Karneval der Pferde …?


Karneval der Pferde

In letzter Zeit sieht man auf Amrum viele „verkleidete“ Pferde. Unwillkürlich muss man an „Karneval der Tiere“ oder an „Hulken“ denken, sind so einige der Tiere mit Mänteln und Masken bekleidet und teilweise so vermummt, dass man sie gar nicht mehr so richtig erkennt. Neben „Amrumzebras“ erweckt das eine oder andere Pferd sogar den Eindruck in einer mittelalterlichen Ritterrüstung zu stecken.

Diese „Verkleidungen“ beruhen nicht auf einer vermeintlichen Marotte der Pferdehalter*innen, sondern dienen dem Schutz der Tiere vor lästigen Insekten, Entzündungen und UV-Einstrahlung.

Vollvermummung im Ritterlook

Wie der Mensch, so können auch Pferde Erkrankungen der Haut und insbesondere auch einen Sonnenbrand erleiden! Besonders wenn, wie derzeit, die Sonneneinstrahlung sehr intensiv ist, sind viele Pferde betroffen. Häufig wird ein Sonnenbrand beim Pferd nicht erkannt, weil das Fell die irritierte Haut überdeckt oder diese als Ausschlag wahrgenommen wird. Auch Ekzeme sind bei Pferden gar nicht so selten. Gerade im Sommer reagieren viele der Tiere auf die Bisse der Kriebelmücke mit der Entwicklung eines „Sommerekzems“, wobei insbesondere der Kopf und die Augenpartie betroffen sind. Der dann entstehende Juckreiz verleitet zum Kratzen und Scheuern, was wiederum zu offenen Wunden mit einer bakteriellen Entzündung oder eines Pilzbefalls führen kann. Das Sommerekzem bei Pferden kann gut mit der Neurodermitis beim Menschen verglichen werden, auch hier birgt der Hautausschlag mit starkem Juckreiz die Gefahr einer Entzündung.

Amrumzebras

Das Anlegen einer entsprechenden Pferdedecke oder eines Kopfschutzes dient also dem Schutz der Tiere, wobei es wahrscheinlich unerheblich ist, welche Farbe oder Musterung das Kleidungsstück hat. Zwar gibt es die These, dass ein Zebramuster sinnvoll im Kampf gegen Bremsen, Fliegen und andere Insekten sein kann, weil das unregelmäßig gestreifte Fell eines Zebras die lästigen Insekten verwirrt, da diese mit ihren Facettenaugen dann keine geeigneten Landeplatz mehr finden können. Ein eindeutiger wissenschaftlicher Beweis hierfür steht aber noch aus. Interessant ist allerdings, dass eine Untersuchung an Pferden gezeigt hat, dass weniger Fliegen auf den Tieren nachzuweisen waren, wenn die Pferde eine gestreifte Decke getragen haben. Die Tarnung als „Amrumzebras“ erscheint also sinnvoll und ist nicht unbedingt als Spleen anzusehen.

 

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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