Kranzniederlegung am Volkstrauertag für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft …


Ansprache von Norddorfs Bürgermeister Christoph Decker. v.l.: Pastorin Thurid Pörksen, Bürgermeister Cornelius Bendixen (Nebel), Bürgermeister Heiko Müller (Wittdün) und Bürgermeister Christoph Decker (Norddorf)

1919 wurde der Volkstrauertag als Gedenktag auf Anregung des Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. vorgeschlagen. 1922 fand im deutschen Reichstag die erste Gedenkstunde zu Ehren der 9,4 Millionen Menschen, die binnen 4 Jahren auf den Schlachtfeldern starben, gedacht.

Die Nationalsozialisten missbrauchten den Volkstrauertag ab 1934 als Heldengedenktag.

Nach dem 2.Weltkrieg, ab 1950 durften sich die Deutschen – nach den Vorgaben der Alliierten – sich selbst mit der Thematik auseinandersetzen und den Volkstrauertag wieder aufleben lassen.

Der Volkstrauertag findet seit 1952 am zweiten Sonntag vor dem 1.Advent statt, er steht auch als Zeichen für Frieden und Versöhnung. Es ist ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den stillen Feiertagen.

Am diesjährigen Volkstrauertag wurde einmal mehr nicht nur der Toten der beiden Weltkriege gedacht, sondern auch der Opfer von Terror und Gewalt in unserer Zeit.

Kranzniederlegung am Ehrenmal der Gefallenen durch die Bürgermeister Heiko Müller (li.) und Bürgermeister Cornelius Bendixen …

Bundesweit und an vielen Orten weltweit wird an diesem Tag der Opfer gedacht. In der St. Clemens-Kirche in Nebel fand ein Gottesdienst zum Volkstrauertag mit anschließender Kranzniederlegung statt. Pastorin Thurid Pörksen ging im Gottesdienst auf das 1949 erschienene Buch von Erich Kästner „Die Konferenz der Tiere“ ein. Die Vertreter aller Tierarten der Erde hatten eine internationale Konferenz einberufen, weil die Menschen politisch gescheitert waren. Mit der Konferenz sollte der Weltfrieden erreicht werden.

Die Tiere schafften es, dass alle Staatsoberhäupter einen Vertrag unterzeichneten in dem Folgendes geschrieben stand: ‘Alle Grenzen werden aufgehoben’, ‘das Militär und alle Schuss- und Sprengwaffen werden abgeschafft’, ‘es wird garantiert das alle künftigen Bestrebungen der Menschheit auf den Frieden und das Wohl der Kinder ausgerichtet sein sollen’.

Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Kirchengemeinde mit den Bürgermeistern Cornelius Bendixen (Nebel), Christoph Decker (Norddorf) und Heiko Müller (Wittdün) am Ehrenmal der Gefallenen auf dem alten Friedhof in Nebel.

Bürgermeister Christoph Decker hielt die Ansprache zum Volkstrauertag 2023.

Der Volkstrauertag ist ein Tag der Trauer, der Mahnung aber auch Hoffnung der Versöhnung und Verpflichtung für die Zukunft. Die Millionen Opfer beider Weltkriege und die neuen Opfer von Gewalt und Verbrechen nach 1945 müssen uns wieder und wieder dazu anspornen, dass wir uns für eine friedliche und gerechte Welt einsetzen.

Als der Kalte Krieg zwischen Ost und West 1989 zu Ende ging, dachten wir, dass nun endlich Friede sei. Doch kaum war das neue Millennium angebrochen, musste sich die Welt mit einer anderen Art von Konflikt, dem Terrorismus, auseinandersetzen. Und jetzt jüngst der Krieg im Nahen Osten.

Abordnung der Amrumer Blaskapelle …

Wenn wir heute hier den Opfern Gedenken und uns an die Amrumer und Kriegsflüchtlinge erinnert wird, dann lernen wir unsere Vergangenheit wieder kennen. Allein auf diesen Friedhof wurden 49 Menschen begraben, davon waren 22 noch Kinder. Unabhängig davon ob diese Menschen Flüchtlinge oder aber Insulaner waren, so standen doch alle Überlebenden Flüchtlinge und Insulaner dem Sterben ohnmächtig gegenüber und hätten sich sehnlichst gewünscht dem Einhalt zu gebieten.

Erinnern ist notwendig damit wir für die Zukunft lernen, die Vergangenheit zu bedenken heißt die Zukunft gestalten.

Danach erfolgte die Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Friedhof der St. Clemens-Kirche zum Gedenken der Opfer aller Kriege und Gewaltherrschaften. Dazu spielte eine Abordnung der Amrumer Blaskapelle das Lied „Der gute Kamerad“, besser bekannt unter „Ich hatte einen Kameraden“.

 

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Über Gerd Arnold

Gerd Arnold, 1957 in Nebel auf Amrum geboren. Ein „echter“ Amrumer mit der friesischen Sprache (öömrang) aufgewachsen. Bis 1972 die Schule in Nebel besucht, danach Elektroinstallateur in Wittdün gelernt. 1976/77 in Wuppertal den Realschulabschluss nachgeholt. Ab Oktober 1977 als Berufssoldat bei der Bundesluftwaffe und seit November 2010 Pensionär. Nach vielen Jahren der verzweifelten Suche nach passenden „bezahlbaren“ Wohnraum auf Amrum endlich fündig geworden, seit Februar 2022 wieder ständig auf Amrum. 2019 ins Team der Amrum News integriert, aber das soll neben dem Angeln nicht die einzige Aktivität auf der Insel bleiben.

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