Der Aussichtspunkt 13 ist die Ausgangsstelle zu einer Wattwanderung nach Föhr. Man erreicht ihn, wenn man in Norddorf am nördlichen Ortsrand in Verlängerung der „Hauptstraße“ den geteerten Wirtschaftsweg durch die Marsch in Richtung Odde geht oder mit dem Fahrrad fährt. Kurz vor der Zufahrt zum Landschulheim „Ban Horn“ macht der Weg eine 90° rechte Abbiegung und führt bis zum Toilettenhäuschen am Ende des Teerdeichs, den man hier überquert. Ab nun ist der Fahrweg unbefestigt und führt bis zum Fahrradständer an der Dünenkante. Hier geht es nur zu Fuß weiter, auf einem erst 2021 neu gestalteten Bohlenweg, bis zum Aussichtspunkt 13. Der Bohlenweg erinnert etwas an eine Kegelbahn, begrenzen ihn doch an beiden Seiten kleine hölzerne Balken. Diese sind baulich vorgeschrieben und sollen Rollstuhlfahrern eine sichere Benutzung des Weges ermöglichen. Es ist auf Amrum der einzige Bohlenweg seiner Art, bei allen anderen Wegen hat man auf diese Begrenzung verzichtet, da sie zumeist Treppenkonstruktionen beinhalten und somit leider für Rollstuhlfahrer nicht geeignet sind.
Vom Aussichtspunkt 13 aus kann man gut das Treiben der Wattwanderer von und nach Föhr beobachten. In nord-östlicher Richtung blickt man entlang der Dünenkante in Richtung Odde, in östlicher Richtung erkennt man die Insel Föhr mit der Ortschaft Utersum, und in südöstlicher Richtung sieht man auf das Wattenmeer zwischen den Inseln und Halligen. Hier kann man auch gut die Pricken ausmachen, die das sog. „Mittelloch“ anzeigen, ein großer Priel, der zwischen Amrum und Föhr verläuft und bei Hochwasser von der Schifffahrt auf dem Weg von und nach Sylt genutzt wird.
Wattwanderungen können von Amrum nach Föhr, aber auch anders herum unternommen werden. Es ist sicher eine besondere Erfahrung an so einer geführten Wanderung teilnehmen zu können, man erfährt von den verschiedenen Wattführern viel Interessantes über das Leben im und mit dem Watt und kann diese einmalige und lebendige Natur bestaunen. Die Wattführer erklären nicht nur das Zustandekommen von Ebbe und Flut, erklären die verschiedenen Muschelarten und graben Wattwürmer aus, sondern erzählen auch von den Menschen die hier lebten und leben und berichten über dramatische Schiffsunglücke. So kommt man unter anderem an den Überresten des Schiffswracks der „City of Bedford“, havariert im Februar 1825, vorbei. Je nach den Erzählungen der verschiedenen Wattführer konnte sich die Schiffsbesatzung nach Föhr retten, oder aber sind alle ertrunken.
Es ist nicht so ganz ungefährlich über das Watt zu laufen, man sollte dies niemals alleine und ohne ortskundige Führer tun. Der Weg ist nicht markiert und
erläuft auch nicht geradewegs von Insel zu Insel sondern macht, von Amrum aus kommend, vor Utersum auf Föhr einen großen Bogen um einen niemals trocken fallenden Priel, bis man bei Dunsum wieder „Land“ betreten kann. Zudem muss man bei absolutem Wassertiefststand das „Mittelloch“ durchqueren, muss also genau die Gezeiten und auch die geeignete Stelle zum passieren dieses Priels kennen. Die größte Gefahr geht jedoch von einem möglichen unvorhersehbaren Wetterwechsel aus. Plötzlich auftretender Seenebel kann die Sicht soweit einschränken, dass man als Ortsunkundiger völlig orientierungslos wird. Dann besteht Lebensgefahr, denn das Wasser kommt garantiert zurück. Die Wattführer sind auf alle drohenden Gefahren vorbereitet, haben alle möglichen Sicherungsmaßnahmen dabei, auch Verbandsmaterial um immer wieder vorkommende Muschelschnittverletzungen zu versorgen.
Föhr war im Gegensatz zu Amrum schon immer mehr landwirtschaftlich ausgerichtet, und so sind in früheren Zeiten die Föhrer mit ihren Pferdefuhrwerken über das Watt nach Amrum gefahren um ihre Produkte zu verkaufen. (Heute tun sie das auch noch, in der Saison ist jeden Dienstag am Sportplatz in Nebel „Föhrer Bauernmarkt“. Allerdings kommen sie jetzt mit Lieferwagen und Fähre!). Da es auf Grund der Gezeiten nie möglich ist in einer Tour „hin und her“ zu fahren oder zu laufen, mussten sie natürlich für die Rückfahrt nach Föhr den nächsten geeigneten Niedrigwasserstand auf Amrum abwarten und so entstanden viele interinsulare Beziehungen. Die Pferdefuhrwerke konnten damals noch „direkt“ von Utersum kommend nach Norddorf kommen. Den oben bereits erwähnten großen Priel vor Utersum, der heute den Wattwanderern einen direkten Weg verhindert, gibt es erst seit den 1960er Jahren. Es ist die Stelle wo aus dem Watt die Baumaterialien zur Wiederherstellung und Erhöhung des Föhrer Deiches nach der Sturmflut von 1962 entnommen worden sind.