt, man schnappt sich einen Apfel.“ Katrin Biederstaedt mit einer „Nordsee nach dem Sturm“ in Öl, Kai Quedens’ Meer mit kräftigen Pinselstrichen und Freddie Flors Langzeitbelichtung der Nebeler Kirche unter dem Vollmond. Angesichts der versammelten Finanzprominenz des Archipels wären ein paar mehr Hände in der Bieterhöhe sicherlich angemessen gewesen … andererseits sind die Wände der Eigenheime vielleicht bereits zweireihig geschmückt. Leider hatten sich die Reihen zur recht späten Auktionsstunde bereits sehr gelichtet.
Die Geschichte mit den Frauen, die weggeschickt werden sollten, trug sich zu, als Amrumer zu den Föhrer Rotariern stießen, die bis dahin ein armer frauloser Club gewesen waren. Auf weibliche Wesen, wie damals Ingrid Heil und Annette Isemann, waren die Föhrer Rotarier nicht vorbereitet. Überlebt haben es dann aber alle. Michael Langenhan, der den Rotary-Club Amrum am 16. Juni vor zehn Jahren mitgründete, erzählte diese Anekdote zur Belustigung aller.
Dazu passten die Worte von Klaus Wrobel. „Ich habe die Amrumer immer als sehr belebend und erhellend erlebt,“ sagte der Föhrer Rotarier und erinnerte an eine legendäre Feier auf Amrums Leuchtturm – mit Akkordeon und Gesang. Auch er überschlug noch einmal die problematische Anreise, die es den Insulanern auf der kleinen Freiheitsinsel so schwierig machte an den Meetings in der friesischen Karibik teilzunehmen. „Meinen Respekt für die dynamische und kraftvolle Clubsituation, die sie hier haben.“ Als Mitbringsel gab es zwei Flaschen Föhrer Wein.
Von Föhr auch mit dabei die Direktorin des Museums Kunst der Westküste, Ulrike Wolff-Thomsen. Amrums Rotarier sind seit Gründung des Museums vor ebenfalls zehn Jahren eng mit dem Haus verbunden. Das neueste Gemeinschaftsprojekt, Kindergartenkinder an die Kunst Emil Noldes heranzuführen, war ein großer Erfolg. „Wir waren begeistert, dass wir Sie für dieses Projekt gewinnen konnten“, sagte Wolff-Thomsen. No risk, no fun: “Sie müssen mir glauben, Kindergartenkinder in einem Museum mit Versicherungswerten, die in die Millionen gehen, da dachte ich manchmal auch … na ja, wenn das mal gut geht.“
Hans Carstens vom Rotary-Club auf Sylt war darauf gefasst gewesen, eine große Reise auf sich zu nehmen, „aber ich war überrascht, dass man schon nach 45 Minuten hier ankommt.“ Dass er den Insel-Boten, die Zeitung für Föhr und Amrum, als Amrumer Tagblatt bezeichnete, zeigt, dass in Heimatkunde noch Luft nach oben ist. So stellte er auch sympathisch fest: „Wir sollten die Gründe der Begegnung erhöhen.“ Der Sylter Clubpräsident Michael Stitz konnte nicht anwesend sein und ließ Grüße ausrichten. Geschenkt wurde eine Flasche Heckenrosengeist. Sicherlich nicht wenige im Publikum grübelten noch ein wenig darüber nach, wie viel Masse wohl die zwölf Tonnen Heckenrosenblütenblätter ergeben, die man in einer gemeinschaftlichen Sylt-Sammelaktion zusammengepflückt hatte.
Aus Hamburg angereist war die Chefin des Rotary Clubs Hamburg Hanse. Vera Klischan machte eine interessante Rechnung auf. „Etwa ein Prozent aller Amrumer sind Rotarier, wenn ich dieses Engagement auf Hamburg beziehen würde, müssten wir 18.000 sein.“ Sie lobte die Strahlkraft der Insel und das Künstlerfest, „das jedes Jahr eine beachtliche fünfstellige Summe generiert. Ich gratuliere zu einer Bilanz, die sich sehen lassen kann.“
End-Polio-Now ist das Überalles-Motto der Rotarier. Im Zusammengehen mit der Weltgesundheitsorganisation und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung bündeln sich finanzielle Kräfte. Bis 2020, so das Nahziel, sollte es Kinderlähmung auf der Welt nicht mehr geben. „Ich bitte da um große Unterstützung heute Abend“, sagte Amrums Clubpräsident.
Kai Quedens hatte sich das Mikro umgeschnallt und spazierte alte Geschichten erzählend vor dem Publikum auf und ab. Auf der Leinwand begleitende Erzählbilder von Felix Karweick. Der Bogen reichte von Heldengeschichten um den Amrumer Kapitän Simon 1821, zum Rasierklingen-Fund am Kniep in den 1920er Jahren, Victor Quedens uriges „Schloss am Meer“ in den 50ern. Und alle Anwesenden kennen jetzt auch Heike aus Dortmund – eine Jugendliebe des Erzählers von 1986.
Als „Second Take“, die Cover-Band um den Ratekauer Helmut Grote, loslegte, hatten die sehr aufmerksamen(!) Serviceteams von Hotel Hüttmann und Strand 33 erstmals an diesem Abend viel Platz – denn ruck, zuck waren die Stühle leer und (fast) alle tanzten.