Wie schon mehrfach berichtet, hat sich die Gemeinde Nebel 2018 entschieden, dass über 100 Jahre alte Haus des Gastes abzureißen und neu zu bauen. Intensive Studien, das alte Gebäude zu erhalten und zu sanieren erwiesen sich aus wirtschaftlichen Gründen als nicht realisierbar. Das alte Haus des Gastes in seiner exponierten Lage am Watt neben der Kirche, eingebettet in dem parkartigen Grundstück, ist vielen Nebeler Einwohnern und Gästen ans Herz gewachsen und ein Neubau wird es nicht einfach haben, gegen den Charme des alten Gebäudes zu bestehen.
Um ein möglichst breites Spektrum von Ideen für eine Neugestaltung zu bekommen, wurde unter der Regie des Architektenbüros Richter aus Kiel ein zweiphasiger EU-offener Realisierungswettbewerb ausgelobt. Es zeigte sich, dass ein großes Interesse bestand, an der Neugestaltung des Hauses des Gastes mitzuwirken. Europaweit haben 162 Architekturbüros ihre Ideen eingereicht, von denen 9 Wettbewerbsbeiträge für eine weitere detailliertere Bearbeitung in einer zweiten Phase ausgewählt wurden.
Anfang September prämierte die Jury den Entwurf des Teams Daniel Zajsek , Architekt und Gerd Lübs, Landschaftsarchitekt aus München/Hamburg mit dem 1.Preis und der Empfehlung zur weiteren Bearbeitung und Realisierung. Der 1.Preis wurde mit einer Preissumme von 10.000 € prämiert.
Das stimmberechtigte, siebenköpfige Preisgericht bestand aus vier Fachpreisrichtern (zwei Architekten aus Kiel, einer Landschaftsgärtnerin aus Flensburg und einem Stadtplaner von Föhr)sowie aus 3 Sachpreisrichtern aus dem Gemeinderat(Bürgermeister Bendixen , Elke Dethlefsen und Lothar Herberger). Beratendunterstützt wurde die Jury noch von 4 Gemeindevertretern und 2 Mitgliedern der Amtsverwaltung sowie jeweils von einem stellvertretenden Fach- und Sachpreisrichter(Amrumer Architekt, Vertreter Amrum Touristik).
Das Ergebnis dieses Wettbewerbs wird nun in einer Reihe von Informationsabenden den Bürgern vorgestellt. „Wir möchten unsere interessierten Einwohner bei diesem zukunftsweisenden und für Nebel bedeutenden Projekt sehr zeitnah und persönlich informieren,“ so Bürgermeister Cornelius Bendixen in der Pressemitteilung in Amrum News. „Wir haben uns im eingesetzten Preisgericht die Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht und sind gespannt auf die sicherlich sehr unterschiedlichen Meinungen und Auffassungen“.
Der Siegerentwurf von Daniel Zajsek/Gert Lübs ist als ein eingeschossiger Pavillon mit Flachdach ausgeführt. Durch diese Bauweise ergibt sich ein relativ großer Fußabdruck (900 qm), gleichzeitig aber eine sehr geringe Bauhöhe. „Uns hat überzeugt, dass das neue Gebäude nicht in Konkurrenz zur Kirche oder zum Ortskern mit den Reetdachhäusern steht“ so Bürgermeister Bendixen, „die Architektur ist kleinteilig, filigran und zurückhaltend, überzeugt aber gleichzeitig als eigenständiger Baukörper mit großer Identität. Die gewählten Materialien Holz und Glass sowie das begrünte Flachdach passen sich gut in das parkähnliche Grundstück ein“.
Besonders gefallen hat der Jury auch der Atrium- ähnliche, kreisrunde Saal im Zentrum des Gebäudes, der durch lamellenartige Wandelemente geöffnet und geschlossen werden kann, wodurch auch das angrenzende Café und der Leseraum profitieren. Zusammen mit der nach Osten vorgelagerten Terrasse ergeben sich vielfältige Veranstaltungsmöglichkeiten. Durch filigrane Stützen und viel Glas wirkt das Gebäude hell, offen und lichtdurchflutet.
„Es war Liebe auf dem zweiten Blick“, merkten einige Mitglieder der Jury an „am Anfang konnte sich nicht jeder gleich mit der Architektur anfreunden, doch je mehr man sich mit der Idee der Architekten auseinandersetzte, desto mehr gefallen fand der Entwurf“.
Dieses spiegelte sich auch bei der Vorstellung der Entwürfe für die Nebeler Bürger wider. Bei vielen wich die anfängliche Skepsis für den Siegerentwurf einer Zustimmung. Der bewusste Kontrast zu den reetgedeckten Häusern im Nebeler Ortskern und der benachbarten Kirche konnte überzeugen.
„Uns ist es wichtig, ein möglichst umfangreiches Feedback über den Entwurf zu bekommen“ so Bürgermeister Bendixen, „wir werden dann Anfang November im Gemeinderat über die weitere Vorgehensweise entscheiden“.
