Oh du schöne Sommerferienzeit – Mitgliederversammlung des Amrumer Sport- und Naturistenvereins


Mussten für’s Gruppenfoto in die Sonne blinzeln:
ASN-Vorsitzende Barabara („Beppo“) Katzer und Stellvertreterin Eva von Zobeltitz (untere Reihe) Geschäftsführer Pit Katzer, Sport- u. Jugendwart Daniel Hähnert und Kassenwart Hans Dzieran (obere Reihe) – (von links nach rechts)

Mitten im Sommer, wenn die Insel am vollsten ist und alle Bundesländer Ferien haben, findet in einem großen, runden Zelt auf dem FKK-Zeltplatz die Jahreshauptversammlung des Amrumer Sport- und Naturistenvereins (ASN) statt, denn unter den gut 1.000 ASN Mitgliedern aus allen Teilen der Republik sind viele Stammgäste Familien mit Kindern und Enkelkindern.

Und so fanden sich dieses Jahr bei hochsommerlich heißen Temperaturen gut hundert Vereinsmitglieder in und vor der weißen Gemeinschaftsjurte des ASN ein, um die Berichte von Vorstand, Beirat, Kassenwart, Geschäftsführer und Revisoren zu diskutieren, zu wählen, Anträge und Verschiedenes zu beraten. Glücklicherweise wehte ein laues Lüftchen und die hochgerollten Wände der neuen Zeltaußenhaut sorgten für ein wenig Durchzug. In guter Stimmung saß man fast drei Stunden beisammen und besprach die gemeisterten und die anstehenden Aufgaben nach Fertigstellung des neuen Mehrzweckgebäudes im Jahr 3 als Pächter des Amrumer FKK-Zeltplatzes.

Vorstand und Geschäftsführung hatten sich außerhalb der Saison mehrfach getroffen und aus der Ferne den Abriss des alten Waschhauses und den Neubau des neuen Mehrzweckgebäudes begleitet, das Ende April von der Gemeinde Wittdün an den ASN übergeben wurde und zunächst nur teileröffnet werden konnte, weil einiges noch im Argen lag. In guter Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Architekten, den beteiligten Handwerksfirmen und der Gestaltungsgruppe des ASN wurden zwischenzeitlich über 30 offenen Punkte abgearbeitet und man sei „beglückt, dass es so geworden ist“. Das neue Gebäude stelle eine „gewaltige Verbesserung“ gegenüber dem alten Waschhaus dar. Noch bestehende Mängel, Verbesserungsvorschläge oder Wünsche werden in einer am Infobrett ausgehängten Liste gesammelt oder können an <info@asn-amrum.de> gemailt werden.

Die Vereinsvorsitzende Barbara („Beppo“) Katzer berichtete von der regen Mithilfe der Vereinsmitglieder bei der Trockenlegung der Seenlandschaft im Spiele-und Königstal Mitte Mai und den Ausbau-Arbeiten im und um das neue Mehrzweckgebäude. Der Mitmach-Geist des Platzes habe sich bei einigen neuen Mitgliedern gleich eingenistet, meinte sie hocherfreut. Zwar gäbe es immer mal wieder „Ausreißer“ unter den Gästen, die den Vereinsplatz mit einem Hotelbetrieb verwechselten und den pfleglichen Umgang mit Interieur und Landschaft vermissen ließen, aber in der Regel liefe es gut. Ein neues Mitglied habe sogar jeden Urlaubstag vier Stunden gearbeitet, um den künftig begrünten Karrenunterstand zu zimmern.

Erfreulich sei auch, dass immer mehr Gäste an den Sport-Turnieren teilnähmen und in Eigeninitiative kleine Turniere und Spiele initiieren, sagte Sport- und Jugendwart Daniel Hähnert. Derzeit hat der ASN 1.070 Mitglieder. Durch die gestiegene Mitgliederzahl seien die Beitragseinnahmen gestiegen, die vor allem für sportliche und kulturelle Aufgaben verwendet werden, berichtete Kassenwart Hans Dzieran.

