Sturm „Zoltan“ über Amrum


Sturmtief „Zoltan“ trifft Deutschland mit voller Wucht“ – so lautete die Schlagzeile bei www.tagesschau.de am Freitag um 12 Uhr.

Ein schwerer Sturm fegte da so kurz vor Weihnachten über ganz Deutschland und auch über Amrum. Vor allem im Norden unseres Landes kam es zu erheblichen Störungen im Bahn- und Flugverkehr, der Fährverkehr zu den Inseln war deutlich eingeschränkt, die Hallig-Linie der W.D.R. stellte auf Grund von „Land unter“ komplett den Betrieb ein. Nahezu zwei Tage lang heftiger Wind mir Orkanböen aus West und Nord-West führte mit dem Abendhochwasser am Donnerstag und dem nächsten Hochwasser am Freitagvormittag zu sturmflutartigen Verhältnissen. Am Eider-Sperrwerk bei Tönning wurde ein Wasserstand von 2,51 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW) gemessen und die Windgeschwindigkeit erreichte in Böen Orkanstärke bis 120 km/h. In vielen Gegenden Deutschlands kam es zu Unfällen und einem erhöhten Einsatzaufkommen für Sicherheitskräfte wie Feuerwehren, Rettungsdienst und Polizei. Mehrere Verletzte und wohl auch zumindest einen Todesfall im Zusammenhang mit dem Sturmgeschehen sind zu verzeichnen.

Fotos Peter Totzauer, Gerd Arnold und Feuerwehreinsatz Dietmar Hansen

Auf Amrum gab es keine größeren Schadensfälle. Zwar musste die Wittdüner Feuerwehr am Donnerstagabend eine Hausfassade sichern bzw. teilweise abtragen, da diese auf die Straße zu stürzten drohte, die Nebeler Gemeindearbeiter haben einen abgebrochenen Baum von einem Fahrweg beseitigt, und am Freitagnachmittag, nach abflauen des Sturms, waren am Flutsaum des Kniepsandes zwischen FKK-Campingplatz und Leuchtturm u. a. fortgespülte Bohlenweg-Bauteile (wohl vom Süddorfer Strandübergang) zu finden. Ansonsten waren nur umgestürzte Mülltonnen und Parkbänke zu beklagen.

Möglicherweise ist Amrum gut auf Sturmverhältnisse vorbereitet und im Umgang mit derartigen Wetterkapriolen erprobt, oder es war, zumindest hier „ein ganz normaler Wintersturm“ wie ein Amrumer sagte. Und die Wasserhöchststände von rund 2,0 Meter über MHW führte nur am unteren Teil des Fähranlegers und an der Steenodder Mole zu Überflutungen.

 

Hier die Beobachtungen von Vogelwärter Jochen Werner:

Nun ist Orkantief „ Zoltan“ weitergezogen, hat aber deutliche Spuren hinterlassen. Höhe Schullandheim Ban Horn und an der Odde hat „Zoltan“ kräftig gewütet und riesige Sandmengen abgetragen.

Hier steht der staunende Strandspaziergänge jetzt vor einer teilweise 3 Meter hohen Steilküste, wie wir sie sonst nur von der Ostseeküste her kennen.

An der Dünenkante parallel laufende deutlich sichtbare Längsrisse lassen befürchten, dass es hier zukünftig zu weiteren Sandabbrüchen kommen wird. Eine potentielle Gefahr für neugierige Strandspaziergänger, also nicht zu dicht heran und keineswegs versuchen, dort im Sand herumzustochern, um Steine zu finden, liegen ohne hin genug am Strand.

Der biodynamische Küstenschutz, Halmpflanzungen und Sandfangzäune aus Busch hat seinem Namen alle Ehre gemacht und große Dynamik entfaltet.Die vom Küstenschutz in mühevoller Arbeit von Hand eingegrabenen Halmpflanzungen und Buschzäune hat „Zoltan“ mit Unterstützung heftigen Seeganges herausgerissen und weg gespült und das Material türmt sich jetzt an verschiedenen Stellen zu gewaltigen Haufen.

Besonders deutlich hat „Zoltan“ seine DNA an der Nordspitze der Odde hinterlassen. Von er Wattseite kommend steht der Strandwanderer vor besonderen Herausforderungen. Der Weg an der Plattform ist an der Westseite der Spitze weggespült und die Überwindung dieses Hindernisses erfordert gute Kondition und Konzentration.

Die Kiesfläche an der Spitze stellt sich dem Beobachter jetzt als „richtige“ Sandbank dar, die Kiesfläche, Brutplatz der Zwergseeschwalben ist sandbedeckt.

Strandwanderer werden gebeten, den bisherigen WEG trotz der Hemmnisse und wenn es mühsam ist, weiter zu benutzen und NICHT um die ganze Spitze zu laufen. Hier ist Ruhe- und Rastplatz zahlreicher Vögel, Seehunde und auch Kegelrobben. Diese lassen sich mit dem nötigen Abstand dort hervorragend beobachten.
Die Situation ändert sich erst, wenn die „Adler Express“ in der Saison wieder durch den Priel um die Odde fährt.
Die Ehrenamtlichen Betreuer des Naturschutzgebietes Amrum Odde sind bemüht, das Besucherlenksystem, Pfahlreihe und Absperrseile ,so schnell wie möglich herzurichten und freuen sich, dass diese Maßnahmen grundsätzlich von den Strandwanderern beachtet werden.
Ausnahmen sind Leier immer wieder unangeleinte Hunde und deren uneinsichtige Besitzer.

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Über Peter Totzauer

Dr. med. Peter Totzauer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Notfallmedizin, Spezielle Schmerztherapie, geb. 1954 in Fürth/Bay.,hat, bedingt durch den Beruf des Vaters, als Kind u.a. 4 ½ Jahre in Frankreich gelebt. Abitur 1974 in Köln, Studium der Humanmedizin an der Universität Bonn. Seit 1982 ärztlich tätig, davon viele Jahre als Oberarzt in der Anästhesie und als Leitender Notarzt in Euskirchen. War 2007 für ein halbes Jahr im Rahmen einer „Auszeit“ vom Klinikalltag bei seiner Lebensgefährtin Claudia auf Amrum. Dies hat ihm so gut gefallen, dass er seit Ende 2008 seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt ganz auf die Insel verlegt hat und hier seit 2010 mit in der „Praxis an der Mühle“ arbeitet. Er hat zwei erwachsene Kinder, sein Sohn ist niedergelassener Physiotherapeut in Neuss, seine Tochter ist Lehrerin an der Öömrang Skuul.

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