Das für die treuen Anhänger der ZDF-Fernsehserie „Das Traumschiff“ bestens bekannte Kreuzfahrtschiff „MS “Berlin”, das einst für die Peter Deilmann Reederei auf den Weltmeeren unterwegs war, ging Ende der vergangenen Woche vor Wittdün auf Reede. Heute wird das 139 Meter lange Schiff von der FTI Cruises Reederei bereedert. Im Zuge einer Schnupperkreuzfahrt, die von Warnemünde über den Nord-Ostsee-Kanal, Amrum und Helgoland nach Bremerhaven verlief, konnte Amrum auch in diesem Jahr Premierenanlauf eines Kreuzfahrtschiffes verzeichnen.
Bereits um 4.00 Uhr ging das Kreuzfahrtschiff vor der Südspitze Amrums vor Anker. Wie der Staff-Captain Victor Koshelets berichtete, waren die Wetterverhältnisse optimal, um von der tieferen Nordsee in das Weltnaturerbe Wattenmeer einzufahren. „Wir hatten immer ausreichend Wasser unterm Kiel und jetzt wo wir vor Anker liegen, sind es sogar 15 Meter. Die nur 4,82 Meter tief gehende „Berlin“ ist bestens für die Einfahrten von Deltas und das Anlaufen entlegener Ziele geeignet. Über eine entsprechende Eisklasse verfügt das in Kiel gebaute Schiff auch.
Das Interesse der Gäste und Insulaner, am Luxusliner war erneut groß. Auf der Wandelbahn an Wittdüns Südspitze herrschte den Vormittag über reger Besuchsverkehr und auch so mancher Freizeitkapitän nutzte die Chance, um zum Kreuzfahrer auszulaufen und einen Blick aus der Nähe auf das Kreuzfahrtschiff zu werfen.
Während der Liegezeit hatten die Passagiere Gelegenheit im Zuge dieser Kreuzfahrt-Schnuppertour die Insel ein wenig kennenzulernen. „Wir haben einen herrlichen Spaziergang durch das Watt an Wittdüns Südspitze gemacht“, berichtete eine Dame auf dem Tenderboot auf der Rückkehr zur „Berlin“. Ein anderes Ehepaar hatte den „Insel Paul“ genutzt, um möglichst viel von Amrum zu sehen und zu erfahren, bevor es bereits gegen Mittag hieß die Anker zu lichten und das Wattenmeer Richtung Helgoland zu verlassen. Wie Hoteldirektorin Romana Calvetti erklärte, stehe und falle eine Kreuzfahrt mit dem Wetter. Sie selbst fahre seit dreieinhalb Jahren auf der „Berlin“ und bezeichnet das Animationsangebot an Bord eher als zurückhaltend. „Unsere Gäste werden nicht durchgängig animiert, vielmehr besteht die Möglichkeit, Ruhe zu finden und Kraft zu tanken“. Es handelt sich dabei um ein 3-Sterne-Schiff. „Ich würde für mich keinen Vorteil sehen, wenn ich eine Balkonkabine auf einem Kreuzfahrtschiff hätte“, erklärt die gebürtige Österreicherin. Das sehen die Passagiere, die neben Bullauge und Fenster wählen, können ebenso. Die Schiffsrouten stehen bei diesem Schiff der 1980er Jahre im Vordergrund. Nach der Schnupperkreuzfahrt geht es 13 Tage nach Island und im Winter wird das Schiff in der Karibik fahren.
Die 400 Passagiere des Kreuzfahrers hatten bereits an Bord die Möglichkeit, sich anhand des bereitgehaltenen Informationsmaterials zu informieren. Am Infostand der Amrum Touristik standen eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter bereits, um offene Fragen zu beantworten. Steffi Wollny und Karen Bors wurden in ihrer Friesentracht dann auch auf sehr vielen Fotos festgehalten.
Da es sich bei diesem Anlauf um einen Erstanlauf des Schiffes handelte, griffen Tourismuschef Frank Timpe und Norddorfs Bürgermeister Peter Koßmann die Tradition auf, einen Plakettentausch mit der Schiffsführung durchzuführen. Kapitän Oleg Panchenko freute sich mit seinem Stellvertreter über eine Friesenflagge und überreichten ihrerseits ein großes Bild von der Berlin. „Wir werden wohl eine geeignete Plakette gestalten lassen, um bei einem weiteren Premierenanlauf entsprechende gerüstet zu sein“, fasste Timpe seinen Beschluss beim Betrachten der riesigen Plakettengalerie aus der ganzen Welt.
Staff-Captain Victor Koshelets erklärte anhand eines Schiffsmodels, dass das 1980 gebaute Schiff entgegen der heutigen Konzeption zwar zwei Propeller aber nur eine Ruderanlage hat. Zudem wurde das Schiff durch eine eingebaute Sektion 1986 auf der Nobiskrug-Werft in Rendsburg um 16,8 Meter von 122,5 auf 139,3 Meter verlängert. Durch den Umbau vergrößerte sich die Kapazität des Schiffes von 330 Passagieren in 150 Kabinen auf 420 Passagiere in 210 Kabinen. Nach der Ablieferung an die Peter Deilmann Reederei, wurde das 4-Sterne plus Schiff unter deutscher Flagge für weltweite Kreuzfahrten eingesetzt. Von 1986 bis 1998 war die “Berlin” „Das Traumschiff“ in der ZDF-Fernsehserie. Nach dem Verkauf, der „Berlin“ durch die Peter-Deilmann Reederei im Jahr 2004 fuhr, das Schiff unter verschiedenen Namen, bevor 2014 von der Tochtergesellschaft des deutschen Reiseveranstalters FTI wieder in „Berlin“ umbenannt wurde.