Immer noch lässt die Politik nachhaltige Präventivmaßnahmen vermissen (Artikel vom 04.10.2008)
In diesem Jahr jährt sich zum 10. Mal die Havarie der “Pallas” vor Amrum. Als ein denkwürdiges Mahnmahl für das Produkt von Unglück und Politikum, thronen die Überreste des am 29. Oktober 1998 auf einer Untiefe, knapp fünf Seemeilen südwestlich von Amrum gestrandeten, etwa 150 Meter langen Holzfrachters. Alle Bemühungen dieses Stück missliche Geschichte vergessen zu lassen, sind bis zum heutigen Tag gescheitert.
Die Insel- und Hallig Konferenz stellt dazu fest, dass Kernpunkte der Empfehlungen der damals eingesetzten Grobecker-Kommission bis heute nicht umgesetzt wurden. Mit diesem unbefriedigenden Zustand können und wollen sich die Mitglieder der Konferenz nicht abfinden. Einmal mehr werden sie anlässlich des zehnten Jahrestages ihre Forderungen auf einer Konferenz in Cuxhaven vortragen. Ein wichtiger Baustein bei der Gefahrenabwehr auf See ist die Installation einer Nationalen sprich einer “Deutschen Küstenwache”. Diese könnte kompetenzübergreifend agieren, sind die Mitglieder überzeugt. Sie forderten daher bereits im Februar in einem Schreiben die Bundes- und Landesregierung sowie die Mitglieder des Bundestages der Küsten, zum Handeln auf.
Die Bewohner der Uthlande, dem Lebensraum vor den Deichen, fragen sich bis heute, worauf die Politik wartet. Anscheinend reicht so eine relativ kleine Havarie nicht aus, um eine Basis für schlagkräftige Handlungskonzepte für die Zeit vor solchen Katastrophe zu sichern.
Wie der stellvertretende Vorsitzende der Insel- und Halligkonferenz und Bürgermeister der Gemeinde Wittdün Jürgen Jungclaus berichtete, möchte man mit diesem Aktionstag die Ereignisse vor Amrum von vor 10 Jahren nochmals verdeutlichen. Als Veranstaltungsort hat man sich für Cuxhaven entschieden, da hier der Sitz des Havariekommandos, das im Fall der Fälle die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr koordinieren soll,sitzt.
Sachberichte von Carlo von Bernem (GKSS-Research-Centre, Geesthacht), Bodo Kating (Ltd. Polizeidirektor der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt). Herrn H.W. Monsees (Leiter des Havariekommandos in Cuxhaven) und Beiträgen aus der Politik, unter anderem von Heinz Maurus (Leiter der Staatskanzlei Schleswig-Holstein), werden die Teilnehmer informieren. Eine Diskussion wird sich unter der Moderation von Ingbert Liebing, MdB anschließen.
Bleibt zu hoffen, dass der Diskussion zur Schiffssicherheit auf Nord- und Ostsee bald die nötigen Maßnahmen zur Umsetzung folgen werden.
Denn nach nunmehr zehn Jahren gehört auf Amrum immer noch die Silhouette der Überreste zum Blick gen offene See. In Abständen werden noch Kontrollfahrten zum zwar stark abgeknickten aber ansonsten unbeeindruckt daliegenden, um die Aufbauten befreiten Wrack durchgeführt. Auch bei Flut unübersehbar thront ein Stück unrühmlicher Geschichte querab vom Rütergat auf anscheinend lehmigen Untergrund, der ein Versanden bisher verhindert hat.
Die Verkettung von unglücklichen Gegebenheiten, Fehlentscheidungen und Kompetenzgerangel bei den zuständigen Stellen, hatte die sicherlich vermeidbare Strandung zu einem Politikum werden lassen. Nur so konnte man sich erklären, dass neben der eigentlichen Entsorgung der umweltgefährdenden Betriebsstoffe des Holzfrachters auch die Silhouette des Wracks am Horizont verschwinden sollte, egal was es koste. Die Schäden für die Tier- und Umwelt waren ohnehin nur einzudämmen.
Leider hatte das mit der Entsorgung beauftragte holländische Unternehmen bei der Reinigung der mit Schweröl gefüllten Tanks nicht sorgfältig genug gearbeitet, sodass bereits kurze Zeit später wieder Öl entdeckt wurde und in einem zweiten Durchgang ein damit beauftragtes Unternehmen nochmals 70.000 Liter Schweröl herausholte.
Aktuelle Bilder des Wracks beweisen zwar, dass sich der Schiffsrumpf an Vorder- und Achterschiff weiter absenkt, doch ist auch gut die nahezu unveränderte Lage mittschiffs zu sehen. Der Vergleich mit Bildern von 2004 zeigt ferner auf, dass Teile der Bordwände im Maschinenraumbereich verschwunden sind. Wie die Außenstelle Amrum des Wasser- und Schifffahrtsamt Tönning auf Anfrage bestätigte, seien keine Demontagearbeiten beauftragt worden. Vielmehr habe die Nordsee eine so immense Kraft im Wellenschlag bewiesen, dass sogar die 12 mm starken Stahlplatten wie eine Sardinenbüchse aufgerissen wurden.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers