Impfen, Impfen und nochmals Impfen …


Impfen, Impfen, Impfen

Das Jahr 2021 wird in die medizinische Geschichte der Insel Amrum als das „Jahr des Impfens“ eingehen!

Die Corona-Pandemie hat unser aller Leben verändert, so auch die medizinische und ärztliche Betreuung auf der Insel Amrum. Noch nie zuvor haben die Arztpraxen der Insel so viel geimpft!

Auch wenn im Laufe des Jahres Amrum News bereits mehrmals über die Impfaktionen berichtet hat, sei hier zum Jahresende nochmals eine Zusammenfassung erlaubt.

Im März d.J. haben die ersten großen Impfkampagnen auf Amrum begonnen. Die Praxis an der Mühle und die Norddorfer Arztpraxis fungierten zunächst als „Impfzentrum“, später dann als „Impfpraxen“. Zudem haben die Fachklinik Satteldüne sowie die AOK Nordseeklinik für Mutter und Kind ihr Klinikpersonal geimpft.

Zwischen März und August wurden insgesamt 4014 Corona-Impfdosen verabreicht (2080 Erst- und 1934 Zweitimpfungen), wobei 1030 mal der Impfstoff der Fa. Astra-Zeneca (Vaxzevira°, „Vektorimpfstoff“), 588 mal der Impfstoff der Fa. Moderna (Spikevax°,„mRNA-Impfstoff“) und 2948 mal der Impfstoff der Fa. Biontech (Comirnaty°, „mRNA-Impfstoff“) zum Einsatz kamen.

Ab Anfang September wurde auch auf Amrum, neben der Fortführung von Erst- und Zweitimpfungen, mit den 3. Corona-Impfungen, dem sog. „Boostern“ begonnen. So hat  seitdem bislang z.B. die Praxis an der Mühle weitere 1139 Corona-Impfungen (132 Erstimpfungen, 179 Zweitimpfungen und 828 Booster-Impfungen), davon 1001 mal Biontech und 138 mal Moderna, durchgeführt.

Zubereitung des Impfstoffs

Insgesamt gesehen muss festgestellt werden, dass der reine Impfvorgang nur einen sehr geringen Anteil im Gesamtaufwand des Impfgeschehens ausmacht („es ist nur ein kleiner Pieks“). Insbesondere der Verwaltungsaufwand mit Benachrichtigung und Terminvereinbarung der Impflinge, das Bestellen der Impfdosen (erst über ein Impfzentrum am Festland mit entsprechend schwieriger Transportorganisation, dann Gott sei Dank problemlos über die Amrumer Apotheken), die Dokumentation der Impfungen sowie verpflichtende zeitnahe (tagesgleiche) Meldung der durchgeführten Impfungen an das Land Schleswig-Holstein (bei Impfungen als Impfzentrum) bzw. an die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (bei Impfungen als Hausarztpraxis), die dies dann jeweils wieder an das Robert-Koch-Institut weiterleiten, war und ist sehr zeitaufwendig und muss neben einem „normalen“ Praxisablauf (es gibt auch noch andere Erkrankungen als Covid-19!), gut organisiert werden.  Zudem ist mit fortschreitender Pandemie und hierdurch, oftmals auch kurzfristigen Veränderungen der Impfstrategie, zum Teil missverständlichen wissenschaftlichen sowie auch v.a. politischen Entscheidungen mit Empfehlungen welcher Impfstoff wann und zum wievielten Mal verabreicht werden soll, die Organisation nie leichter geworden. Auch zwischenzeitliche Begrenzungen der Liefermenge an Impfstoffen und Veränderungen deren Haltbarkeiten haben so manche Planung über den Haufen geworfen. Dabei war und ist eine genaue Terminierung der jeweiligen Impftage von großer Bedeutung, lassen sich doch aus den jeweiligen Ampullen der verschiedenen Impfseren unterschiedliche Mengen an Impfdosen gewinnen (AstraZ und Moderna jeweils 10, Biontech 6). Oftmals können jeweils auch 1-2 Dosen mehr aufgezogen werden, so dass immer eine „Reserveliste“ geführt wird um noch rasch einen oder mehrere Impfwillige kurzfristig anrufen zu können, was auf unserer Insel immer problemlos gelungen ist. Es soll ja schließlich kein Impfstoff verschwendet oder weggeworfen werden.

Die derzeitigen STIKO-Empfehlungen für Corona-Impfungen sind:

Für bislang Ungeimpfte ausschließlich mRNA-Impfstoffe (Biontech oder Moderna) ab einem Alter von 12 Jahren:

Erstimpfung

Zweitimpfung 4-6 Wochen nach Erstimpfung

„Boostern“ (Drittimpfung) ab 3 Monaten nach der Zweitimpfung (Immunsupprimierte nach 4 Wochen!), < 30 Jahre ausschließlich Biontech, > 30 Jahre Biontech oder Moderna

 

Kinder 5-11 Jahre

Erstimpfung (bei schweren Vorerkrankungen sowie bei individuellem Wunsch der Kinder und Eltern)

Kinderimpfstoff Biontech, entspricht 1/3 der Erwachsenendosis

Zweitimpfung 3-6 Wochen nach Erstimpfung

Hier sind für Anfang Januar in der Praxis an der Mühle bereits 30 Kinderimpfungen terminiert!

