Öömrang Hööw – Glaube (Gluuw), Liebe (Leefde) und Hoffnung (Hööb) …


Gut besuchter friesischer Gottesdienst in der St. Clemens-Kirche.

Es dürfte im Jahr 2010 gewesen sein, das erstmalig der Amrumer Sonntagsgottesdienst um das Biakebrennen auf friesisch stattfand. Damals reiste die aus Witsum/Föhr stammende Pastorin Frauke Rörden und der aus Süderende/Föhr stammende Pastor Ernst Martin Dahl nach Amrum und gestalteten den Gottesdienst auf Friesisch.

Es ist schon zur Tradition geworden, dass der Sonntagsgottesdienst in der St. Clemens-Kirche in Nebel am Biake-Wochenende einer der besonderen Art ist. Denn auch an diesem Sonntag fand der Gottesdienst in friesischer Sprache – auf Öömrang – statt. Diesmal – nach drei Jahren – wieder ohne Einschränkungen!

Gebete, Lieder und Texte wurden von einer Öömrang sprechenden Amrumer Gruppe vorbereitet und zusammen mit Pastorin Martje Brandt, der Orgel und dem Posaunenchor wurde der Festgottesdienst am vergangenen Wochenende gefeiert.

Die Kirche war gut besucht, viele Kirchgänger*innen fanden sich zur „Öömrang Hööw“ ein und lauschten den Worten. Es ist schön, dass soviele Gäste – die die friesische Sprache nicht verstehen – dabei waren. Auch diesmal lag eine gedruckte zweisprachige Gottesdienstordnung in Friesisch und Deutsch aus.

Posaunenchor der Kirchengemeinde St. Clemens unter der Leitung von Andreas Köhn (2.v.l.).

Zur Einleitung spielte der Posaunenchor der Kirchengemeinde St. Clemens unter der Leitung von Andreas Köhn auf.

Pastorin Martje Brandt begrüßte danach die Anwesenden auf Öömrang mit einem „Hartelk welkimen“. Die gebürtige Harburgerin, die seit 2018 Inselpastorin ist, spricht sonst kein Friesisch. Zur Überraschung der Anwesenden (öömrangen) führte sie den gesamten Gottesdienst auf Öömrang weiter und das hat sehr gut gemacht.

Martje bedankte sich bei allen denjenigen, die sich am Gelingen des heutigen Gottesdienstes beteiligt haben. „Es hat mich sehr gefreut, das so viele Amrumer sich spontan bereit erklärt haben am friesischen Gottesdienst mitzuwirken, da brauchten wir nicht lange suchen“.

Jan Ruempler fuhr mit dem heutigen Thema des Gottesdienstes fort. Es geht um die christlichen Tugenden Glaube (Gluuw), Liebe (Leefde) und Hoffnung (Hööb).

Als Symbol stehen dafür das Kreuz, das Herz und der Anker.

Diese finden wir unter anderem an der Panzerkette der Friesentracht.

Amrumer Friesentracht mit Panzerkette und den Symbolen “Glaube, Liebe, Hoffnung”.

Ihren Ursprung finden die Symbole im Brief des Paulus an die Korinther. Um die christliche Lehre über Land und Leute zu tragen, ist Paulus über das Mittelmeer gesegelt und dabei in Seenot geraten. Seefahrt war schwere Arbeit, auch in Wind und Wetter, man wusste nie ob man gesund und sicher den nächsten Hafen erreicht. Das haben so auch Amrumer und Föhrer Vorfahren erlebt.

Auf den großen Schiffen mit drei oder vier Masten mit bis zu fünfzig Seeleuten war das Leben in früheren Jahren hart. Nicht jeder kehrte in die Heimat zurück.

Die Reisen führten in den Norden zum Walfang, um das berüchtigte Kap Hoorn um Guano zu holen oder auch zu den Gewürzinseln in Ostindien. Die Fahrten dauerten ein halbes Jahr oder länger.

Die Seeleute glaubten an Gott. Ihr starker Glaube und ihr Gottvertrauen haben ihnen so manches Mal aus der Not herausgeholfen. Dafür steht das Kreuz. Für die Hoffnung ist der Anker das Symbol. Die Seeleute hofften auf ein glückliches Ende ihrer Reise. Jeder brauchte einen sicheren Hafen und Frieden und hoffte darauf.

Das Herz ist das Symbol für die Liebe. Die Liebe zu Gott, zum Nächsten, zu Familie und Verwandten und der Liebe zur Heimatinsel.

Von ihren Reisen brachten die Seeleute häufig Schmuck für ihre Frauen mit. Und die nahmen ihn, um damit ihre friesische Festtracht zu schmücken.

Kreuz, Herz und Anker sieht man häufig zusammengefasst z.B. als Schmuckanhänger, Tattoos, Dekorationen usw..

Auf Amrum sind diese Symbole vereinzelt an den Giebeln von Friesenhäusern und auch auf Grabsteinen auf unserem Friedhof zu finden.

Ööömrang hööwskööl v.l.n.r.: Anke Tadsen, Helga Ruempler, Pastorin Martje Brandt, Jan Ruempler, Maike Tadsen, Andrea Hölscher und Kirsten Tadsen. Es fehlt Kinka Tadsen …

Danach trugen Anke und Kirsten Tadsen den Psalm 31 vor.

Helga Ruempler und und Maike Tadsen trugen den 1.Korinther 13 vor, im 13.Vers steht das heutige Thema: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“ (Man nü blaft gluuw, hööb, leefde, jo diar trii; man at leefde as at gratst diarfaan.)

Kirsten Tadsen predigte einen von Kinka Tadsen in Öömrang verfassten Text, der von der Seefahrt, von Wetter und Sturm erzählt. Diakonin Andrea Hölscher fuhr fort mit der Liebe – dem Herz. Denn ohne Liebe geht doch gar nichts! Ob nun bei der Arbeit, in der Schule oder auch so das Miteinander, mit Liebe geht das alles viel viel besser.

Anke Tadsen hatte folgende Termine anzukündigen:

Am Donnerstag, 23.02. um 18 Uhr in der St. Clemens-Kirche Abend-Orgelmusik bei Kerzenschein.

Am Freitag, 24.02. um 11 Uhr in der St. Clemens-Kirche Orgelmatinee mit Orgelführung.

Am Samstag, 25.02. um 18 Uhr im St. Clemens-Hüs „Zaubersaiten“, Märchen- und Musikerzählungen.

Am kommenden Sonntag um 10 Uhr findet wie gewohnt der Sonntagsgottesdienst – auf deutsch – in der St. Clemens-Kirche statt.

Anke wies auf den dritten Kerzenleuchter im Kirchengang hin, der nun wieder in neuem Glanz erstrahlt. Mit Unterstützung des Amrumer Rotary-Club konnte er – 5 Jahre nach den anderen Beiden – renoviert werden.

Zur Kollekte erzählte Anke Tadsen, dass das Geld für die Erhaltung unserer schönen Inselkirche zu Gute kommen würde.

Auch in der Fürbitte, waren die drei Symbole für Glaube, Hoffnung und Liebe enthalten.

Die schönen friesischen Lieder “Hergod din stem”(von Rainhard Arfsten), “Ik priise man God” (von Claude Fraysse), „Hergod, din leefde“ (von Ernst Hansen) und „Hoker üüb God saat sin fertrauen“ (von Georg Neumark) wurden vom Posaunenchor und der Orgel (Cornelia Roth) im Wechsel begleitet und bereicherten den friesischen Gottesdienst.(Die Texte wurden ins friesische übersetzt von Helga und Jan Ruempler und Ernst Martin Dahl.

Pastorin Martje Brandt gibt den Segen.

Pastorin Martje Brandt gab auch den Segen auf friesisch und dann sangen alle Besucher des Festgottesdienstes die vier Strophen des Amrum-Liedes „Dü min tüs, min öömrang lun“ (von Lorenz Conrad Peters) kräftig mit.

Ein gelungener friesischer Gottesdienst, diesen gibt es nur einmal im Jahr zur Biake. Nun heißt es Warten bis zum Biake im Februar 2024.

 

 

Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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