Der Ehrenbürger der Gemeinde Nebel feierte seinen 90. Geburtstag in großer Runde.
Der 1920 auf der Hallig Langeneß Geborene erfreut sich noch bester Gesundheit und lässt für sich immer noch keine lange Weile aufkommen. Jeder neue Tag bedeutet auch ein Projekt, das es gilt, umzusetzen. Das Grundstück in exponierter Lage direkt hinter dem Steenodder Seedeich gelegen ist weitläufig und das Haus, dass er 1953 bauen ließ, verpflichten den Pensionär stets auf ein Neues. „In dieser Woche zum Beispiel kommt das Sanitärhandwerk ins Haus und verlegt neue Abwasserleitungen im Keller und vorm Haus. Einige Kabel und Schalter, die nun im Weg sind, lege ich selbst um. In den Ferienwohnungen sind auch noch Erneuerungsarbeiten geplant. Ich habe hauptsächlich Stammgäste, die teils schon 46 Jahre kommen. Für die Reinigung habe ich allerdings eine Firma beauftragt. Die netten Gespräche und das Abkassieren habe ich aber mir vorbehalten“, schmunzelt August Jakobs.
Sein immer währendes Engagement und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen brachten August Jakobs in seinem Leben einen hohen Bekanntheitsgrad und eine gehörige Portion Anerkennung ein. Als Mitglied verschiedener politischer Gremien, und als Kreistagsabgeordneter, sowie Bürgermeister der Gemeinde Nebel stellte er seine Schaffenskraft in den Dienst der Öffentlichkeit. Dementsprechend hochkarätig waren die Geburtstagsgrüße, die Nebels Bürgermeister Bernd Dell-Missier zusätzlich zu denen der Gemeinde Nebel zu überbringen hatte. Sie reichten von den Vertreterinnen des Amtes über den Landrat und Kreistagspräsidenten bis hin zum Landesvater Peter Harry Carstensen. Mit Letzterem stand er im Juni bei der Taufe des WDR-Neubaus „Uthlande“ vor den Fernsehkameras und heimste dabei einen nicht unerheblichen Teil der Sendezeit für ein persönliches Interview für sich ein.
Dell-Missier lobte die Weitsicht, die August Jakobs in seiner Amtszeit als Bürgermeister bewiesen hat. Der Ankauf des heutigen Haus des Gastes war nur eine der markanten Entscheidungen, die in seine ehrenamtliche Tätigkeit fielen. Der Gesangsverein „Rüm Hart“, dem August Jakobs und seine verstorbene Frau Gertraude aktiv angehörten, brachte dem Jubilar gleich mehrere Geburtstagslieder.
Wie intensiv der Hang zur Seefahrt seit seiner Jugend bereits war und auch noch immer ist, stellte August Jakobs immer wieder unter Beweis. Schon früh zeigte er das nötige Geschick und fand bei seinem Vater Hans Jakobs, der auch schon Schifffahrt in der Halligwelt betrieb, ein gutes Vorbild.
Nach seinem 1936 auf Langeneß absolvierten Schulabschluss folgten Fahrtzeiten bei verschiedenen Reedereien, bevor er ab Januar 1940 die Seefahrtsschule Hamburg besuchte. Während der Kriegsjahre versanken nach Beschuss zwei Schiffe auf denen Jakobs fuhr. „Durch einen glücklichen Umstand führte mein Weg zum Kriegsende direkt zurück nach Langeneß und nicht zum letzten „Verheizen“ der Nautiker an die Front“, berichtet Jakobs detailliert.
Eine Stelle als Schiffsführer beim Wasser – und Schifffahrtsamt brachte ihn und seine Frau nach Amrum. Hier fiel dann der Entschluss sich selbstständig, zu machen. 1948 kaufte der Kapitän sein erstes Ausflugsschiff, die “ Ambronia“. 1951 fand mit Vater Hans die gemeinsame Gründung der Reederei „Fahr mit uns“ statt. Nach dem Tod seines Vaters im Oktober 1959 und der Eindeichung des Hauke-Haien-Kooges mit der Anlage des Hafens Schlüttsiel beschloss der Reeder Jakobs, den Halligverkehr auf eine größere Grundlage zu stellen. 1960 wurde im Bahnhofshotel die Gründungsversammlung der Amrumer Schifffahrts AG (ASAG ) abgehalten. In die AG, brachte Jakobs seine beiden Ausflugsschiffe und ein Frachtschiff ein. Ein Ausflugsschiff, die „Amrum“ (später „Stadt Husum“ und heute noch als „Hauke-Haien“ unter Fahrt im Wattenmeer) und die kombinierte Auto- und Fahrgastfähre „Amrum“ (heute noch als „Vitte“ zwischen Rügen und Hiddensee in Fahrt) wurden für die ASAG gebaut.
Die Konkurrenz zur Wyker Dampfschiffs-Reederei bekam der Halligreederei finanziell nicht sonderlich gut, sodass 1971 die Fusion mit der WDR vollzogen werden musste. Bis zu seiner Pensionierung 1983 fuhr August, wie er auf der Insel freundschaftlich genannt wird, noch auf der von ihm mit ausgebauten Halliglinie. Von 1971 bis 2002 war er zudem Mitglied des Aufsichtsrates der WDR.
Nach der Pensionierung blieb er weiter mit der Seefahrt verbunden und führte rund 15 Jahre den Vorsitz des Nautischen Vereins NF. Die Mithilfe beim Aufbau des Schifffahrt-Museums in Husum fiel genauso engagiert aus wie alles andere, was er anfasste, aus.
Für alle Highlights der letzten 90 Jahre reicht leider der Platz nicht, dafür bitten wir um Verständnis. In den Amrum Chroniken von 1983,1993 und 2008 nimmt seine Geschichte bereits einen bedeutsamen Rahmen ein.
Als Geburtstagsgeschenk wünschte sich das „Geburtstagskind“ eine Unterstützung für eine Fahrt von Portugal über Spanien, Marokko und den Kanaren auf einem Frachtschiff mit zusätzlichen Kabinen für Passagiere. „Dass Einzigste was ich dabei nicht bedacht habe, ist mein Alter. Schiffe ohne Arzt an Bord wollen mich nicht mehr mitnehmen. Hier suche ich noch nach einer Lösung“, zeigt sich August Jakobs optimistisch.
Eine große Familie, für die letztlich auch seine fünf Töchter gesorgt haben, steht hinter ihm und wünscht ihm, wie alle Freunde und Bekannte auch, noch viele gesunde und kurzweilige Tage in seinem Leben.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers
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