Einige Details des Entwurfes werden noch überarbeitet. Es ist unter anderem daran gedacht, durch das Weglassen der in dem Gebäude geplanten DLRG Wohnungen, den Fußabdruck noch etwas zu verringern. Im Herbst/Winter 2021 soll mit den Baumaßnahmen begonnen werden.
Ich bin ob des Verlustes jetzt schon traurig-
wie überall folgt eine Flachdach-Scheußlichkeit.
Schade!
G.v.Tiedemann
Moin, Moin,
das kann doch nicht Wahr sein.
Ein Flachdach im Friesendorf. Passt ja wie die Faust aufs Auge.
Gruss
Hans-Hermann Autzen
Ernsthaft?!
Das Ding sieht aus wie eine Bausünde aus den 1970er Jahren! Das kann doch nicht Euer Ernst sein, so eine Flachdach-Hässlichkeit neben die schöne Kirche zu setzen! Das passt so gar nicht nach Nebel.
Und für ein Gebäude auf Amrum besteht eine Jury u. a. aus Kielern und Flensburgern?? Muss ich auch nicht verstehen, oder?
Ihr könntet so ein schönes Häuschen bauen, unter Reet, unten AT, WC und Saal, oben Mitarbeiterwohnungen (Polizei etc.). Daran fehlt es doch auch immer. Nicht so einen Flachmist! Bitte nicht!
Grüße aus Norddorf
Gyde Thonfeld
Liebe Amrumer und Amrumliebhaber,
ich bin in Krefeld geboren und vor 10 Jahren nach Münster gezogen. Was mir an Münster gut gefällt, ist dass die Innenstadt nach dem Krieg historisch wieder aufgebaut wurde und so bis heute die Einwohner und Besucher erfreut. Ich kann mir vorstellen, dass das auch eine Option für das Haus des Gastes in Nebel wäre. Vielleicht sogar auch die “preiswertere”…
Nicole Löw
… echt jetzt?!?
Jens-Uwe Schröder
Moin!
Nach dem gelungenen Neubau des ‘‘Seeheimes‘‘ in Norddorf, war ich eigentlich freudig gespannt auf die Entwürfe für das neue ‘‘Haus des Gastes‘‘ in Nebel. Doch dann der Schock! Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht Großstadtdesignarchitektur im Friesendorf Nebel. Das größte Pfund das der Ort zu bieten hat, nämlich seine fast durchgehende, inseltypischen Bebauung, wird leichtfertig verspielt.
Auch ist es befremdlich, dass in Zeiten von immer mehr Bürgerbeteiligung, man es nicht für nötig hält, die Inselbewohner aus zumindest drei Vorschlägen wählen zu lassen!
In Chroniken von Herrn Quedens ist nachzulesen, dass man nach massiven Problemen mit dem Flachdach der Dörfergemeinschaftsschule (Wasserschäden, Schimmelbefall) Experten zu dem Ergebnis kamen, dass ein Flachdach völlig ungeeignet für eine Insellage sei!
Das Haus des Gastes liegt außerhalb des Bereichs in dem die Ortsgestaltungssatzung greift. Rechtlich soweit in Ordnung.Trotzdem wäre es ein Schlag ins Gesicht derer, die sich um die inseltypische Bebauung des Nebeler Ortskerns verdient gemacht haben!
Das friesische Ortsbild und auch dessen Außenansicht von der Wattseite ist doch eigentlich das, was sich die Gäste bei ihrem Aufenthalt wünschen. Hässliche Profanbauten haben sie meist genug zuhause! Die ‘‘Syltisierung‘‘ der Insel schreitet voran – Schade!
Grüße aus Franken
Wolfgang Göschel
Ich bin unfassbar geschockt darüber, dass tatsächlich ernsthaft in Erwägung gezogen wird, einen Misch aus Fabrikgebäude und Raumstation mitten in Nebel zwischen all die alten Friesenhäuser direkt neben unsere schöne Kirche hinzuzklatschen.
– Entgegen aller sonst so strengen vorhandenen Bausatzungen – ?!?!
Dieses Flachdach- /Glasgebäude entspricht in keinster Weise dem Stil, für den sich in Nebel seit Jahren durch entsprechende Bauverordnungen eingesetzt wurde, und wird anmuten wie ein Baumarkt oder ein Ikea-Wunderland für Kinder – und das von innen wie von außen.
Solche Gebäude passen bestimmt perfekt aufs Festland – aber nicht nach Amrum.
Es mag dabei alle Vorgaben erfüllen, die seitens der Gemeinde angefordert worden sind – allerdings die Wichtigste – nämlich dass es sich harmonisch in den Ortskern einfügt, erfüllt es nicht.
Und seit wann ist diese Vorgabe nicht mehr wichtig ?
Die Grundfläche, die es verschlingen wird ist unfassbar, ich frage mich, ob noch Platz für eine Tulpe in dem Kurpark sein wird ?!?
Mit einem 3-Stöckigem Gebäude im Bäderstil hätte man für dieselbe Nutzfläche nur 300-400 qm gebraucht.-
Weiterhin ist doch bekannt, dass Flachdächer für unsere Insel NICHT geeignet sind, dies zeigt die Erfahrung – ganz vorweg ist hier die Schule zu nennen – und wie riesige Fensterfronten aussehen, die nach einer Wintersaison dem bekannten Gemisch aus Nieselregen, Starkregen, Sturmregen, Sturm-Wind -mit -Sand -und Salz- vermischt ausgesetzt sind, weiß doch eigentlich auch jeder.
Mir wurde seitens der Gemeinde angeboten, dass man mir ” das Gebäude erklärt” und ich bitte Euch, mir das nicht übel zu nehmen, wenn ich das Angebot ablehne.
Leider wird nämlich keine dieser Erklärungen die Optik verschönern – und genau die ist einfach das riesige Problem.-
Wir haben fantastische Architekten auf der Insel, die es verstehen, wunderschöne Gebäude im Bäder- oder Friesenstil zu entwerfen – und die nicht den Anspruch hegen, ein Monument zu planen, das zu “nichts in Konkurrenz steht”.
Es ist immer gut, auch mal etwas völlig Neues zu durchdenken, allerdings sollte man sich zu gegebener Zeit darauf besinnen, was sich immer bewährt hat, worin die Wurzeln verankert sind, und worauf man in Zukunft stolz sein könnte.
Christiane Junge , Norddorf / Amrum
Das Dorf Nebel hat bisher seinen friesisch historischen Stil beibehalten zieht deshalb viele Touristen an.
Das Haus des Gastes gehört dazu und muß unter Denkmalschutz gestellt werden. Ich erinnere hierzu an den Artikel von Georg Quedens.
Der vorliegende Entwurf eines Kastens ist unakzeptabel und eine große Bausünde.
Amrum verdient nicht zuletzt wegen der schönen friesischen Häuser an den Touristen und sollte in der Lage sein, dieses historische Gebäude zu restaurieren. Solch ein Erbe muss erhalten bleiben. Ansonsten verliert die gesamte Inselansicht ihren bisherigen Charme.
Wie die Vorherigen Schreiber bin ich auch aufs Äußerste Irritiert. Ich würde ja gerne Umfangreiches Feedback geben aber diese Simpelste aller Geometrischen Figuren ist einfach nur Platt, Stupide, Häßlich und…ähem “Vielleicht funktional” aber in jedem Denkbaren Fall ein Fremdkörper. Das wirft m.E. aber Fragen auf.
Wieso “nicht in Konkurrenz zur Kirche”? Gilt hier etwa (auch) die Regel das kein Haus höher sein darf als die Kirche? Oder kommt das von den Architekten? Zwei Etagen und ein vernünftiges Dach sollten doch wohl drin sein und durch das stapeln kann mehr Grün drumherum bleiben.
Ich kann es mir nicht vorstellen an welche Ecke man da noch Wohnungen unterbringen oder weg lassen will bei dieser “Offenen” Konzeption. Erneut: Wie wär’s mit mindestens 2 Etagen und einem Dach?
Und, was soll denn da rein. Keller vermutlich keiner. Allenfalls die vorhandenen Toiletten und Lager-räume überbaut. Also die Amrum Touristik Nebel mit Schalter, Verwaltung (Bürgermeister-büro?). Dann ein Veranstaltungsraum oder mehrere und dann noch… 1-x Wohnungen. Ein Cafe?
Es gibt ja auch so wenige in Nebel. 😉
Sorry aber, ich würde das Preisgeld zurück verlangen. “Thema verfehlt, Sechs, Setzen.” Hätte man früher in der Schule gesagt. 🙂
Ein Neubau für ein “Haus des Gastes” sollte sich am Umfeld orientieren und an dem was “der Gast” hier erwartet: Inselflair. Diese “Lego-Kiste” hat nichts davon. Ist meine Meinung.
Kay Martinen
Es ist mir ein Rätsel, wie es zu dieser Entscheidung kommen konnte. Das Bauwerk gehört als Pavillon auf die EXPO und nicht in oder an den Rand eines Friesendorfes. Das Grundstück grenzt an den historischen Ortskern und ausgerechnet die Gemeinde Nebel will so einen futuristischen Tempel neben die Kirche setzen. Hat die Gemeinde immer noch nicht genug von Flachdächern? Das pure Schielen auf Zuschüsse verengt den Blick. Ein kleinerer Bau im Friesenstil tut es auch, zweigeschossig muss ein solcher Bau nicht sein. Wenn der preisgekrönte Glaspalast verwirklicht wird, werden sich unsere Urenkel fragen, was die Entscheider seinerzeit geritten hat. Dies schon im Hinblick auf die Folgekosten, die die Verwirlichung mit Sicherheit produzieren wird.
Dirk Gereke
Den Ausführungen der Komentatoren ist nichts hinzuzufügen. Es muss jedoch die Frage erlaubt sein was die Gemeindevertretung unter Bürgerbeteiligung versteht? Die Vorstellung eines einzigen undiskutabelen Entwurfs kann es jawohl nicht gewesen sein. Es sollte möglich sein, bei sachkundiger Hilfe, diese Scheußlichkeit zu verhindern.
Mane-D Wegener