Infotafel im neuen Gebäude

Zurzeit der Versammlung war der Platz mit 450 Personen voll belegt und habe zwischenzeitlich für Nicht-Mitglieder im ASN oder DFK gesperrt werden müssen. Im nächsten Jahr werden einige neue Zeltplätze eingerichtet und es werde überlegt, die Gebühren für Zelte, die eine sehr große Grundfläche belegen, zu erhöhen und eine mögliche Zwischengröße für Zelte über 4 qm einzuführen. Künftig müsse vor einem so großen Andrang wie in diesem Sommer jedoch rechtzeitig die Reißleine gezogen werden, damit niemand vergeblich anreist. Man denke über verschiedene Maßnahmen nach. Wirtschaftliche Überlegungen stünden bei der Platzbelegung nicht im Vordergrund. Ziel sei der Platzerhalt als FKK-Platz.

Der Wirtschaftsbetrieb des ASN habe die Zeltplatzgebühren der gestiegenen Pacht für den Platz angepasst, berichtete ASN-Geschäftsführer Pit Katzer. Man brauche ein ausreichendes Polster, um die eigenen Investitionen in Platz und Gebäude zu finanzieren und Rücklagen für wetterbedingte saisonale Einnahme-Schwankungen bilden zu können.

Die Kassenprüfer hatten nichts zu beanstanden, der Vorstand wurde entlastet. Anschließend mussten noch die Satzung aktualisiert und turnusmäßig einige Vorstands- und Beiratsposten sowie die Kassenprüfer gewählt werden. Alles einstimmig.

Mit zwei Enthaltungen wurde der neue alte Vorstand mit der Prüfung einer Senkung der Übernachtungsgebühr für junge Erwachsene in Ausbildung beauftragt. Ob die Gebührensenkung eine Maßnahme wäre, um den FKK-Platz für junge Erwachsende attraktiver zu machen, wurde nicht diskutiert. Es wurde aber die Frage aufgeworfen, ob man dem gesellschaftlichen Abwärtstrend der FKK-Bewegung in Deutschland kulturell etwas entgegen setzen kann.

Im kommenden Jahr eröffnet der Platz am 27. April. Die Platzsaison 2019 beginnt ausnahmsweise erst am Wochenende vor dem 1. Mai, da im Außenbereich noch viel zu tun ist. Die alte Posthütte muss abgerissen werden, sie ist an den Fenstern bereits marode. Aber wohin mit den ausufernden Paketanlieferungen und mit den vielen Fahrrädern, insbesondere den Anhängern für Kinder, die sehr viel Platz benötigen? Für diese beiden „Wachstumsprobleme“ auf dem Zeltplatz wird noch nach Lösungen gesucht.

Die Mitgliederversammlung gedachte ASN-Mitglied Lilott Warnck und Bäckermeister Uwe Claußen aus Nebel, die beide im Frühjahr verstorben sind. Der ehemalige Bürgermeister war vielen Mitgliedern persönlich bekannt, versorgte er doch – wie schon sein Vater – den Platz jeden Sommer mit frischen Brötchen und Lilott Warnck war stets, auch noch mit über 90, die Erste in der langen Brötchenschlange. „Dem Brötchenmann“ Claussen ist sogar eine eigene Strophe in einem der Zeltplatz-Lieder gewidmet, die jedes Kind dort kennt: „Oh, du schöne Sommerferienzeit, Sonnenbrand und Sommersprossen, das ist unser Kleid“.

Print Friendly, PDF & Email

Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

schon gelesen?

Vom Fischen und Jagen in alten Tagen (Teil 3)

  Die Wildkaninchenjagd Die Nutzung der Natur spielte im alten Amrum immer eine große Rolle. …

Schreibe einen Kommentar

WP2Social Auto Publish Powered By : XYZScripts.com