
„Der Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte…“, frei nach Eduard Mörike eröffnete Hartmut Schwochow vom Mühlenverein am Palmsonntag die erste Vernissage der 55. Sommersaison in der Nebler Mühle auf Amrum. Die diesjährige Frühjahrsausstellung zeigt 42 Amrum-Motive von Wolfgang Schönegge, der bereits 2013 mit seinen Aquarellen in der Nebler Mühle reüssierte.

Meer, Wolken und Himmel in mutigen Farben. Der weiße, weite Kniepsand, zwei Boote am Strand, Bohlenwege, die in die Dünen führen. Wriakhörnsee, Quermarkenfeuer und Birken im Moor. Die Mühle, die Kirche, schöne Friesenhäuser, der Kirchhof, die Straße ins Dorf. Seezeichenhafen und Querbeet. Menschen im Watt, das Teehaus, Ual Aanj und immer wieder Steenodde…
Kenner der Insel werden markante Orte und Stimmungen unter den Motiven der Ausstellung wiedererkennen. Bis auf ein Bild sind alle Aquarelle der Mühlenausstellung hier auf Amrum entstanden, unter freiem Himmel gemalt oder skizziert. Nur für die beweglichen Motive wie die kleine Menschenggruppe im Watt oder die Fahrräder auf dem Deich in Steenodde brauchte der Hobby-Maler Fotos als Gedächtnisstütze.
Als Architekt und Stadtplaner hat Wolfgang Schönegge auch beruflich gezeichnet, doch das Zeichnen und Malen, insbesondere das Aquarellieren, sind vor allem Hobby. Der in der Wetterau nördlich von Frankfurt am Main geborene Künstler lernte schon in seinem Studium in Darmstadt die Gesetze der Form- und Farbgebung und die freie Handmalerei. Seit etwa 15 Jahren malt er Aquarelle, vor allem Stadtlandschaften und -motive, wagt sich aber auch an Portraits und Akte. Schönegge ist Mitglied in einem Darmstädter Malkreis. Vier seiner Akte sind derzeit in der Gruppenausstellung „Schönheit. Vielfalt. Mensch“ im fränkischen Miltenberg zu sehen.

„Beim Malen vergesse ich alles ringsherum. Deshalb ist das für mich etwas sehr Erholsames“, verrät Wolfgang Schönegge, der seit 40 Jahren auf Amrum Urlaub macht. Seine Frau verbrachte sogar schon als Kind in den 1960er Jahren hier ihre Ferien. Inzwischen kommen auch die Kindeskinder. „Die Landschaft und das Licht hier inspirieren mich“, sagt der Ruheständler, der erst seit kurzem mehr Zeit für sein Hobby hat. Er malt fast nur draußen, „au plein air“, vorwiegend in Formaten zwischen 40 und 70 Zentimetern. Das habe sich so ergeben, weil er früher nur im Urlaub Zeit für sein Hobby hatte und vom Gepäck her eingeschränkt war.
„Ich male in der Regel nur für mich. Es sei denn, ich brauche noch Bilder für eine große Ausstellung wie diese“, lacht Schönegge und sagt: „Malen ist für mich wie fühlen. Beim Malen bin ich ganz bei mir. Meine Enkeltochter, (sie wird Ende April drei Jahre alt), hat heute früh ein Bild gekritzelt. Ich glaube, das, was sie dabei fühlt – so ernsthaft und konzentriert, ganz versunken – ähnelt dem, was ich selbst auch beim Malen empfinde.“
Was sich in seiner Maltechnik seit seiner letzten Mühlen-Ausstellung vor sechs Jahren verändert habe, wollte Amrum News wissen: Von einem allgemein gültigen, schablonenhaften Vorgehen beim Aquarellieren halte er nichts. Er lasiere jetzt mehr als früher, warte die Trocknungsphase ab, bevor er an einem Bild weiterarbeite. Die Wartezeit nutze er, um zwischendurch andere kleine Aquarelle im Format 30 x 40 cm zu malen. Diese kleineren Originale ohne Rahmen sind in der Mühle auf Nachfrage übrigens auch erhältlich.
Wolfgang Schönegges Amrum-Aquarelle sind noch bis zum 21. Juni 2019 in der Windmühle in Nebel auf Amrum zu sehen. Öffnungszeiten täglich von 10.30 Uhr – 13.00 Uhr und 14.30 – 17.00 Uhr, montags bis 16.00 Uhr und sonntags ab 11.00 Uhr.