Der Schock saß tief bei Familie Habib, als sie erfuhren, dass Ihr Asylantrag nunmehr in der 3.Instanz und damit endgültig abgelehnt wurde. Weitere Rechtsmittel sind nicht mehr möglich, das Urteil ist rechtskräftig. Als letzte Möglichkeit kann ein Gesuch bei der Härtefallkommission den Vollzug der Ausreisepflicht oder auch die jahrelange Perspektivlosigkeit der Duldung vermeiden.
Die Familie Habib (Ramin, Ehefrau Maryam, Kinder Tayeb und Yousuf) wurde Anfang 2015 von der Flüchtlingsbehörde dem Amt Föhr-Amrum zugewiesen und kam Mitte Februar 2015 nach Amrum. Ramin und seine Familie sind aus Afghanistan geflohen, da er auf der Todesliste der Taliban steht, nachdem er die USA bei der Bekämpfung der Taliban in Afghanistan unterstützt hat.
Die Härtefallkommission stellt fest, ob es dringende humanitäre oder persönliche Gründe gibt, die eine weitere Anwesenheit in der BRD rechtfertigen. Sollte die Härtefallkommission dieses bestätigen, kann sie ein Härtefallersuchen an das schleswig-holsteinische Innenministerium richten. Dieses hat dann nach eigener Sachverhaltsprüfung die Möglichkeit, gegenüber der Ausländerbehörde anzuordnen, dass eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt wird.
Die Anrufung der Härtefallkommission stellt weder ein Abschiebungshindernis dar, noch entfaltet sie aufschiebende Wirkung. Aufenthaltsbeendende Maßnahmen werden jedoch in der Regel nicht vor der Entscheidung im Härtefallverfahren vollzogen.
Für die Familie Habib ist Amrum Ihre neue Heimat geworden. Die Kinder Tayeb (geb. 2012) und Yousuf (geb. 2014) kennen bewusst gar keine andere Umgebung. Wie alle Deutschen Kinder sind sie in den Kindergarten gegangen und besuchen die Schule (Tayeb). Beide sprechen perfekt deutsch und haben sowohl im Kindergarten als auch in der Schule keinerlei Eingewöhnungsschwierigkeiten. Lothar Herberger vom Amrumer Kindergarten:“Yousuf ist ein Kind wie jedes andere Amrumer Kind in unserem Kindergarten. Er ist perfekt in die Gruppe integriert und pflegt auch Freundschaften mit den Kindern außerhalb des Kindergartens. Dieses trifft auch für Tayeb zu, der von Mitte 2015 bis zum Schulbeginn 2018 bei uns im Kindergarten war.“
Tayeb besucht mittlerweile die Öömrang Skuul. „Tayeb ist im Klassenverband super integriert und voll eingegliedert“ so die Klassenlehrerin Kathy Isemann. „Er ist lebhaft und von allen Mitschülern voll akzeptiert. Besonders das Lesen macht ihm viel Spaß. Er liebt auch sportliche Aktivitäten wie Fußball, Floorball und Turnen und ist immer mit viel Engagement und Fröhlichkeit dabei“.
Den Eltern ist die Förderung Ihrer Kinder sehr wichtig und sie besuchen sowohl im Kindergarten wie auch in der Schule die Elternabende und bringen sich aktiv ein.
Um Eltern, Kinder und die Erzieher besser kennenzulernen, hat Maryam auch ehrenamtlich im Kindergarten mitgeholfen, was ihr bei dem Erlernen der deutschen Sprache geholfen hat.
Ramin hat von Anfang an versucht, den Lebensunterhalt für die Familie durch Arbeit selbst zu verdienen. Seit 3 1/2 Jahren arbeitet er jetzt im Amrumer Zentralmarkt. Heiko Müller: „Ramin ist ein ausgezeichneter Mitarbeiter, der verantwortungsvoll und selbständig bei uns im Team mitarbeitet. Er kann sehr gut mit Kunden umgehen und durch seine Sprachkenntnisse ist er in unserem internationalen Team von Mitarbeitern eine große Hilfe.“
Seit 2015 ist Habib aktives Mitglied bei der Süddorfer Feuerwehr. Die Integration der anderen Flüchtlinge liegt Habib besonders am Herzen. Das Amt Föhr-Amrum nimmt des Öfteren Ramins Hilfe beim Dolmetschen in Anspruch und Ramin packt auch schon mal mit an, wenn auf Amrum eine neue Flüchtlingswohnung eingerichtet wird.
Die Familie Habib wohnt mittlerweile in der Wohngenossenschaft „Üüs Anran“ in Wittdün. Inmitten von vielen Amrumer Familien haben sie ein schönes Zuhause gefunden und sind engagierte und hilfsbereite Mitglieder der Gemeinschaft.
Ein besonders herzliches Verhältnis hat die Familie Habib zu Ihrer Helferin der ersten Stunde, Gabi Paulsen, aufgebaut. Sie ist Mutter und Großmutter zugleich, für Ramin und Maryam ist sie „Mom“ und für Tayeb und Yousuf die Oma. „Ich kann und möchte mir ein Leben ohne „meine“ Familie nicht mehr vorstellen. Es ist mein innigster Wunsch, dass Familie Habib in unserer Mitte auf unserer Insel bleiben darf“ so Gabi Paulsen. Fast täglich besucht Gabi „ihre Familie“ und steht immer mit Rat und Tat zur Seite.
Kriterium für ein Bleiberecht ist auch das Maß der Integration und welche Härte es besonders auch für die Kinder bedeutet, ausgewiesen zu werden. Familie Habib ist sicher ein Beispiel für eine sehr gelungene Integration und für die Kinder würde die Ausweisung eine Trennung von ihrer Heimat, ihren Freunden und engsten Bezugspersonen bedeuten.
Dies ist sicherlich eine„außergewöhnliche Härte“.