Arrivederci, Carlo – wann kommst Du wieder …


Carlo Bisignani wie man ihn kennt …

Carlo Bisignani steht am Eisfenster seines kleinen Eiscafés in Norddorf und schaut auf das verregnete Herbstwetter. Er wird am 25.Oktober dieses Fenster und die Ladentür schließen und nach Hamburg zu seiner Frau fahren – in seiner Heimat Calabrien war er schon Jahrzehnte nicht.

Für Carlo war 2023 ein guter Eissommer. Er ist zufrieden. Dieses Jahr wird er von seinem Mitarbeiter Baggio ( Badjet Tairi), der in Nordmazedonien zu Hause ist, und an den Wochenenden von seiner Tochter Laura, die auf Föhr lebt, unterstützt. Carlo liebt es, wenn die Kinder vor dem Eisfenster Schlange stehen, um sich eine Kugel von seinen 18 verschiedenen Sorten auszusuchen.
Carlo berichtet AmrumNews:“Ich bin 1965 mit knapp 18 Jahren mit einem kleinen Fiat – ohne Eltern – nach Hamburg gefahren, um als Gastarbeiter Arbeit zu finden. Fünf Jahre habe ich auf Montage gearbeitet und mir auch andere Arbeit gesucht, bis ich schließlich 1976 nach Amrum gekommen bin, da mein Bruder Domenico schon bei Peter Heckel gearbeitet hat. Der lange Tresen im Melkpott in Wittdün war schon was Besonderes. Außerdem war die Lage der Milchbar praktisch, da sich damals der Fähranleger noch in unmittelbarer Nähe befand. Der Melkpott war sozusagen die Wartehalle für die WDR.

Mit. so einem Fiat ist Carlo nach Deutschland gekommen …

Schließlich findet Carlo den Weg nach Norddorf. Hier richtet er 1991 im Haus von Sönke Flor das Eiscafé Cappuccino ein. Richtig italienisch – nicht altfriesisch. Und nun tummeln sich vor dem Eisfenster zahlreiche Kinder und Mütter der nahegelegenen Mutter-Kind-Einrichtung und dazu die Urlauber, die durch die verkehrsberuhigte Straße flanieren, zum Strand laufend oder vom Strand kommend. 2013 will Carlo sich zur Ruhe setzen, er hat das wohlverdiente Rentenalter erreicht. Aber bereits nach 4 Jahren kommt in Hamburg Langeweile auf. Man findet ihn in einem Eiscafé in HH-Barmbek, wo er häufig von Amrumer*innen besucht wird, die in Hamburg studieren – aber die Sehnsucht nach Amrum bleibt.

Carlo erfährt, dass der Eckladen gegenüber vom Edeka  in Norddorf zu verpachten ist und ist sofort Feuer und Flamme. Und so kommt der Wahlamrumer 2017 wieder in seine 2. Heimat – jeweils von März bis Oktober. Von 4 Uhr bis 9 Uhr stellt er sein Eis her, um dann um 10 Uhr (nach Dusche und Frühstück) den kleinen Laden zu öffnen. In den Sommermonaten ist die Tür bis 22 Uhr auf- ohne Ruhetag. Nicht lange nach dem die Tür aufgeschlossen ist, kommen die ersten Stammgäste (viele Einheimische aus Wittdün, Nebel und Norddorf), um ihren täglichen Espresso oder Kaffee zu trinken und die neuesten Nachrichten kundzutun oder aufzuschnappen. Carlos Eisdiele ist schlechthin ein „Kommunikationszentrum“. Als diesen Sommer Ingrid W. stirbt und die Norddorfer Nachbarn und Freunde eine Abschiedsfeier organisieren möchten, stellt Carlo sein Café gerne zur Verfügung. Die Freunde bringen den Kuchen mit und Carlo spendiert die Getränke. Es werden viele alte Geschichten erzählt. Ingrid hätte ihren Spaß gehabt.

… und mit diesem Fiat fährt er zum Ende der Saison nach Hamburg zu seiner Frau.

Carlo packt nun seine Koffer und wird mit seinem kleinen Fiat (mit großer Maschine) nach Hamburg fahren.  Aber er will nächstes Jahr wiederkommen und meint:“ In 4 Jahren werde ich 80. Wenn meine Gesundheit es zulässt, möchte ich bis dahin auf jeden Fall weitermachen.“
Carlo, alle Deine Fans freuen sich auf ein Wiedersehen und wünschen Dir einen ruhigen, gesunden Winter.

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Über Brunhilde Wnuck-Jessen

Brunhilde Wnuck-Jessen wurde 1956 in Dorsten geboren und machte dort 1975 ihr Abitur. Anschließend ging es zum Studium nach Köln, wo sie eine Amrumer-Clique kennenlernte. Der Liebe wegen zog sie 1984 nach Süddorf auf Amrum, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann Sönke wohnt. Nach 38 Jahren Schreibtischarbeit freut sich die Jungrentnerin nun auf viel gemeinsame Zeit mit ihren beiden Enkeltöchtern.

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One comment

  1. Moin Zusammen,
    ich finde den Artikel sehr gut, zeigt er uns Amrum-Freunden doch die interessante Lebensgeschichte eines Italieners, der seit Jahren auf Amrum tolles Eis macht und verkauft. Ich hoffe, dass er weiterhin im Sommerhalbjahr aktiv sein wird. Vielen Dank an Frau Wnuck-Jessen für den Bericht.

    Meine Anregung an die Redaktion: Schreibt doch ruhig mehr Artikel über die Firmen auf Amrum und die dazugehörigen Lebensgeschichten. Vielleicht kann man das anhängen an mögliche Firmenjubiläen auf Amrum? Ich würde mich sehr freuen.

    Herzliche Grüße nach Amrum!
    Michael Baum

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