
In den vergangenen Tagen gab es auf Amrum einige Diskussionen, ob das traditionelle Biikefeuer wegen der Corona Pandemie stattfinden kann oder abgesagt werden muss. Die drei Amrumer Gemeinden haben nun entschieden, dass es am 21.Februar kein offizielles Biiken geben wird. Man möchte größere Menschenansammlungen aufgrund der Ansteckungsgefahr auf jeden Fall verhindern. Auch der Nordfriesische Kreisfeuerwehrverband hat seinen Freiwilligen Feuerwehren empfohlen, sich aus Gründen des Infektionsschutzes nicht am Biikebrennen zu beteiligen.
Was geschieht nun mit den doch schon sehr großen Biikehaufen? „Wir werden unsere Haufen In Nebel und Süddorf im Laufe des Sonntags unter der Aufsicht unserer Bauhofmitarbeiter abbrennen“ so Nebels Bürgermeister Cornelius Bendixen, „die Zufahrtstrassen werden entsprechend gesperrt“. Auch in Norddorf wird der Biike-Haufen von den Außendienstmitarbeitern der Gemeinde am Sonntag entzündet. „Wir werden darauf achten, dass niemand dem Feuer zu nahe kommt und wo immer nötig, die Leute bitten, entsprechenden Abstand untereinander zu halten,“ so Norddorfs Bürgermeister Christoph Decker. Wittdüns Bürgermeister Heiko Müller teilte mit, dass noch nicht genau feststeht, wann der Wittdüner Biikehaufen abgebrannt wird.
Wie in jedem Jahr hört man seit Mitte Januar überall auf der Insel das Geräusch von Motorsägen. Sowohl im Amrumer Wald als auch auf vielen Privatgrundstücken werden Bäume gefällt und Sträucher beschnitten, da der Gehölzschnitt kostenfrei zu den Biikehaufen gebracht werden kann. Wurden früher die Biikehaufen von den Konfirmanden in mühsamer Kleinarbeit mit Handwagen zusammengefahren, bringen heute Traktoren mit großen Anhängern die Sträucher und Baumschnitte zu den Biikeplätzen. Entsprechend groß sind die Haufen im Vergleich zu früher geworden. In diesem Jahr beträgt die Gesamtmenge der angefahrenen Sträucher für alle Biikehaufen zusammen etwa 10.000 m3.
In einem Leserbrief im Inselboten stellte Anke Tadsen die berechtigte Frage, ob es in Zeiten der Klima – Diskussionen sinnvoll ist, solche Mengen an Holz einfach zu verbrennen. „Die Tradition des Biikebrennens könnte man doch auch aufrechterhalten, wenn die Feuer deutlich kleiner sind. Es muss doch eine Möglichkeit geben, den Holzschnitt umweltfreundlicher zu verwerten,“ so Anke Tadsen.

Im Laufe ihres Wachstums speichern die Bäume durch die Photosynthese größere Mengen Kohlenstoff im Holz und tragen damit zur besseren Luftqualität unserer Umwelt bei. Beim Verbrennen von Holz wird dieser Kohlenstoff durch die Verbindung mit Sauerstoff in gleicher Menge in Form von CO2 wieder in die Atmosphäre zurückgegeben. Der Prozess ist also Klimaneutral. Auch wenn man das Holz im Wald belassen würde (schreddern oder absterben der Bäume), wird der gesamte Kohlenstoff durch das Verrotten wieder in die Atmosphäre zurückgegeben, es dauert nur deutlich länger als beim Verbrennen.
Die Nutzung von Holz wird erst dann klimafreundlich, wenn man das Holz als Baustoff nutzt. Der Kohlenstoff bleibt im Holz enthalten, das Bauholz dient somit als Kohlenstoffspeicher und ersetzt andere Baustoffe, die deutlich mehr Energie bei ihrer Herstellung benötigen.
Auch beim Heizen mit Öl oder Gas wird Kohlenstoff freigesetzt. Heizt man alternativ mit Holz (Pellets oder Holzhäcksel) wird zwar der im Holz gebundene Kohlenstoff wieder freigesetzt, aber die Energiebilanz ist insgesamt besser, da der im Erdöl oder Gas gespeicherte Kohlenstoff nicht zusätzlich in die Umwelt gelangt.
Die Frage, ob und wie man die auf Amrum anfallenden Holzabfälle etwa durch Schreddern als Heizmaterial verwenden kann, ist nicht so einfach zu beantworten. „Wir haben schon öfter darüber diskutiert, ob es Sinn macht, alles anfallende Holz komplett zu schreddern und damit Gebäude wie etwa das Wittdüner Schwimmbad zu heizen,“ so Gartenbauer Ole Andresen, „es scheitert aber am Aufwand und vor allen Dingen an der Menge. Will man mit Hackschnitzel heizen, muss das Holz vorher mindestens 3 – 6 Monate getrocknet werden, wir müssen es also zwischenlagern. Idealerweise schreddert man die Stämme, das gibt die besten Hackschnitzel. Baumschnitt zu verheizen ist deutlich ineffizienter. Der Brennwert ist schlechter und man muss vorher die Kiefernnadeln aus dem Hackschnitzel heraussieben. Die anfallenden Mengen auf Amrum sind einfach nicht ausreichend, um sie ökologisch und ökonomisch zu nutzen.“
Ein Mehrfamilienhaus benötigt im Jahr etwa 50.000 Kilowattstunden Wärme zum Heizen, das entspricht etwa 5000 l Heizöl. Um die gleiche Wärmemenge mit Hackschnitzel zu erzielen, wären etwa 12.5 Tonnen erforderlich.
Oke Martinen aus Süddorf schlägt vor, das geschredderte Material in einer Holzvergaseranlage zu verarbeiten. Holzvergaseranlagen produzieren Strom und die dabei entstehende Abwärme könnte zum Heizen oder zur Trocknung weiterer Holzschnitzel verwendet werden. Hier gibt es auch schon kleinere Anlagen. Beispielsweise können bei einem Holzpellets Verbrauch von ca.40kg/h etwa 50 kW Strom und 110 kW Wärme erzeugt werden .
Es lohnt sich sicherlich, nochmal darüber nachzudenken, ob und wie eine ökologische Nutzung des auf Amrum anfallenden Holzabfalles möglich ist.
Neben der CO2-Problematik ist die Feinstaubbelastung durch Holzverberennung nicht zu unterschätzen – insbesondere auf einer Insel, welche (richtigerweise) mit sauberer Luft Werbung macht. Hackschnitzel können auch zur Bodenverbesserung, in Wegen zum Beispiel, verwendet werden.
Andres Bächtold, regelmässiger Amrumbesucher aus der Schweiz
40 Kilo Holzschnitt pro Stunde ist nicht wenig. Reichten denn die gelagerten oder Entnommenen Mengen an Holz überhaupt aus um so eine Holzvergasungs-Anlage über das ganze Jahr hinweg betreiben zu können? Wenn es nicht reicht müßte man entweder die Nötigen Mengen vom Festland zukaufen/Transportieren oder die Anlage still legen. Beides scheint mir keine Sinnvolle Option zu sein. Ich denke so was muß man vorher wissen um das überhaupt als Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Kay Martinen