Ausverkauft in zwei Tagen, ja, wenn die friesische Theatergruppe „Theno” auf die schauspielerischen Bretter geht, dann ist die Gaststube vom „Strand33” an drei Tagen hintereinander voll besetzt. Am Donnerstag, Freitag und Samstag gingen die Vorhänge für das diesjährige Theaterstück „A Gemeenversamlang” auf.
Bühne auf:
Bei der nächsten Gemeindeversammlung möchte Barbara sich beschweren und das „Funkloch” gelöst bekommen. Bürgermeister Reinhard begrüßt Saskia, Janne, Kirsten, Barbara, Jens, Maren und Kai. Die Abstimmungsmethoden des Bürgermeisters (eine Hand hoch ist einstimmig) werden mit schallendem Lachen und Schmunzeln vom Publikum quittiert.
Das Hauptthema ist eine Förderung des Kreises Nordfriesland über fünfhunderttausend Euro, die an das innovativste Konzept gehen. „Was können wir machen, Wie sollen wir es umsetzen? Hauptsache es geht nicht nach Nebel oder Wittdün, geschweige denn Sylt, Föhr oder Pellworm”, bangen die Norddorfer und legen sich mächtig ins Zeug. Die Ideenschmiede wird in Gang gesetzt und alle werfen ihre Themen zusammen: Golfplatz, Flugplatz, Bürgermeisterin, Gosch Amrum und mehr Stellflächen für Strandkörbe. Es kam viel zusammen, doch es wurde danach auch viel diskutiert. Wieso Golfplatz anlegen? Die Kaninchen haben doch schon für genügend Löcher gesorgt, die bespielt werden könnten. Kai möchte ein Gosch Amrum an der Nordspitze eröffnen und zwar als „unehelicher Sohn des Gosch von Sylt”, so hatte er sich eine Geschichte ausspekuliert und einen entsprechenden „neuen Lebenslauf” erfunden. „Ralf von Amrum News, das ist jetzt nichts für die Presse, das schreibst du nicht mit”, mahnt der Bürgermeister während der Sitzung des Öfteren. „Wir müssen den Preis für Innovation bekommen und das können wir nur machen, wenn wir ganz groß denken. Norddorf first!”, stimmt Maren die Gemeindevertreter in ihre Wahl zur Bürgermeisterin ein. Plakativ wird dies Unterfangen untermalt und der Applaus des Publikums stimmt lautstark mit ein.
Die Konkurrenz zwischen Bürgermeister Reinhard und seiner Mitbuhlerin wird von dem Wettkampf für die beste Idee noch bestärkt: Amrum im Winter nur für Insulaner, Seilbahn nach Dagebüll, Pimo im Strandkorb am Fähranleger. Zur Klärung, was alles in Sachen Werbung nach Aussen gemacht werden kann, übernimmt Frank Timpe einen grandiosen Gastauftritt.
Minutenlang erzählt er und keiner versteht auch nur ein Wort, die Stille und ratlosen Gesichter der Gemeindevertreter „sagen alles” und Frank Timpe wird vom Publikum gefeiert für eine Rede, dessen Inhalt vermutlich keiner verstanden hat aber die beeindruckend klang.
Die Aufbruchstimmung der Norddorfer war kaum zu bremsen und nach dem Motto „Anschalten statt Abschalten” sollte es nun mit Volldampf voraus in die Zukunft gehen, um die fünfhunderttausend zu bekommen. Dies zu kontrollieren und auf den Zahn zu fühlen kam Marianne M. vom Kreis Husum vorbei. Nach beeindruckenden Zukunftsworten der Bürgermeisterin zog es die Kreisabgeordnete jedoch vor mit Vermieterin Barbara auf ein Klönschnack zu gehen. Alles sollte in die Wege geleitet werden Frau Marianne M. zu beeindrucken und was gibt es schöneres als romantisch im Sonnenuntergang am Leuchtturm mit Wein und einem betörenden Friesen?
Jens, der Auserwählte, gab unter Jubel wirklich alles mit Leib und Seele, um sich für Norddorf einzusetzen. Hat es was gebracht? Die Spannung wuchs, doch Marianne M. verkündete zur Überraschung Aller (auch dem Publikum), das Vermieterin Barbara das Geld für das beste Konzept bekäme. „In der heutigen Zeit einfach mal abschalten, die Pension Funkloch, bringt die Gäste wieder zur Ruhe. In der immer schneller werdenden Zeit mit dem Überfluss an Informationen ist hier in dieser Pension ein ausserordentlicher Erholungswert”, erklärt Marianne M. und erntet von den Gemeindevertretern Fassungslosigkeit. „Maren das wirst du allen Norddorfern erklären müssen, viel Spaß dabei”, piesackt alt Bürgermeister Reinhard.
So kann es kommen und Theno traf auch hier den Nerv der Zeit. Die Thematiken waren wie aus dem Leben gegriffen und die schauspielerischen Leistungen grandios. Tosender Beifall und ein großes Dankeschön von stellvertretenden Bürgermeisterin Sibylle Franz an die Schauspieler/innen für drei unvergesslich tolle Abende, in denen sie nicht nur Spitzen verteilten sondern auch viel freie Zeit (wochenlanges Üben) opferten und der friesischen Sprache wieder einen großen Sprung in den Alltag gebracht haben.
Zum krönenden Abschluss des Theaterabends sangen die Schauspieler und das Publikum zusammen die Amrumer Nationalhymne „Dü min tüs” musikalisch begleitet von Kai, Jens und Frank auf ihren Trompeten und Saxophon.