 

Wie schon erwähnt, gibt es neben Corona auch noch andere Infektionskrankheiten, gegen die man sich durch Impfen schützen kann und soll. Die Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts) werden diesbezüglich jedes Jahr im sog. „Impfkalender“ neu erstellt.

Standardimpfungen im Kindesalter wie auch im Erwachsenenalter sind weitgehend bekannt. Entsprechende Impfmöglichkeiten und -empfehlungen gibt es gegen Rotaviren (schwere Magen-Darm-Infekte bei Säuglingen), Wundstarrkrampf („Tetanus“), Diphterie, Keuchhusten („Pertussis“), Hib („Haemophilus influenzae“, bakterielle grippeartige Erkrankung), Kinderlähmung („Poliomyelitis“), Meningokokken (Bakterien, können zur Hirnhautentzündung führen), Pneumokokken (Bakterien, können schwere Lungenentzündungen verursachen), Masern, Mumps, Röteln, Windpocken („Varizellen“) und Gürtelrose („Herpes zoster“), HPV für Mädchen und Jungen („Humanes Papillom Virus“, Gebärmutterhalskrebs), Gelbsucht („Hepatitis B“) sowie Grippe („Influenza“) .

Manche Impfungen müssen aus verschiedenen Gründen (Nachlassen der Immunität, Veränderungen der Erreger) regelmäßig wiederholt werden (z.B. Tetanus alle 10 Jahre, Grippe jährlich). Zu erwähnen sei hier auch, dass viele der sog. Kinderkrankheiten im Erwachsenenalter einer Auffrischimpfung bedürfen, da Immunreaktionen mit zunehmendem Alter abnehmen. Alle diese Impfungen werden von den Krankenkassen bezahlt.

Weiterhin gibt es auch noch die Möglichkeit von sog. Reiseimpfungen, die nur unter bestimmten Voraussetzungen Kassenleistungen sind und zumeist von den Patienten selbst bezahlt werden müssen. Je nach Reiseziel werden, z.B. vom Auswärtigen Amt der Bundesregierung, bestimmte Impfempfehlungen gegeben, eine individuelle Impfberatung sollte aber auch beim Hausarzt erfolgen. In Frage kommen hier z.B. Impfungen gegen Tollwut, Cholera, Typhus und Paratyphus, Gelbsucht (Hepatitis A), FSME (Frühsommer-Menigokokkenenzephalitis, durch Zecken übertragbare Gehirnentzündung), Japanische Enzephalitis und Gelbfieber (letzere darf nur durch bestimmte Impfambulanzen verabreicht werden).

Die Impfbereitschaft ist unter der Amrumer Bevölkerung sehr groß, im Jahr 2021 wurden z.B. nur durch die Praxis an der Mühle 706 Standardimpfungen durchgeführt. Rechnet man noch die vielen Corona-Impfungen hinzu kommt die Praxis auf eine Gesamtzahl von 4647 Impfungen in einem Jahr!

Die Goldene Impfspritze für das Team der Praxis an der Mühle

Anlässlich dieser enormen Leistung wurde dem Praxisteam in diesem Jahr von einem dankbaren Geimpften eine „Goldene Impfspritze“ überreicht, worauf alle Mitarbeiter zu Recht stolz sind.

Allen Medienberichten zum Trotz, seien sie wissenschaftlich oder politisch orientiert, kann zum jetzigen Zeitpunkt keiner hundertprozentig voraussagen wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickeln wird. Ob sich nach „Omikron“ noch weitere und wie viele Virusvarianten entwickeln werden, ob zur Bekämpfung der Pandemie weitere Impfungen, möglicherweise auch mit angepassten oder neuen Impfstoffen, notwendig sein werden, wird erst der weitere Verlauf von „Corona“ zeigen. Auch die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht scheint möglich. Weltweit sind sich seriöse Wissenschaftler und Politiker darüber einig, dass das Impfen gegen das Coronavirus der wichtigste Baustein in der Bekämpfung der Pandemie ist. Die Arztpraxen der Insel Amrum sind bereit auch im neuen Jahr weiter gemäß den Empfehlungen der STIKO zu Impfen. Eventuell kann ja die, wahrscheinlich auch in Deutschland bevorstehende Zulassung eines sog. „Totimpfstoffs“, genauer gesagt handelt es sich hier um „proteinbasierte Impfstoffe“, (z.B. Nuvaxovid° der Fa. Novavax) noch den einen oder anderen Impfskeptiker dazu bringen sich doch impfen zu lassen.

Und so ergeht hier ein erneuter Aufruf an die Amrumer*innen ab 5 Jahren sich impfen zu lassen!

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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