Das fantastische Wetter der letzten Woche bescherte den Insulanern und ihren Gästen nicht nur traumhafte Stunden in der Natur, sondern den Rettungskräften zu Wasser und in der Luft optimale Übungsbedingungen.
„Freundlicherweise“ führten die Besatzungen des Seenotrettungskreuzers „Ernst Meier-Hedde“ und die Hubschrauberbesatzung eines Rettungshubschraubers den Anflug und das Winschen einer Person direkt vor der Amrumer Südspitze durch. Für die vielen Zuschauer, die auf dem Fähranleger in Wittdün auf die Fährankunft warteten bot sich ein tolles Fotomotiv. „Was ist denn da passiert?“, hinterfragten einige unsicher.
Wie Antke Reems, verantwortlich bei den Seenotrettern für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, auf Anfrage erklärte, sei diese Kooperation von Luft- und Wasserrettungskräften wichtig, um im Notfall und auch bei deutlich schlechterem Wetter medizinisches Personal abzusetzen oder verletzte Personen für die schnelle medizinische Versorgung im Krankenhaus von Schiffen auszufliegen.
„Auf den meisten Stationen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) werden solche Anflug- und Winschübungen mit den verschiedensten Organisationen und der Bundeswehr durchgeführt“. In diesem Fall handelte es sich um einen Rettungshubschrauber von der Northern HeliCopter GmbH (NHC), die ihre Kernaufgabe in der Luftrettung für verunfalltes Servicepersonal in den Offshore Parks vor der Küste hat. „Die Tatsache, dass diese Helikopter mit einem Notarzt besetzt sind, gewährleistet im Notfall auch weit draußen vor der Küste eine schnelle medizinische Notfallversorgung“, erklärt Antke Reems. Diese Einheiten sind in das breit aufgestellte Notfallkonzept zu Land-, Luft- und Wasser mit eingebunden, sodass auch Notfallpatienten auf Amrum schon von der schnellen Hilfe aus der Luft profitieren konnten. Diese werden ansonsten vorrangig von dem in Niebüll stationierten Rettungshubschrauber „Christoph Europa 5“ der DRF Flugrettung in die Krankenhäuser auf dem Festland geflogen.
Bei dieser Anflug und Winsch-Übung läuft der Seenotrettungskreuzer mit 2 – 3 Seemeilen im optimalen Fall rückwärts gegen den Wind und die Strömung. Wie der erste Vormann der „Ernst Meier-Hedde“, Sven Witzke, Antke Reems erklärte, sei aufdiese Weise gewährleistet, dass er den Seenotkreuzer rückwärts aus der Gefahrenzone ziehenkann, falls irgendwas schief geht.
Diese gemeinsamen Übungen haben vor Amrum schon lange Tradition und werden auf dem kurzen Dienstweg zwischen den beteiligten abgesprochen. „Aus eigener Erfahrung, die ich im Februar 2006 auf dem damals auf Amrum stationierten Seenotrettungskreuzer „Eiswette“ sammeln durfte, kann ich nur berichten, dass es schon sehr beeindruckend ist, wenn ein Hubschrauber zum Greifen nah über dem Kreuzer in der Luft steht. Der damalige Vormann Jens Petersen zog völlig routiniert den Seenotkreuzer rückwärts, als der Pilot des LTG 63 aus Hohn den Hubschrauber direkt über ihn setzte.
Für die Seenotretter an Deck ist es dabei lebenswichtig, dass sie nur mit geerdetem Haken arbeiten, um die abgeseilte Person oder in diesem Fall Fracht aus der Luft zu “angeln“. Ansonsten würden sie Gefahr laufen eine elektrische Entladung abzubekommen.