August Jakobs – viele Erinnerungen werden bleiben und sein Andenken in Ehren halten …


Mit dem Ableben von Kapitän August Jakobs am 27. März dieses Jahres hat die Insel und Halligwelt ein echtes Original verloren.

August Jakobs bei seinem 90. Geburtstag...
August Jakobs bei seinem 90. Geburtstag…

In seinem erfüllten Leben engagierte sich Nebels Ehrenbürger August Jakobs bis zuletzt in der Schifffahrt, Politik und vielfältiger öffentlicher Belange. Dabei setzte er sich mit vielen Projekten stets für seine nordfriesische Heimat ein. Sicherlich können nicht viele 94-Jährige von sich behaupten, dass sie engagiert, bei hellwachem Verstand und noch mit beiden Beinen voll im Leben stehen. In seinem Haus direkt hinterm Deich in Steenodde hatte der 1920 auf der Hallig Langeneß Geborene alles im Blick und das Meer, das den Altkapitän zeitlebens begleitete in direkter Nähe.

„Erst als sich verschiedene Krankheiten einschlichen und gesundheitliche Gebrechen Einschränkungen in seinem selbst geregelten Alltag bedeuteten, wurde das hohe Alter bewusst“, berichtet seine Tochter Helga von Zezschwitz. „Durch die zuletzt stark schwindende Sehkraft konnte mein Vater nicht mehr wie gewohnt viel lesen und die bisher meistenteils selbst geregelten Arbeiten am Haus konnte er auch nicht mehr erledigen. Was zur Folge hatte, dass er sich immer häufiger langweilte“. Bis er nun abends wie gewohnt ins Bett ging und seine letzte Reise antrat.

Neuvorstellung seines Buches vor 10 Jahren...
Neuvorstellung seines Buches vor 10 Jahren…

Sein immer währendes Engagement und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen brachten August Jakobs in seinem Leben einen hohen Bekanntheitsgrad und eine gehörige Portion Anerkennung ein. Als Mitglied verschiedener politischer Gremien und als Kreistagsabgeordneter, sowie Bürgermeister der Gemeinde Nebel stellte er seine Schaffenskraft in den Dienst der Öffentlichkeit. Nicht selten stand Jakobs als Interviewpartner vor den Fernsehkameras und plauderte aus dem Stegreif munter los. Neben ernsthaften Themen versorgte er dabei seine Interviewpartner und Zuhörer auf verschiedenen Veranstaltungen und Lesungen mit alten Geschichten, Döntjes und manchem Seemannsgarn. Er hatte stets eine gesunde Portion Schalk im Nacken und somit auch die Lacher auf seiner Seite.

Der Wandel in der Schifffahrt sei leider so gravierend, dass der Kapitän heutzutage kaum noch persönlichen Kontakt zu seinen Fahrgästen habe, hatte Jakobs einst festgestellt. „Erspart bleibe einem allerdings, „schon Mal tot gefragt zu werden“, so die gute Seite. Unter anderem im Taschenbuch „Der Betonseehund“ sind seine besten Döntjes und Anekdoten zusammengefasst.

In seinem Arbeitszimmer...
In seinem Arbeitszimmer…

Als Pensionär machte er sich viele Jahre landauf, landab auf um auf Reisemessen die Werbetrommel für die Region zu rühren. Nach dem Ende seiner Dienstzeit auf den Fähren der WDR begann für den Amrumer eine Karriere als „Ausstellungsmacher“. Auf 100 Quadratmetern präsentierte er die Geschichte der 1885 gegründeten WDR. Nutzen konnte er dabei Bild- und Textarchive der Reederei, die auch technische Exponate zur Verfügung stellte. In der Zeit von 1991 bis 2003 wurde die Wanderausstellung mehr als 100 Mal gezeigt.

Langeweile kam im Wortschatz nicht vor. Auch umfangreiche Schnitzarbeiten beschäftigten August Jakobs in seiner Werkstatt vor der Tür, aber einen besonders großen Anteil seiner Zeit verbrachte der umtriebige Pensionär auf seinem Motorschiff „Ambronia“. Alljährlich schipperte Jakobs noch durch die Insel- und Halligwelt und wurde dabei unweigerlich an seine Zeit als Kapitän diverser Fährschiffe erinnert. Durch einen aus dem Ruder gelaufenden Küstenfrachter wurde das Schiff im Wittdüner Seezeichenhafen 2010 so schwer beschädigt, dass es als Totalschaden abgewickelt wurde. Danach endete die Zeit am eigenen Steuerstand.

