Eine gesunde Finanzlage der Wyker Dampfschiffs-Reederei ermöglichte es, dass innerhalb von nur achtzehn Monaten nach der Indienststellung der ersten Doppelendfähre „Uthlande“ ein Schwesterschiff die Flotte verstärkt.
Am vergangenen Freitag wurde vor großem Publikum das jüngste Mitglied der WDR auf den Namen „Schleswig-Holstein“ getauft. Rund 300 Ehrengäste waren der Einladung der Reederei gefolgt und unzählige Zaungäste rahmten die Veranstaltung im Wyker Innenhafen ein.
„Taufpatin Karima Meynköhn, Ehefrau des W.D.R. Geschäftsführers, trug das Gedicht „Meeresstrand“ von Theodor Storm vor bevor sie dem Schiff und der Besatzung immer mehr als eine handbreit Wasser unter dem Kiel wünschte und das Schiff auf den Namen „Schleswig-Holstein“ taufte. Aber trotz eines “Taufomaten” wollte die Flasche Champagner nicht auf Anhieb an der Bordwand der Doppelendfähre zerschellen. Wie bereits im Juni 2010 Sonja Barnert bei der Taufe der „Uthlande“, saß erst der zweite Anlauf.
„Ich bin nicht abergläubisch und ich habe alles so gemacht, wie die Männer mir das vorgegeben haben“, beschrieb die Taufpatin Karima Meynköhn den Verlauf der Taufe charmant.
Die gebürtige Österreicherin aus Linz an der Donau lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern seit 2001 auf Föhr. „Ich fühle mich der Insel Föhr und den Menschen hier eng verbunden. Deshalb ist es eine ganz besondere Ehre und Freude für mich gewesen, die neue Fähre taufen zu dürfen“.
„Die ‚Schleswig-Holstein‘ ist die neue Botschafterin des Landes und der nordfriesischen Inseln im Wattenmeer“, sagte Axel Meynköhn anlässlich der Taufe. „Wir freuen uns, den Bewohnern von Föhr und Amrum und den Besuchern der Inseln eine leistungsstarke und attraktive Fähre zu präsentieren, die ihnen hohen Komfort und besten Service bietet. Wir sind sozusagen am Ziel. Wenn nun noch in der laufenden Woche die Seiteneinstiege in Dagebüll und Wyk ihren Dienst aufnehmen, kann das neue Konzept der Verkehrstrennung von Fahrzeugen und Passagieren mit entsprechendem Komfortgewinn seine Stärken unter Beweis stellen“, stellte Axel Meynköhn in Aussicht.
„Mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein kann ich sieben Jahre nach dem ersten Memo zu diesem Konzept verkünden, dass es erfolgreich umgesetzt werden konnte“. Die neue Fährgeneration hat bei einer gesteigerten Kapazität sogar günstigere Brennstoffverbräuche und trotz einer höheren Tragfähigkeit weniger Tiefgang als die Nordfriesland-Klasse. Die Manövrierfähigkeit hat dank der vier Voith-Schneider-Antriebe – auch bei kritischen Wetterverhältnissen – gegenüber dem klassischen Schraubenantrieb erheblich gewinnen können. Modernste Technik verbindet die Doppelendfähre mit einem traditionsreichen Namen: Schleswig-Holstein. Sie ist bereits das vierte Schiff in der 126-jährigen W.D.R. Geschichte, das so heißt.
„Da unsere Lernkurve nicht flacher geworden ist, haben wir die Erfahrungen aus dem Betrieb der „Uthlande“ bei dem Bau der „Schleswig-Holstein einfließen lassen. So sind wichtige Punkte wie zum Beispiel, die Neigung der Treppen in den Aufgängen zu senken und sie erheblich flacher zu gestalten und einen durchgängigen Toilettengang einzubauen, sowie eine nicht vibrierende Salondecke zu verbauen, umgesetzt worden. Allerdings sind Vorgaben der Schiffssicherheit enge Rahmenbedingungen für die Konzeption eines Neubaus“. Das Ziel sei gewesen nicht neu für alt, sondern besser sollte es werden“.
Relativ leicht sei der Entschluss gefallen, kurz nach der Indienststellung der „Uthlande“ eine zweite Doppelendfähre auf den Weg zu bringen. Die positiven Erfahrungen mit dem Schwesterschiff schon in den ersten Einsatztagen hätten keinen Anlass gegeben, noch ein paar Jahre zu warten, zumal die wirtschaftliche Situation der Reederei eine zweite Großinvestition vertretbar erscheinen ließ“. „Wir konnten einen Großteil der Finanzierung des auf der Neptun-Werft in Rostock für 17,5 Millionen Euro gebauten Schiffs aus Rücklagen als auch aus Erträgen der Schiffsverkäufe der ausgemusterten Fähren bestreiten. Wir halten es bei der Reederei so, dass wir erst für unsere Vorhaben Arbeiten und Sparen und dann Neuanschaffungen durchführen“, beschreibt Meynköhn die Philosophie der W.D.R..
Mit der neuen Doppelendfähre verfügt die Wyker Dampfschiffs-Reederei auf der Föhr-Amrum-Linie jetzt über vier leistungsstarke, komfortable Fährschiffe. Die nunmehr alle über eine Spurbreite von 2,5 Metern verfügen und somit den internationalen Standard erfüllen.
Kapitän Christ Tholund hatte auch bei dieser Doppelendfähre die Bauaufsicht übernommen und das Schiff, das im September 2010 in Auftrag gegeben wurde, Anfang Dezember von der Neptun Werft in Rostock über Kiel, den Nord-Ostsee-Kanal und eine jahreszeitlich stürmischen Nordsee in ihren Heimathafen Wyk auf Föhr verholt (s. Video und Bericht auf Amrum-News). Seit dem 20. Dezember ist der Neuzugang auf dem Wattenmeer zwischen Dagebüll, Föhr und Amrum bereits völlig störungsfrei im Einsatz. Sie habe bereits Tausende Personen und viele Fahrzeuge befördert, so Meynköhn. 500 000 Personen werden es künftig pro Jahr sein. Zahlen, die jene großer Fähren und Kreuzfahrtschiffe in den Schatten stellten.
Manfred Müller-Fahrenholz, der Geschäftsführer der Neptun-Werft, hörte die positiven Worte über das Produkt, das seine Mitarbeiter seit dem Brennstart am 22. Februar 2011 geschaffen haben, gerne. Er betonte in seinem Grußwort, dass der Auftrag für den Bau der Doppelendfähre für die Werft etwas Besonderes gewesen sei, da es ein neuer Schiffstyp und somit ein Referenzprojekt für die Werft sei.
Müller-Fahrenholz ließ eine alte Schiffsbauertradition fortleben und überreichte dem WDR-Geschäftsführer eine bei der Kiellegung der Fähre untergelegte Cent-Münze in einer Glaskugel verewigt sowie der auf einer Holzplatte montierte Flaschenhals der Taufchampagnerflasche. Für Karima Meynköhn hielt er eine Ankerkette symbolisierendes Armband bereit, um die Patin auf Ewig mit dem Schiff zu verbinden.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers