2000 Jahre alte Siedlung in den Norddorfer Dünen freigelegt …,


Das Archäologen Team bei der Arbeit

In einem Dünental zwischen Nebel und Norddorf nordwestlich der Vogelkoje Meeram konnte man in den vergangenen Tagen wieder beobachten, wie Mitarbeiter des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) gemeinsam mit freiwilligen Helfern die Ausgrabungsarbeiten eines etwa 2000 Jahre alten Langhauses fortsetzen.  Seit vielen Jahren hat der Vertrauensmann für archäologische Denkmale auf der Insel Amrum, Jens Quedens, diese Fundstelle beobachtet und darüber berichtet.

Im Februar 2020 startete dann die erste offizielle Ausgrabung in diesem Bereich. Es gab zahlreiche Funde, die auf eine frühere Besiedlung hinwiesen und es konnte sogar eine erste Pflasterstelle freigelegt werden.  Die Funde waren so vielversprechend, dass das Archäologische Landesamt im Juli 2020 ein 5- köpfiges Expertenteam mit einigen Helfern nach Amrum schickte, um dort größere Grabungen durchzuführen. Neben vielen Tonscherben fand man innerhalb einer größeren Pflasterung auch mehrere Feuerstellen und eine größere Kuhle. Eine Feuerstelle dicht an der Hauswand war auch für die erfahrenen Archäologen etwas Ungewöhnliches. Was es mit der tieferen Kuhle neben der Feuerstelle auf sich hat, konnte bis heute nicht geklärt werden.

Die Überreste eines Tongefäßes

Weitere Ausgrabungen folgten im Jahr 2021. Immer wieder fand man gebrannte Lehmreste, Klei, Holzkohle und zahlreiche Keramikteile. Alle Funde deuten auf ein Gehöft der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit / beginnenden Römischen Kaiserzeit mit mindestens zwei Langhäusern und einem gepflasterten Hofplatz hin. Neben einem etwa auf 25 m² erhaltenen Hofpflaster, konnten mindestens zwei sorgfältig aus Steinen gesetzt Mistrinnen dokumentiert werden, die den längsverlaufenden Mittelgang im Stallteil des Langhauses bilden. Radiokarbonanalysen an verkohlten Getreidekörnern und Holzkohlen deuten auf eine Besiedlung zwischen etwa 100 vor Chr. und 100 nach Chr. hin.  Intensive Brandspuren auf der Lehmtenne im Wohnteil des Langhauses lassen vermuten, dass das Haus mindestens einmal abgebrannt und wieder aufgebaut wurde. Es gibt aber immer noch Geheimnisse, die bisher nicht erklärt werden konnten, wie zum Beispiel ein viereckiges Pflaster mit zwei Kreisen oder die gepflasterte Rinne, die mit einem Gefälle in Richtung der Kuhle verläuft.

Der Amrumer Vertrauensmann für archäologische Denkmale Jens Quedens ( 2.v.r.) mit dem Grabungsteam …

Ziel der derzeitigen Grabung ist es unter anderen, Pfostenlöcher für die Dachpfosten zu finden, um die genaue Größe und die Bauart des Hauses zu bestimmen. Bisher konnten schon zwei Pfostenlöcher gefunden werden.  Immer noch gibt es viele Funde, die den Fachleuten Rätsel aufgeben und man ist sich auch noch nicht sicher, ob es sich um ein Einzelhaus oder eine kleine Siedlung handelt. Die außergewöhnlich gut erhaltene Fundstelle wird also auch in den kommenden Jahren weiter untersucht werden und Vertrauensmann Jens Quedens appelliert eindringlich, alles an der Fundstelle so zu belassen, wie es durch die Archäologen freigelegt wurde oder wie es der Flugsand der Dünen frei weht.

Am kommenden Dienstag, den 9. August um 11:00 Uhr, besteht die Möglichkeit die Grabungen zu besichtigen. Die Archäologen werden vor Ort sein und die Ausgrabungen erklären. Treffpunkt ist auf dem Bohlenweg zwischen dem Eisenzeithaus und der Vogelkoje.

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Über Ralf Hoffmann

Ralf Hoffmann wurde 1955 in Schleswig geboren und zog mit seinen Eltern und Geschwistern 1962 nach Amrum. Nach dem Abitur in Niebüll studierte Ralf Luft und Raumfahrttechnik in Berlin. Die ersten 6 Berufsjahre verbrachte er als Entwicklungsingenieur bei VW und danach wechselte er als Aerodynamischer Entwicklungsingenieur zu Ford nach Köln. Als Leiter der Aerodynamischen Entwicklung für Ford Europa und die letzten 15 Jahre als Manager Aerodynamik und Motor- und Komponentenkühlung war er weltweit verantwortlich und viel unterwegs, um die jeweiligen Prototypen unter Hitze und Kälte zu testen. Nach all den Jahren auf dem Festland sind Ralf und seine Frau Karin nun wieder nach Amrum zurückgekehrt.

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