Zu hohe Verluste lähmen die Gemeinde bereits über Jahre…(to)


Wie Wittdüns Bürgermeister Jürgen Jungclaus in einem Pressegespräch (an dem auch die Ausschussmitglieder der Vertretung beteiligt waren) und auf der gestrigen Gemeindevertretersitzung erklärte, sehe sich die Gemeindevertretung außerstande, die in jedem Jahr auflaufenden Verluste im Thalassozentrum weiterhin zulasten der nötigen Investitionen im Ort zu kompensieren.

2011 noch in Gemeindehand...

Das Gesundheitszentrum ist und bleibt das Sorgenkind der Gemeinde Wittdün. Alle Bemühungen seitens der Gemeinde, die seit Jahren anhaltende Talfahrt zu stoppen sind leider als gescheitert zu betrachten. Hierbei sind die Planungen zur Ansiedlung eines Hotelneubaus genauso im Sande verlaufen, wie der Versuch durch den Einkauf von Fachkompetenz positive Signale zu setzen.

Auch im vergangenen Geschäftsjahr konnten trotz erfolgsversprechender Bemühungen und Verbesserungen im Thalassozentrum keine nennenswerten Umsatzsteigerungen erzielt werden. Die Bemühungen seitens der Gemeindevertretung, den hoch defizitär zu Buche schlagenden Betrieb bereits zu Beginn dieses Jahres in private Regie zu überführen und damit einem einstimmig gefassten Grundsatzbeschluss vom 14.09.2010 zu folgen, sind bisweilen gescheitert.
„Es wäre der Gemeinde gegenüber unverantwortlich, wenn man so weitermachen würde wie bisher. Allein die in einem Jahr auflaufenden Verluste in einer Höhe von 220.000 bis 250.000 Euro lähmen die Gemeinde Wittdün vollends und das schon über viele Jahre. Den Schritt zur Privatisierung hätte schon vor Jahren erfolgen müssen. Auch wenn der derzeitige Leiter mit seinem Team eine Umsatzsteigerung von rund 12 % erreicht hat, reicht es nicht um die enormen Verluste zu bewältigen“, so Jungclaus.
Außerordentlich bedauerlich und überaus unglücklich seien die bisherigen Abläufe bei der Bemühung schnellstmöglich den Betrieb aus der Hand zu geben für die langjährigen Mitarbeiterinnen Angestellten des Hauses verlaufen, erläutern Jungclaus und Tourismusausschussvorsitzende Carmen Klein. „Hierfür möchten wir uns nochmals aufrichtig und aus tiefem Herzen entschuldigen. Wir müssen uns ein wenig professionelles Verhalten eingestehen. Die nach der Wahl angetretene Verantwortung, zum Wohl der Bürger und dem Wohl der Gemeinde zu handeln gebietet es uns aber, diesen Weg zu gehen. Es liegt ein Beschluss der Gemeindevertretung zugrunde, der die Absicht formuliert, gravierende Veränderungen im Thalassozentrum herbeizuführen.. Die grundsätzliche Meinung und Auffassung der Gemeindevertretung hat sich diesbezüglich nicht geändert“, so der Bürgermeister.  Die Beratung und Beschlussfassung zum Haushalt und Wirtschaftsplan 2011, verdeutlichten die Finanzschieflage durch die defizitären Einrichtungen Thalassozentrum und Badeland.
Eine Mitarbeiterin zeigte sich über den Umgang mit dem Personal zutiefst enttäuscht. Seit dem Spätsommer letzten Jahres wüsste man überhaupt nicht, was auf einen zukomme. Im Prinzip hätte zu jedem 1. und 15. eines jeden Monats die Kündigung ins Haus flattern können. Demoralisierender könne solch ein Umstand nicht mehr sein.
Bürgermeister Jungclaus erklärte, dass derzeit eine Ausschreibung vorbereitet wird, die bis zum 31. März hätte laufen sollen. Sie wird nun aufgrund von Verzögerungen in der Ausformulierung der Leistungsbeschreibungen auf den 30. April ausgeweitet. Diese soll die Möglichkeit der 100-prozentigen Privatisierung des Betriebes, also der Übernahme inklusive des Personals und somit des laufenden Geschäfts umfassen. „Mir sind zwar derzeit keine Initiativen eines möglichen privaten Betreibers diesbezüglich bekannt, aber diese Möglichkeit soll nicht ungeprüft bleiben. Sollte es keinen Interessenten geben, so werden nach Ablauf der Ausschreibungsfrist die Kündigungen für betroffenen Mitarbeiter ausgesprochen. Je nach Betriebszugehörigkeit müssen die Fristen eingehalten werden, bevor die jeweiligen Mitarbeiterinnen zum Ende der Frist gehen werden. Der laufende Betrieb, der den gleichen Angebotsumfang wie in 2010 umfassen soll, wird dann mit kurzfristig Beschäftigten beziehungsweise Leihkräften sichergestellt“, so Jungclaus.
Um dieses Jahr geordnet über die Bühne zu bringen, wurde der Leiter des Thalassozentrums Roland Herbert über den Zeitraum seines ursprünglichen Arbeitsvertrages hinaus, dieser läuft Ende Mai 2011 aus, bis zum Jahresende verpflichtet.
Am 31.12.2011 schließen dann die Türen des Thalassozentrums unter der Regie der Amrum Touristik Wittdün für immer. Ab Oktober wird es dann eine neue Ausschreibung geben, um dann einen privaten Betreiber für ein eigenes Nutzungskonzept zu finden. Nach Möglichkeit sollte dieser ab April 2012, mit einem entsprechenden Raumkonzept den Betrieb aufnehmen. Bedingung wird dabei sein, das auch unter privatwirtschaftlicher Regie, der Seeheilbadstatus für Amrum gewahrt wird.
Die dann freigesetzte Gebäudefläche, es wird sicherlich nicht die gesamte bisherige Behandlungsfläche verpachtet werden können, soll dann anderweitig genutzt werden. Dies kann genauso neuen Wohnraum für Angestellte bedeuten, wie Geschäftsräume für neue Existenzen.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers

Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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3 comments

  1. Das Thalassozentrum hätte wunderbar ein Medizinisches Versorgungszentrum mit einer Badearztpraxis werden können: Die Kosten wären reduziert und der Umsatz durch Verordnungen vor Ort gesteigert. Jetzt ist das Schnee von gestern.

  2. Das ist ja unglaublich was dort wieder in Erwägung gezogen wird.Wer macht denn rote Zahlen bestimmt das Spaßbad aber das Thalassozentrum hat doch schwarze Zahlen zu Buche.Was ist denn da falsch?

  3. Der untaugliche und gescheiterte Versuch, das defizitäre ThalassoZentrum schnell mal eben loszuwerden, hat bei allen Beteiligten Empörung und Verunsicherung ausgelöst. Damit wurde ein Schaden angerichtet, dessen Auswirkungen noch garnicht abzusehen sind.Trotzdem:
    Bürgermeister und Werkleiter Jungclaus hat sich bei den Beschäftigten des ThalassoZentrums für sein Fehlverhalten entschuldigt. Das ist anzuerkennen und zu akzeptieren.
    Jetzt sollten aber auch offene Gespräche mit den Betroffenen folgen. Schließlich geht es bei den weiteren Absichten der Gemeinde zur künftigen Verwendung dieser Einrichtung nicht zuletzt auch um Menschen, deren Existenz und berufliche Zukunft.
    Und es geht ebenso um den Seeheilbadstatus für die Gesundheitsadresse Nordseeinsel Amrum. Das ist eine Säule unseres Tourismus, von dem wir alle leben.
    Zur Unterstützung der natürlichen Heilkräfte sind therapeutische Anwendungen von laufend geprüftem Meerwasser und -schlick sowie ergänzende Behandlungen eine unabdingbare Voraussetzung. Zwar ist damit allein nicht das große Geld zu verdienen. Der Trend zu Fitness und Wellness-Tourismus hat den Betreibern aber zunehmend aussichtsreiche Chancen eröffnet, die schon viele mit Erfolg nutzen.
    Dafür braucht man zu den technischen Einrichtungen eines unlängst für 200.000 € modern und patientenfreundlich ausgestatteten ThalassoZentrums hochmotivierte,tüchtige Fachkräfte und ein erfolgsorientiertes Marketing. Und man braucht dafür an der Spitze Unternehmer, nicht Unterlasser.
    Bei diesen Gesichtspunkten kann durchaus eine Privatisierung die bessere Lösung der Probleme sein. Allerdings erscheint der Versuch, eine Übertragung 1 zu 1 auf einen neuen Betreiber bis zum 30. April 2011 zu erreichen, wenn überhaupt, nur dann denkbar erfolgreich, wenn jetzt unverzüglich alle Anstrengungen unternommen werden, mit den vorhandenen Mitteln und Kräften den Interessenten ein attraktives Angebot darzustellen.
    Das heißt unter anderem, kostensparend wirtschaften, für ThalassoZentrum und AmrumBadeland werben, Nachfrage bei Amrumern und Gästen wecken, Aktivitäten, Leistungen und Einnahmen steigern. Dieser Weg erscheint auch mit Blick auf die bevorstehende Saison wie auf eine mögliche Privatisierung genauso richtig.
    Andernfalls verrät Untätigkeit eine durchschaubare Absicht, lieber den Betrieb bis Jahresende finanziell völlig gegen die Wand zu fahren, um damit unabweisbar eine endgültige Schließung zu begründen.
    Verantwortliches, zukunftorientiertes Handeln ist jetzt gefordert.

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