Am Dienstagmorgen machte sich Nicole Hesse auf den Weg nach Husum, um die 7350 Unterschriften der Petition „Das Pflegeheim auf Amrum muss bleiben“ an den jetzigen Träger, das DRK Nordfriesland in Husum zu überreichen. Dort wurde sie vom Geschäftsführer Torben Walluks und dem Vorsitzenden Frank Millack empfangen. Die mitgereiste Presse wurde leider ausgeschlossen und durfte auch keine Fotos machen und so musste Nicole Hesse die Petition unter Ausschluss der Öffentlichkeit überreichen.
Der mitgereiste Autor interviewte Nicole Hesse dann nach dem Gespräch mit dem DRK Vorstand:
Nicole, wie hast du dich gefühlt, als du allein die Petition übergeben musstest?
Ich habe nicht verstanden, warum keine Fotos gemacht werden durften, selbst das Angebot, dass die Presse keine Fragen stellt, konnte Herrn Walluks und Herr Millack nicht umstimmen. Eigentlich ist es unverständlich, dass das DRK Nordfriesland die Möglichkeit einer Stellungnahme nicht nutzt. Ich fand es wichtig, meinen Standpunkt darzulegen und habe dies auch couragiert getan.
Wie war die Atmosphäre während des 45-minütigen Gesprächs
Der Beginn war angespannt und sehr von Herrn Walluks und Herrn Millack dominiert. Später wurde es dann ein Gespräch, in dem wir unsere Argumente ausgetauscht haben.
Hast Du den Eindruck, dass der Vorstand des DRK Nordfriesland verstanden hat, warum es für die Amrumer so wichtig ist, dass ein Pflegeheim auf Amrum bleibt?
Nicht wirklich, da mir gesagt wurde, dass auf dem Festland niemand versteht, warum sich die Amrumer so aufregen. Das DRK fühlt sich im Recht diesen Schritt gemacht zu haben und moniert, dass die Situation auf Amrum anfangs von der Politik nicht ernst genug genommen wurde.
Hast Du das Gefühl, dass das DRK Nordfriesland an einer Lösung für den Fortbestand einer Pflegeeinrichtung interessiert ist?
Am Anfang des Gespräches nicht, es wurde relativ kritisch über Versäumnisse in der Vergangenheit gesprochen. Am Ende aber haben Herr Walluks und Herr Millack die Zusicherung gegeben, dass sie bereit sind, an einer Lösung mitzuwirken – sofern das Angebot der Amrumer Gemeinden über eine finanzielle Beteiligung an den Verlusten für sie akzeptabel ist. Grundsätzlich sind sie kompromissbereit, der Spielball liegt aber nach Ihrer Meinung jetzt auf Amrum.
Nicole, wie würdest du die vielen Kommentare in der Petition zusammenfassen?
Ich habe alle der über 1900 Anmerkungen gelesen. Der Tenor „einen alten Baum verpflanzt man nicht“, zieht sich durch fast alle Kommentare.
Was ist für dich das persönliche Fazit nachdem die Unterschriften nun abgegeben sind?
Es ist sehr motivierend zu sehen wieviel Zuspruch ich bekommen habe. Man darf sich nicht alles gefallen lassen und muss sich auch mal wehren. Ich hoffe sehr, dass wir mit unserer Aktion den Verantwortlichen klarmachen konnten, dass dringend eine Lösung für Amrum und die Amrumer gefunden werden muss. Das Heim zu schließen, ist definitiv keine Lösung. Die große Unterstützung und der Zusammenhalt der Amrumer und deren Freunde hat mich sehr berührt.
Die Amrumer sind auch weiterhin bereit, sich für den Fortbestand der Altenpflege auf Amrum zu engagieren. Etwa 200 Unterstützer waren am Freitag letzter Woche dem Aufruf gefolgt, einen Verein zur Unterstützung der Altenpflege auf Amrum zu gründen und trafen sich im St. Clemens Hüs in Nebel. Chris Johannsen eröffnete die Versammlung und bedankte sich unter anhaltenden Beifall für das Engagement von Nicole Hesse. Mit Ihrer Petition, der Organisation der Demonstration und auch den Kontakten in Presse, Funk und Fernsehen hat sie sehr dazu beigetragen, auf die schwierige Situation aufmerksam zu machen und den Verantwortlichen zu zeigen, wie wichtig für alle Amrumer der Fortbestand einer Altenpflegeeinrichtung auf Amrum ist.
Der Zweckverbandsvorsitzende Cornelius Bendixen gab einen kurzen Bericht über den Stand der Dinge. Mittlerweile ist man überzeugt, dass ein ambulantes Wohn- und Pflegekonzept der richtige Weg für Amrum ist. Die Bewohner werden Mieter eines Zimmers/einer kleinen Wohnung und können sich je nach Bedarf eine ambulante Pflege hinzubuchen. Auch der DRK Ortsverband unterstütz diesen Weg und ist bereit, eventuell die Trägerschaft zu übernehmen. In diesem Zusammenhang appellierte die jetzige Vorsitzende des Ortsverbandes Amrum, Eike Paulsen, dass der DRK Ortsverband dringend Unterstützung braucht. Es werden Leute im Vorstand benötigt und man sucht auch schon seit einiger Zeit einen Nachfolger für den Vorsitz.
Ein Besuch von Vertretern der KIWA (Koordinationsstelle für innovative Wohn- und Pflegeformen im Alter) und auch der Heimaufsicht Nordfriesland bestätigte, dass das angedachte Konzept in den jetzigen Räumlichkeiten realisiert werden kann. Der Umbauaufwand ist relativ gering und die jetzigen Bewohner müssten während der Umbauphase nicht umziehen.
Der Zweckverband Amrum möchte das vorhandene Gebäude gern vom DRK Nordfriesland kaufen. Entsprechende Verhandlungen hierüber haben begonnen. Für die Übergangszeit ist jetzt ein Angebot an das DRK Nordfriesland gegangen, in dem bekundet wird, dass der Zweckverband bereit ist, einen größeren Teil des Defizites aus dem laufenden Betrieb zu übernehmen.
Bevor der neue Verein gegründet wird, muss eine Satzung vorhanden sein. Astrid Thomas-Niemann hatte sich die Mühe gemacht, in Anlehnung an die Föhr -Amrumer Krankenhaus Vereinssatzung einen Vorschlag auszuarbeiten und stellte diese den Anwesenden vor. Schnell wurde klar, dass es schwierig ist, mit so vielen Anwesenden einen Konsens über den genauen Inhalt zu erzielen. Man einigte sich schließlich darauf, diese Aufgabe im kleineren Kreis durchzuführen. 10 Freiwillige werden in den nächsten 2 Wochen einen Satzungsvorschlag ausarbeiten und diesen dann in einer zeitnah neu angesetzten Gründungsversammlung vorstellen.