Viele können sich noch gut an die nächtlichen Chöre der Frösche und Kröten im Liebestaumel erinnern. Jedes Frühjahr wurde es laut, über zwei Kilometer weit waren ihre Balzgesänge zu hören. Doch in den letzten Jahren wurde es immer stiller um die heimischen Amphibien, einige Arten sind heute stark bedroht.
Das vermehrte Amphibiensterben veranlasste den Kreis Nordfriesland, zusammen mit der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Schutzmaßnahmen für die bedrohten Tiere zu ergreifen. Hierzu wurde die Firma Amphi Consult Germany mit der Entwicklung eines Schutzkonzeptes beauftragt. Durch gezielte Maßnahmen auf insgesamt 28 Teilgebieten zwischen Sylt und Husum sollen die Lebensräume stark gefährdeter Arten verbessert werden. Das Schutzkonzept beinhaltet auch die Umsetzung lebensraumverbessernder Maßnahmen zum Schutz des Moorfrosches und der Kreuzkröte auf den Inseln Föhr und Amrum. Beide Arten sind streng geschützt. Auf Föhr ist die Situation für die Kreuzkröte besonders dramatisch. Man geht davon aus, dass ihr Bestand dort mittlerweile erloschen ist. Etwas besser steht es um die Kreuzkröten auf Amrum. Dort sind noch vereinzelt Tiere zuhause. Und auch den Moorfrosch gibt es dort noch.
Bei einem Pressetermin zum Maßnahmenstart auf Amrum in der vergangenen Woche erklärten Michael Ott und Janis Ahrens von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein sowie Lotte von Komorski vom Öömrang Ferian i.f. den stellvertretenden Bürgermeisterinnen Sybille Franz (Norddorf), Carmen Klein (Wittdün), Klaus Claussen vom LKN, Peter Krüger vom Ausführungs-Unternehmen Feddersen, dem Subunternehmer Ole Andresen mit Kai Dethlefsen und dem Flächeneigentümer Holger Peters die Gründe, warum es den Tieren so schlecht geht: die Kreuzkröte ist eine typische Küstenart, die mit viel Dynamik im Lebensraum gut zurecht kommt und es vegetationsarm liebt. Wechselnasse Dünentäler und Strandseen erfüllen diese Ansprüche als Laichgewässer, doch die Flächen wachsen mehr und mehr mit Büschen und Bäumen zu. Der Moorfrosch kommt etwas besser mit dieser Art Vegetation zurecht, eine zu starke Beschattung der Gewässer mag er aber auch nicht. Weitere Gründe für den Rückgang der Amphibien können Biozide darstellen, ein erhöhter Nährstoffeintrag zum Beispiel über Gülle oder der Fischbesatz.
Um wieder gesunde Bestandesgrößen der Tiere auf den Inseln herzustellen, wird der Zustand der Lebensräume, vor allem der Laichgewässer, verbessert. Hierfür werden bei Borgsum in den nächsten Wochen sechs ausgewählte Gewässer in einer ehemaligen Kiesgrube des Naturschutzvereins Elmeere e.V. auf Föhr mit einem Bagger von störenden Büschen und Bäumen befreit und ein Gewässer komplett neu angelegt. Damit die nachtaktiven Kreuzkröten sich tagsüber und im Winter eingraben können, werden außerdem sandige Flächen rund um die Gewässer geschaffen. Für die langfristige Offenhaltung der Gewässerränder beweiden Pferde die Flächen auf Föhr. Auch auf Amrum starten in Kürze in der Nähe des Wriakhörnsees erste Gewässersanierungen für die Kreuzkröte. Dank der Bereitstellung einer Fläche in Privatbesitz, konnte außerdem bereits mit einer Gewässersanierung für den Moorfrosch begonnen werden. Hierzu wurden Gehölze entfernt, die die Uferbereiche des Moorfroschgewässers beschatten.
Neben der Verbesserung der Lebensräume bedarf es im Falle der Kreuzkröte weitere Hilfestellungen. Durch Nachzucht und Wiederansiedlung soll ihr Bestand direkt gestärkt werden. Über einen Zeitraum von vier Jahren werden daher jedes Jahr 1000 junge Kreuzkröten in den Gewässern auf den beiden Inseln ausgesetzt. Die ersten Tiere fanden bereits letztes Jahr ihren Weg in die bestehenden Gewässer.
Um sicherzustellen, dass sich die Tiere schon bald wieder wohlfühlen, werden die Baumaßnahmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein baubiologisch von der Firma Amphi Consult begleitet, unterstützt durch den Naturschutzverein Elmeere e.V. auf Föhr und dem Öömrang Ferian i.f. auf Amrum. „Erfreulich ist, dass neben den Gemeinden und dem Land auch Privateigentümer ihre Flächen zur Verfügung stellen, weil sie einen aktiven Beitrag für die Tiere und Pflanzen in ihrer Heimat leisten wollen“, freut sich Carmen Klein, stellvertretende Bürgermeisterin von Wittdün. Die Kosten der Maßnahmen werden alle durch den Kreis Nordfriesland getragen.
In einigen Jahren sollten sich die Open-Air-Konzert-Fans dann auch wieder über die Chöre aus zahlreichen liebestollen Moorfröschen und Kreuzkröten freuen dürfen.
Lotte von Komorski