Als Kinderfacharzt Malte Harjes nach einem erfolgreichen Marathonlauf auf dem Mukoviszidose Benefizlauf am späten Nachmittag auf der Bühne zur Siegerehrung stand, hatte er nicht gedacht, dass damit noch nicht alle Aufregungen des Pfingstsamstags hinter ihm lagen.
Gegen 18.00 Uhr saß er dann mit dem Rettungsdienstleiter der Insel, Andreas Zawieja, in einem Marine-Helikopter vom Typ Westland “Sea King”der Bundesmarine. Der instabile Gesundheitszustand eines Kleinkindes in der Fachklinik Satteldüne, wo der neununddreißig-jährige Harjes als Kinderfacharzt arbeitet, verlangte nach einem Transport von Amrum zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. „Ein Schlechtwetterfront an der Ostküste verhinderte den Einsatz des in Niebüll stationierten Rettungshubschrauber Christoph Europa 5 der Deutsche Rettungsflugwacht (DRF)“, erklärt Harjes.
Nachdem das Kind im Kieler Klinikum eingeliefert wurde, sollte es per Hubschrauber zurück nach Amrum gehen. Doch schon kurz nach dem Start in Kiel erreichte die Besatzung ein Notruf vom Clubschiff “Aida Cara”. Gut drei Stunden nach dem Auslaufen in Kiel, während der Nord-Ostsee-Kanal-Passage Richtung Brunsbüttel, benötigter ein männlicher Passagier des Schiffes dringend medizinische Intensivhilfe. Der Bordarzt hatte bei einem 70 Jahre alter Passagier innere Blutungen diagnostiziert. Eine Einlieferung in ein Krankenhaus war vermeintlich lebensnotwendig. „Wir drehten nach Eingang des Notrufs bei und flogen das Kreuzfahrtschiff an“, berichtet Harjes. „Nachdem der Navigator sich zum Sonnendeck abgewinscht hatte, bin ich per Rettungskorb auch auf die “Aida Cara” abgelassen worden um den Patienten mit zu stabilisieren“ berichtet Harjes weiter.
Nach der Aufnahme des Patienten konnte der Marinehubschrauber kurze Zeit später wieder in Kiel landen. Dort wurde der Passagier von einem Notarzt übernommen und in ein Krankenhaus gebracht. Der glückliche Zufall, dass der „Sea King“ bereits in Schleswig-Holstein unterwegs war, hat möglicherweise dem Passagier das Leben gerettet. Nach der Verlegung des Marinefliegergeschwaders 5 von Kiel nach Nordholz in Niedersachsen hat sich die Vorlaufzeit für solche Hilfeleistung wesentlich verlängert.
Die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) betreibt zwar zwei Hubschrauber in Rendsburg (Christoph 42) und Niebüll (Christoph Europa 5). Nach DRF-Angaben verfügt „Christoph42 allerdings nicht über eine Seilwinde und Christoph Europa 5 kann nicht bei Nacht fliegen. Eine Landung an Deck des Kreuzfahrtschiffes wäre auch für diese Maschinen nicht möglich gewesen.
„Gegen 21.30 Uhr waren wir dann wieder glücklich auf Amrum“, berichtet Malte Harjes. „Ich war nach so einem Marathontag voller Endorphinausschüttung, so was von platt und bin nur noch zu Bett gefallen“. Eine echte Leistung. Glückwunsch.
Thomas Oelers
Respekt für diesen Einsatz!