„Das die Geburt unseres vierten Kindes, Gideon Raphael, solch Wogen in den Medien schlägt hätten wir uns nicht im Entferntesten vorstellen können“, gesteht Gernot Adolph (36). „Nach der Berichterstattung haben uns aus der ganzen Republik unsere Bekannten und Freunde angerufen und zur Geburt gratuliert“.
Eine Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hatte für entsprechende Berühmtheit des Burschen gesorgt. Dieser kleine Erdenbürger wollte sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag letzter Woche auf der Fahrt von Amrum nach Föhr nicht länger gedulden und beschloss die Ankunft im Kreissaal des Wyker Krankenhauses auf Föhr nicht abzuwarten.
Kurzerhand wurde die Messe des Seenotrettungskreuzers „Vormann Leiss“ umfunktioniert und die begleitende Hebamme Antje Hinrichsen leitete die Geburt ein. Zehn Minuten nach dem Festmachen, Schlag 3.00 Uhr, erblickte Gideon Raphael Adolph 3555 Gramm schwer und 51 Zentimeter groß das Licht der Welt und tat seinen ersten Schrei im Wyker Hafen.
Die vier Seenotretter des Seenotrettungskreuzers, der auf der Station Amrum der DGzRS in 24-stündiger Alarmbereitschaft liegt, hatten gegen 2.17 Uhr die Leinen losgeworfen um mit der hochschwangeren Frau, dem werdenden Vater und der Amrumer Hebamme an Bord nach Föhr zu fahren. Bei voller Leistung lief der Seenotrettungskreuzer unter dem Kommando von Vormann Jens Petersen durch das stockfinstere Wattenmeer und 35 Minuten später in den Wyker Hafen ein. Dort wartete bereits ein Krankenwagen, der den Transport in das Föhr-Amrumer Krankenhaus übernehmen sollte.
„Für uns war es immer klar, dass unser viertes Kind im Wyker Krankenhaus geboren werden sollte“, waren sich Nicole (36) und Gernot Adolph einig. „Unsere Kinder Immanuel (6), Elija (4) und Salome (2) wurden im Klinikum in Neubrandenburg geboren, wo meine Frau und ich gearbeitet haben, bevor wir vor knapp 2 Jahren auf die Insel zogen. In unseren Fachbereichen der Kinderheilkunde und der Gynäkologie hat man leider schon zu viel gesehen, was für Mutter und Neugeborenes schief gehen kann“, erinnert sich der Kinderarzt an die Entscheidung zur Geburt im Krankenhaus.
„Wir hatten bereits seit fünf Wochen alles parat stehen, um dann für den Geburtstermin gerüstet zu sein. Da wir für den Geburtstag, der zudem auch noch der errechnete Stichtag war, ohnehin einen Kontrolltermin bei Dr. Ranke in Wyk hatten, waren meine Eltern bereits angereist, um die Kinder gegebenenfalls zu versorgen“, so Nicole Adolph.
„Dr. Ranke blieb nach der Ankunft im Krankenhaus nur noch die Nachsorge und die Freude über die schnelle Geburt. Die aus Süddeutschland stammenden Eltern konnten mit ihrem neuen Familienmitglied bereits am Vormittag wieder nach Amrum zurückkehren. „Ich glaub ich habe maximal 10 Minuten ein Auge zugetan“, lässt der Vater die Ereignisse Revue passieren. „Zu groß war der Adrenalinschub in der Nacht. Unsere Hebamme arbeitete routiniert und meine Frau und ich sind froh, dass es auf Amrum Antje Hinrichsen gibt“.
Auch wenn es nach der derzeitigen Planung im Hause Adolph keine weitere Geburt geben soll: „Wenn es nach mir geht, reicht es jetzt mit vier Kindern völlig aus“, so die Mutter, unterstreichen beide die Notwendigkeit der Hebammenversorgung auf Amrum.
„Ohne die Sicherheit der Geburtshilfe hätten wir uns während der Schwangerschaft sicher gegen den Wohnort Amrum entschieden“, sind sich beide einig.
„Wie es mit meiner genauen Zukunft als Hebamme bestellt ist, ist noch nicht klar. Bisher haben mich finanzielle Unterstützungen von den Rotariern und dem Kreis Nordfriesland bis zum Ende des Jahres bei der Zahlung der Haftpflichtversicherung unterstützt. Allerdings war diese Geburt erst die Achte in diesem Jahr und zwei stehen nur noch an. Mit der Prognose fürs nächste Jahr, da habe ich bisher vier Anmeldungen, sieht es auch nicht so rosig aus. Selbst für eine Halbtagsstelle ist das schwierig darzustellen“, zieht Antje Hinrichsen Bilanz. „Erstmal mache ich weiter, aber ich muss nach 14,5 Jahren Halbtagsarbeit auch an meine Rente denken. Schauen wir mal“, lächelt die Hebamme.
Wie die DGzRS mitteilt, gehören solche Einsätze wie dieser, wohl zu den schönsten der Seenotretter. Gerade im Bereich der Inseln und Halligen sind Besatzungen der Rettungskreuzer immer mal wieder Geburtshelfer. Allein im nordfriesischen Wattenmeer zwischen Amrum und Föhr übernimmt die DGzRS acht bis zehn Mal pro Jahr Schwangerentransporte mit einem Seenotrettungskreuzer. Geburten an Bord sind allerdings seltener.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers
Glückwunsch an die Eltern und Geschwister und alles Gute für den Kleinen Gideon. Es ist immer wieder schön so etwas zu lesen.
Ich war selbst bereits zweimal hochschwanger auf Amrum und es ist ein sicheres Gefühl, wenn man weiß, dass eine Hebamme vor Ort ist. Ich hoffe das es Frau Hinrichsen möglich ist, noch weiter dort zu arbeiten, wobei sie natürlich auch an sich selbst denken muss, da ja nun auch auf Amrum das Leben nicht gerade günstig ist.
Man überlegt es sich dreimal, ob man Urlaub auf einer Insel macht, wenn Frau (hoch)schwanger ist. Zwar ist die Inseln gut mit Ärzten ausgestattet, aber eine Hebamme ist eben doch noch etwas anderes.
Also ich wünsche Ihnen, Frau Hinrichsen, viel Arbeit, vielleicht überlegen es sich ja die Amrumer nochmal mit der Familienplanung…oder vielleicht ist ja mal ein Stromausfall (das hat bei uns im Dorf für reichlich Segen gesorgt ;o))
Schöne Grüße