Baggerschiff „HEGEMANN II“ im Einsatz…


Laderaumsaugbagger “HEGEMANN II” ©Hegemann GmbH Dredging

Das sehnsüchtig erwartete Baggerschiff ist zu Beginn der letzten Woche in Dagebüll eingetroffen. Es handelt sich hierbei um den Laderaumsaugbagger „HEGEMANN II“ der Firma Hegemann aus Bremen. Seitdem ist er im Auftrag des Wasser- und Schifffahrtsamtes Elbe-Nordsee vor Dagebüll im Einsatz, gesteuert wird diese Maßnahme von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mit Sitz in Hamburg.

Tagtäglich, von morgens bis abends, fährt die „HEGEMANN II“ im Fahrwasser vor Dagebüll hin und her und saugt sich den Laderaum voll, die Ladung wird dann vor Wyk – in Höhe der Tonne 29 – verklappt.

Seit vielen Wochen wurde der Fahrplan der Wyker Dampfschiffs-Reederei mangels Wassertiefe durcheinandergewirbelt (Amrum News berichtete). Insulaner konnten kaum noch Termine (z.B. Arztbesuche) auf dem Festland planen und auch bei den Lieferanten wirbelten die täglichen Unregelmäßigkeiten im Fahrplan alles durcheinander, ein äußerst unbefriedigender Zustand. Durchgeführte Peilungen zeigten, dass die bisherigen Spül-Maßnahmen (Injektionsverfahren) für die erforderliche Wassertiefe im Fahrwasser nicht ausgereicht hatten und das dringend nachgebessert werden musste.

Früher konnten sich zwei Fähren auch bei Niedrigwasser (außer bei Ostwind) im engen Fahrwasser vor Dagebüll gefahrlos begegnen, die Fähren hatten allerdings eine deutlich geringere Breite. Um die Kapazitäten der Inselfähren zu erhöhen wurden diese immer länger und auch breiter. Die MS „NORDFRIESLAND“ z.B. hat eine Breite von 14,80 Meter davor (bis 1995) waren es in er Regel nur 12,82 Meter. Die derzeitigen Doppelendfähren bringen es auf stattliche 16,40 Meter! So wird bei wenig Wasser ein gefahrloses Passieren von zwei Fähren im schmalen Fahrwasser vor Dagebüll auch weiterhin nicht immer möglich sein, abhängig vom Wasserstand wird der Engpass nur von einer Fähre befahren werden können.

Für den Einsatz vor Dagebüll sind drei bis vier Wochen vorgesehen, dann soll das Fahrwasser wieder der geforderten Breite und Tiefe entsprechen und den Schiffen „Freie Fahrt“ gewährleisten.

Aufatmen bei den Schiffern und den Fahrgästen, aber für wie lange? Das Bild des Wattenmeeres ist im stetigen Wandel, Wetter und Gezeiten verändern mitunter sehr schnell die Positionen von Sandbänken und auch der Verlauf des Fahrwassers und der befahrbaren Priele verändert sich sehr oft. Die Pricken (Fahrwasserkennzeichnung) müssen jedes Frühjahr neu gesetzt werden, auch andere Seezeichen müssen versetzt werden.

Es hat sich gezeigt und da sind sich alle Experten an der Küste und auf den Inseln einig, Spülen bringt nichts im Wattenmeer hier muss gebaggert werden.

Die Gezeiten und Stürme werden Sedimente einbringen und diese lagern sich dann im Fahrwasser und auch an den Anlegestellen ab. Dann muss wieder gebaggert werden, spülen reicht nicht, so die Wyker Dampfschiffs-Reederei und auch Jannes Piepgras (Adler-Schiffe) betont: „Ständige Ausbaggerungen sind das A und O um hier auch weiterhin Fahrpläne einzuhalten und damit das touristische Angebot aufrecht halten zu können“.

Durch das Spülen werden die aufgewirbelten Sedimente durch die Gezeitenströmung nicht weit genug hinaus getragen. Der schwerere Sand- bzw. Kiesboden fällt wieder auf den Boden bzw. bleibt vor Ort liegen. Kiesbänke haben sich gebildet, mit solch einer kam erst kürzlich der Seenotrettungskreuzer „ERNST MEEIER-HEDDE“ in Berührung. Auch am Liegeplatz des Tonnenleger „AMRUMBANK“ im Seezeichenhafen Wittdün hat sich bereits eine Kiesbank gebildet.

Um auch hier wieder für freie Fahrt zu sorgen wird, nach Aussage von Wolfgang Stöck (Außenbezirksleiter Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee in Wittdün), die „HEGEMANN II“ nach dem Einsatz in Dagebüll auch noch im Fahrwasser vor Wittdün und im Bereich des Seezeichenhafens zum Einsatz kommen. Hier wird das entnommene Baggergut südlich vor dem Amrumer Kniepsandhaken verklappt.

Wie lange die jetzigen Bagger-Maßnahmen von Dauer sein werden, dass wird sich zeigen. Aber die schwierige Situation bei Niedrigwasser dürfte sich vorerst einmal gebessert haben.

Die 67 Meter lange „HEGEMANN II“ wurde 1991 auf der Roßlauer Schiffswerft an der Elbe gebaut und hat drei bis vier Mann Besatzung, die sind für eine Woche auf dem Schiff und werden dann von einer anderen Crew abgelöst.

Der Bagger hat einen Laderaumvolumen von 1.400 Kubikmeter und einen Tiefgang (leer) vom 0,95 Meter, voll beladen sind es 2,62 Meter.

Am Achterschiff befindet sich ein Jetrohr, mit dieser patentierten Ausrüstung kann das Schiff bis zu einer Wassertiefe von 12 Metern den Untergrund glätten oder bei intensiver Anwendung den Boden mit Unterstützung der Strömung, dem Injektionsbeschleunigungsverfahren, transportieren.

Das geladene Baggergut wird in dafür vorgeschriebene Umlagerungsstellen verbracht, gelöscht wird diese Ladung durch 14 Bodenklappen im Rumpf der „HEGEMANN II“.

Zusätzlich kann es mit seiner 716 kW starken Baggerpumpe das Baggergut bis maximal drei Kilometer weit an Land gespült werden.

 

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Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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