Mitgliederversammlung der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) / neuer (alter) Vorstand einstimmig wiedergewählt – plus einem Neu-Mitglied
Nordseeküste/Varel. Die Mitglieder der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) haben sich Freitag im Nationalpark-Haus der SDN in Varel-Dangast getroffen und sich, nach der Entlastung des alten Vorstandes, den bisherigen geschäftsführenden Vorstand nebst einem Neumitglied einstimmig als ihren neuen gewählt. „Ich fühle mich verantwortlich für die Dinge, die in unserer Gesellschaft passieren und will sie aktiv selbstbestimmt gestalten“, freut sich der 1. Vorsitzende, Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, über seine Wiederwahl. „Als „Küstenjung“ fühle ich mich dem Lebensraum Nordsee besonders verbunden und sein Schutz liegt mir daher nah am Herzen.“
Ähnliches treibt auch den Elb-Lotsen und erneut gewählten ersten stellvertretenden Vorsitzenden Ulrich Birstein zu seinem Ehrenamt an: „Gerade die geplante Übernutzung durch immer mehr Industrieanlagen in der Nordsee, wie Windparks und CCS, lassen in mir die schlimmsten Befürchtungen bezüglich der Zukunft unserer geliebten Nordsee aufkommen.“ Somit sei das Engagement der SDN heute genauso wichtig, wie bei ihrer Gründung vor nunmehr 51 Jahren. „Ich bin gerne ehrenamtlich bei der SDN tätig, da diese Naturschutzorganisation wirklich unabhängig arbeiten kann und sich nur dem Schutz der Lebensräume von Mensch und Tier verpflichtet sieht.“ Und das ohne Ideologie und mit Sachverstand.
„Schon als Kind waren mir die Schönheit und die Gefahren unserer Nordsee und unserer Küste stets präsent“, freut sich die genossenschaftliche Bankbetriebswirtin und Journalistin Anke Kück über ihre Wiederwahl. „Die aktuellen, leider oft auch notwendigen, Veränderungen in unserer Umwelt fordern ein Umdenken. Ich suche die Chancen daraus und bin überzeugt, dass es gelingen kann.“ Und die SDN könne aus ihrer Sicht genau dafür wichtige Schwerpunkte setzen.
Außer mit der Vorstandswahl, von der neben dem bisherigen Schriftführer Jan-Torge Voß aus Husum auch noch der jetzige zweite stellvertretende Vorsitzende Marcus Rudolph aus Cuxhaven betroffen waren, befassten sich die anwesenden Mitglieder auch noch mit den bisherigen sowie den wohl zukünftigen Themen der SDN. Zudem auch noch mit den Aktivitäten sowie der Weiterentwicklung des Nationalpark-Hauses der SDN in Varel-Dangast. „Um gegenüber den Regierungen entsprechendes Gehör zu finden, ist angesichts der besonderen ökologischen und ökonomischen Situation, auch in Anbetracht des Klimawandels, eine küstenweite Zusammenarbeit notwendig“, meint der Vorsitzende abschließend. Denn unstreitig sei es weiterhin, nicht nur Jahrzehnte zurück auf Erfolge und Misserfolge zu schauen, sondern die Öffentlichkeit auch in den kommenden Jahrzehnten permanent, objektiv und intensiv über Probleme und Folgen einer weitergehenden Übernutzung der Nordsee durch den Menschen zu informieren und dagegen möglichst Alternativen aufzuzeigen.„Das wird die Schutzgemeinschaft SDN auch in Zukunft weiter mit Augenmaß betreiben.“
Zusatz-Info 1
Eine Flut von Gefahren für die Nordsee-Bewohner:
Abfälle (Schadstoffe, Lebensmittelreste), Abwässer (Nährstoffe, Reinigungsmittel, Schadstoffe, z. B. Arzneimittel), Airguns, Algenwachstum, Altmunition, Anoden zum Korrosionsschutz (Metalle), Antifouling-Beschichtungen (Schadstoffe, Mikroplastik), Aquakulturen, Ausweichverhalten, Ballastwasser (gebietsfremde Arten, Biozide), Bauarbeiten, Baulärm, Beifang, Belastungen (toxisch), Beleuchtungen, Bilgenwasser (ölhaltig), chemische Substanzen, Düngemittel, Fahrwasser-Baggerungen, Fischerei (Beifang, Verstrickung, Überfischung, Habitatdegradierung), Flüssiggas-Terminals, Flussvertiefungen, Gammelfischerei, Gasförderung, Geisternetze, Giftstoffe (steigende Anzahl), Havarien, Industrieabwässer, Jetskis, Kabelbau, Kiesförderung, Klärschlamm, Kollisionen, Ladungsreste (Tankreinigung, Umschlag im Hafen), Ladungsverluste (Öl, Plastikpellets, Chemikalien, Nährstoffe, Container, Kraftstoffe), Lichtverschmutzung, militärische Nutzungen (Lärm, Sonar, Explosionen, Flug- und Schiffsbewegungen), Luftschadstoffe (Stickstoffoxide, Schwefeloxide, Partikel, Ruß), Meeresmüll, Nährstoffe, Nahrungsmangel, Nutzungsdruck (Zunahme), Ökosysteme (neu entstehend), Öle, Ölförderung, Offshore-Windenergie (Unterwasserlärm, Habitatverlust, zunehmender Schiffsverkehr), Plastik, Parasitenbefall (Lunge und Ohren bei Schweinswalen), Pipelinebau, Raketenstartfläche, Rammungen, Ressourcenkonkurenz (Sandaalfischerei), Riffstrukturen (künstlich), Ruhezonen und Rückzugsräume (gehen verloren), Sandförderung, Sauerstoffgehalt (Veränderung), Schädlingsbekämpfungsmittel, Schadstoffe, Schallauswirkungen (Kommunikationsstörungen, Meideverhalten, Vertreibung, Verletzungen, Tod), Schießübungen, Schiffslärm (Dieselmotoren + Kavitation), Schiffsverkehr (Unterwasserlärm, Kollisionen, Verschmutzung, Schmierstoffe, Hydrauliköle), Schnellfähren (Geschwindigkeit, Lärm), Scrubber-Abwasser (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle, Öl), Strömungen (Luft, Wasser / Veränderung), Schwermetalle, Speedboote, Sprengungen, Tankreinigungen, Technisierung (steigend), Tourismus, Traumata, Tunnelbau, Überdüngung, Überfischung, Unkrautvernichtungsstoffe, Unterwasserlärm, Verklappungen, Wasserbau, Wasserschichtung (Veränderung), Wasserverschmutzung, Windparks
und daraus resultierende kumulative sowie synergistische Effekte.
Zusatz-Info 2
Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN)
ist ein überregionaler und gemeinnütziger Umweltschutz-Dachverband, der 1973 aufgrund umfassender Verschmutzungen der Nordsee ins Leben gerufen wurde. Seitdem engagiert sich die Schutzgemeinschaft sachlich-fachlich und partei-übergreifend für den Schutz der Nordsee als Lebens-, Wirtschafts- und Naturraum. Sie dient rund 200 Kommunen, Landkreisen, Naturschutzvereinen, Instituten, Verbänden und Einzelmitgliedern als Sprachrohr in die Öffentlichkeit sowie die Ministerialverwaltungen und Parlamente des Bundes und der vier Nordsee-Küsten-Länder. Gemeinsames Ziel: die Eigenarten und Schönheiten der Nordsee, des Wattenmeeres und der angrenzenden Küste vor schädigenden Eingriffen durch den Menschen zu schützen und Probleme des Nordseeschutzes einer Lösung zuzuführen.
Einige Maßnahmen der letzten Jahrzehnte, bei denen die SDN als Lobbyverband die Belange der Küste vertreten hat und die inzwischen als weitgehend abgearbeitet gelten dürften, sind die Dünnsäure-, Abfall-, und Klärschlammverklappung, das Notschleppkonzept, Antifouling, Luftüberwachung, Ballastwasser, Tankreinigung, MARPOL I bis IV sowie die Anschaffung moderner Notschlepper für Nord- und Ostsee, wie zuletzt auch der Unterelbe.