„Wenn ich durch die Reihen gucke, dann ist es, als ob ich alte Freunde und Familie wieder sehe.“ Mit diesen Worten begrüßt Bernd Hälterlein von der Nationalpark Verwaltung die Teilnehmer des 13. See- und Küstenvogelkolloquiums, das in diesem Jahr einmalig auf Amrum stattfindet.
Zwei Jahre lang musste die, inzwischen sehnsüchtig erwartete Veranstaltung, wegen Corona immer wieder verschoben werden. Jetzt gibt es viel zu erzählen. Die nachhaltigen Metallbecher, die Bernd Hälterlein als das wichtigste Utensil aus der Amrum- Touristik-Begrüßungstasche vorstellt, tragen in der Gravur das Jahr 2021. Die Gravur aus der Vergangenheit stört die ausgelassene Stimmung im Gemeindehaus von Norddorf nicht. Die Becher erinnern vielmehr daran mit wie viel Liebe zum Detail die ehemalige Leitung des Naturzentrums, Lotte von Komorski, in die Organisation und Vorbereitung des Kolloquiums gesteckt hat.
Wie zu Demonstrationszwecken hängt sich Bernd Hälterlein den schmucken Edelstahl-Camping-Becher an den Hosenbund und verkündet: „Ohne diesen Becher kommt Ihr dieses Wochenende nicht an lebensnotwendigen Kaffee!“ Gelächter geht durch die Reihen und in der Tat kommt trotz der großen Teilnehmerzahl von ca. 130 Gästen, eine beinahe familiäre Stimmung auf.
Das Highlight des Abends ist der Vortrag von Sven Sturm, welcher vom Ingrid Schmankes Geigenspiel begleitet wird. „Der weltberühmten, mit galaktischen Fähigkeiten ausgestatteten Fotograf Sven Sturm…“, kündigt Bernd Hälterlein, den Fotografen Sven Sturm an, der mit so viel Lobhuldigung gar nicht so ganz einverstanden ist. Sven Sturm entführt, die nun mit gespannter Aufmerksamkeit folgenden Gäste, in eine intime Welt, ganz nah am Dasein der Vögel Amrums. Immer wieder folgen, den charmant moderierten Impressionen von Sven Sturm, bezaubernde Klänge auf der Geige gespielt von Ingrid Schmanke.
Der Saal erwacht aus dem romantischen Traum als das Licht wieder angeschaltet wird. Dann geht die Reise weiter nach Russland. Jens Scharon hält einen
von Impressionen untermalten Vortrag über seine abenteuerlichen Reisen entlang der Küsten- und Insellandschaften Russlands. Bei einem gemütlichen Zusammensitzen klingt der erste Abend des 13. See- und Küstenvogelkolloquiums aus und entlässt seine Gäste in freudiger Erwartung auf das Wochenende.
Der nächste Morgen ist kalt und klar. Die Sonne scheint und die Vögel zwitschern dem Kolloquium entgegen. Ein Morgen an dem man am Liebsten direkt selbst durch die Landschaft streifen und sich auf Foto-Jagd begeben würde. Auch dazu soll es am Nachmittag während der Exkursion zur Amrumer Odde noch Gelegenheit geben.
Der Begrüßung im Norddorfer Gemeindehaus folgt die Vorstellung der Naturschutzverbände Amrums, die in diesem Jahr alle zusammen die Bühne betreten. Gemeinsam berichten sie unter anderem von dem 2021 ins Leben gerufenen neuen Netzwerktreffen der Naturschutzverbände Amrums. NUR Amrum heißt die Zusammenkunft, die zur neuen Einheit der Verbände geführt hat. Das Treffen wurde im September 2021 von der Naturschutzkoordinatorin Hanna Zimmermann ins Leben gerufen.
Nach einigen spannenden Vorträgen starten die Teilnehmer zur Exkursion. Drei Gruppen, geführt von den Nationalpark Rangern geleiten die Ornithologen und Vogelbegeisterte Deutschlands zur Amrumer Odde. Unterwegs wird erzählt, sich ausgetauscht und durchs Spektiv gestaunt. Ob da tatsächlich ein Dunkellaubsänger im Gebüsch sitzt? – Eine echte Sensation für Amrum.
An der Vogelwärter Hütte werden alle Teilnehmer von Erika Schück und Jochen Werner fürsorglich mit Schmalzbroten und Glühwein bewirtet. Ein wenig frisch ist es dann schon geworden, als sich die ersten auf den Rückweg machen, um noch einmal kurz in der oberen Ausstellung des Naturzentrums einen Blick auf das Pottwal Skelett aus Helgoland zu werfen. Wie selbstverständlich bewohnt es dort, ganz in maritimes Blau getaucht, mit seinen stattlichen 12 Metern die Halle des Mariturs am Norddorfer Strandübergang.
Nach der Exkursion folgt das hoch gelobte und allerseits gern verzehrte Kuchenbuffet, gestellt vom
Inselbäcker Karsten Schult. Natürlich mit lebensnotwendigem Kaffee von Ban Horn, der aus den praktischen Edelstahlbechern geschlürft wird, bevor die zweite Runde der Vorträge beginnt. Gegen Abend vernimmt man während des letzten Vortags leise im Hintergrund ein gelegentliches Klappern. Maha und Fahad Khan, die Betreiber des Klabautermanns, bauen zusammen mit ihrem Team das Buffet auf. Vegane Gerichte und Hähnchencurry mit Basmatireis sind bemerkenswert nachhaltig fast restlos geleert, als die Gäste voller Vorfreude beim Nachtisch-Eis Schlange stehen. Nach dem Essen folgt ein zusätzliches, spontan angebotenes Highlight des Abends. Die Sternführung mit Dark Blome (siehe Artikel: Dark Blome verzaubert unterm Sternenhimmel die Besucher des 13. See- und Küstenvogelkolloquiums).
Mit Insgesamt 13 Vorträgen hält der Sonntag die größte Fülle an Information bereit und entlässt seine Teilnehmer gegen 16:30 Uhr mit vielen Eindrücken und neuen Kontakten zufrieden auf die Heimreise, die jetzt mehr denn je voller Vögel zu sein scheint.
Durch die gute Organisation von Bernd Hälterlein von der Nationalparkverwaltung, die engagierte Mithilfe der Freiwilligen des Öömrang Ferian i. F. und der Schutzstation Wattenmeer e.V. mit Gabriele Ludwig als Leitung der Station auf Amrum, die vielen tollen Beiträge und Vortrage, die Zusatzangebote von Sven Sturm mit Ingrid Schmanke an der Geige, die Sternführung von Dark Blome und der leckeren Verköstigung von Karsten Schult, Ban Horn, Jordsand e.V. und Maha und Fahad Khan war das 13. See- und Küstenvogelkolloqium, das zum ersten Mal auf Amrum stattfand, ein voller Erfolg für Mensch und Vogel.
Die Zusammenfassungen der Vorträge können bei Interesse im Programmheft unter: https://seevogelschutz.jimdofree.com/13-dskk-2022/ nachgelesen werden.