Kegelrobbengeburt an der Amrumer Odde …


Muttertier und Jungtier (Foto: Leonie Enners)

Winterzeit ist Kegelrobbenzeit. Denn ausgerechnet in der dunkelsten und kältesten Jahreszeit bringen Kegelrobben ihren Nachwuchs zur Welt. Unter den Nordsee-Kegelrobben ist die Insel Helgoland als Wurfplatz besonders beliebt. Aber in diesem Winter hat sich ein Kegelrobbenweibchen für eine andere Kinderstube entschieden – die Amrumer Odde!

In den letzten Jahren gab es immer mal wieder einzelne Kegelrobbengeburten an der Amrumer Odde. Nach einem geburtenlosen Kegelrobbenwinter 2022/23 wurde in diesem Winter am 14.12.2023 wieder ein Kegelrobbenjungtier an der Wattseite kurz vor der Nordspitze geboren: ein kleines weißes Fellbündel, das in regelmäßigen Abständen einen großen Appetit auf fettreiche Muttermilch hat.

Das Naturschutzgebiet Amrumer Odde wird vom Verein Jordsand ganzjährig betreut. In enger Zusammenarbeit mit den Seehundjägern und den anderen Naturschutzvereinen auf Amrum (Schutzstation Wattenmeer, Öömrang Ferian) haben die ehrenamtlichen Vogelwärter:innen des Vereins Jordsand die Spaziergänger:innen um den Nachwuchs herumgeleitet. So konnte das Jungtier seine ersten Lebenstage ungestört an der Odde verbringen. Die Stürme und hohen Wasserstände um die Weihnachtstage führten jedoch dazu, dass das Muttertier zusammen mit dem Jungtier seinen Wurfplatz verlassen und auf höher gelegene Bereiche ausweichen musste. Das Muttertier robbte mit seinem Jungen auf der Wattseite bis an den Dünenfuß heran, um es dort auch bei hohen Wasserständen ungestört säugen zu können.

Jungtier nach einer Woche Säugezeit (Foto: Jochen Werner)

Was das Muttertier nicht wusste – der neue Liegeplatz lag mitten auf dem Rundweg, der von Gästen und Einheimischen gerne zur Umwanderung der Amrumer Odde genutzt wird. Diese neue Situation bedurfte nun besonderer Unterstützung aller. Denn das Umrunden der Odde wäre nur möglich gewesen, indem man zwischen Mutter- und Jungtier läuft und damit mitten durch die Kinderstube. Dazu muss man wissen, dass Kegelrobben die größten Raubtiere Deutschlands sind. Ein Muttertier, das sein Junges säugt, ist dabei mit Vorsicht zu betrachten. Damit das Muttertier das Jungtier in Ruhe aufziehen konnte, wurden die Spaziergänger:innen am Fahrradständer Odde und an der Nordspitze über die Situation an der Wattseite informiert. Sie wurden gebeten auf eine Umrundung zu verzichten und stattdessen an der Strandseite hin- und wieder zurückzulaufen. Dieser Bitte wurde sehr viel Verständnis entgegengebracht, vor allem weil dennoch eine sichere und ungestörte Beobachtung der Kegelrobben-Kinderstube für alle Spaziergänger:innen möglich war.

Jungtier kurz vor Verlassen der Insel (Foto: Kai Borkenhagen)

Nach ca. 2 Wochen war die Säugezeit beendet und das Muttertier verließ das Jungtier. Dieses hatte in der kurzen Säugezeit sein Geburtsgewicht etwa Verdreifacht (von ca. 15 kg auf ca. 50 kg) und nebenbei seine ersten Schwimmversuche im seichten Wasser an der Seite seiner Mutter unternommen. Einige Tage blieb das Jungtier noch an der Strandseite der Nordspitze liegen und wechselte in dieser Zeit sein weißes Embryonalfell gegen sein erstes dunkles Erwachsenenfell. Inzwischen hat das Jungtier Amrum verlassen und erkundet jetzt seinen weiträumigen Lebensraum in der Nordsee.

Wir möchten uns noch einmal für das große Verständnis bedanken und für die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten auf der Insel!

Allgemeine Informationen zu Kegelrobben können in der Robben-App (https://www.nationalpark-wattenmeer.de/news/neue-app-erleichtert-meldungen-zu-meeressaeugern/) der Nationalparkverwaltung nachgelesen werden. Momentan sind immer wieder Stürme, nach denen sich Seehunde und Kegelrobben am Amrumer Strand ausruhen. Dabei ist es wichtig, dass zu den Tieren Abstand gehalten wird und Hunde an der Leine geführt werden. Falls Sie das Gefühl haben, dass ein Tier Hilfe benötigt, melden Sie das Tier gerne über die Robben-App oder informieren Sie die Naturschutzvereine auf der Insel Amrum (Verein Jordsand, Öömrang Ferian, Schutzstation Wattenmeer).

 

Elisabeth von Meltzer und Leonie Enners für Amrum-News

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