August Jakobs bewies in seiner Amtszeit als Bürgermeister Weitsicht. Der Ankauf des heutigen Haus des Gastes war nur eine der markanten Entscheidungen, die in seine ehrenamtliche Tätigkeit fielen. Wie intensiv der Hang zur Seefahrt seit seiner Jugend bereits war und auch bis zum Ende immer noch war, stellte August Jakobs immer wieder unter Beweis. Schon früh zeigte er das nötige Geschick und fand bei seinem Vater Hans Jakobs, der auch schon Schifffahrt in der Halligwelt betrieb, ein gutes Vorbild.

Nach seinem 1936 auf Langeneß absolvierten Schulabschluss folgten Fahrtzeiten bei verschiedenen Reedereien, bevor er ab Januar 1940 die Seefahrtsschule Hamburg besuchte. Während der Kriegsjahre versanken nach Beschuss zwei Schiffe auf denen Jakobs fuhr. „Durch einen glücklichen Umstand führte mein Weg zum Kriegsende direkt zurück nach Langeneß und nicht zum letzten „Verheizen“ der Nautiker an die Front“, berichtet Jakobs noch zu seinem 90-ten Geburtstag detailliert.

August mit Töchtern, Enkeltöchtern und eine Urenkelin...
August mit Töchtern, Enkeltöchtern und eine Urenkelin…

Eine Stelle als Schiffsführer beim Wasser – und Schifffahrtsamt brachte ihn und seine Frau nach Amrum. Hier fiel dann der Entschluss sich selbstständig, zu machen. 1948 kaufte der Kapitän sein erstes Ausflugsschiff, die „Ambronia“. 1951 fand mit Vater Hans die gemeinsame Gründung der Reederei „Fahr mit uns“ statt. Nach dem Tod seines Vaters im Oktober 1959 und der Eindeichung des Hauke-Haien-Kooges mit der Anlage des Hafens Schlüttsiel beschloss der Reeder Jakobs, den Halligverkehr auf eine größere Grundlage zu stellen. 1960 wurde im Bahnhofshotel die Gründungsversammlung der Amrumer Schifffahrts AG (ASAG) abgehalten. In die AG brachte Jakobs seine beiden Ausflugsschiffe und ein Frachtschiff ein. Ein Ausflugsschiff, die „Amrum“ (später „Stadt Husum“ und heute noch als „Hauke-Haien“ unter Fahrt im Wattenmeer) und die kombinierte Auto- und Fahrgastfähre „Amrum“ (heute noch als „Vitte“ zwischen Rügen und Hiddensee in Fahrt) wurden für die ASAG gebaut. Die Konkurrenz zur Wyker Dampfschiffs-Reederei bekam der Halligreederei finanziell nicht sonderlich gut, sodass 1971 die Fusion mit der WDR vollzogen werden musste. Bis zu seiner Pensionierung 1983 fuhr August, wie er auf der Insel freundschaftlich genannt wurde, noch auf der von ihm gegründeten und mit ausgebauten Halliglinie. Von 1971 bis 2002 war er zudem Mitglied des Aufsichtsrates der WDR.

Nach der Pensionierung blieb er weiter mit der Seefahrt verbunden und führte rund 15 Jahre den Vorsitz des Nautischen Vereins NF. Die Mithilfe beim Aufbau des Schifffahrt-Museums in Husum fiel genauso engagiert aus wie alles andere, was er anfasste. In den Amrum Chroniken von 1983,1993, 2008 und 2010 nimmt seine Geschichte bereits einen bedeutsamen Rahmen ein.

Mit seiner Ehefrau Gertraude (2009 verstorben) gründete er eine Familie und fand in dem 1953 in Steenodde gebauten Haus seine Heimat. In den 66 Ehejahren wurden fünf Töchter großgezogen. Diese sorgten ihrerseits für fünf Enkel und zwei Urenkel.

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Über Thomas Oelers

Thomas Oelers wurde 1966 in Wittdün auf Amrum geboren - ein echtes Inselkind. Nach seiner Schul- und Ausbildungszeit entschied er sich auf der Insel zu bleiben. Heute arbeitet der Vater von 2 Kindern in einem Wittdüner Betrieb als Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister. Seit 2003 recherchiert und fotografiert er als freier Journalist akribisch im Amrum-News Team.

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